Triggerwarnung: Der folgende Text thematisiert und zeigt verstörende Aufnahmen, die für Personen belastend und retraumatisierend sein können.
Die Bilder sind nur schwer zu ertragen und dennoch sind sie wichtig: Sie zeigen erneut, wie brutal Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine durchführt. Dabei macht der Kreml nicht Halt vor Kindern. Das zeigt ein russischer Raketenangriff auf eine Kinderklinik in Kiew.
Auf Social Media kursieren mehrere Videos und Fotos, die das Ausmaß vor Ort zeigen. Auch Präsident Wolodymyr Selenskyj veröffentlicht auf X eine kurze Aufnahme, die zerstörte Krankenzimmer und Blutspuren auf dem Fußboden zeigt.
Selenskyj spricht davon, dass Menschen verschüttet seien. "Alle helfen, die Trümmer zu beseitigen – Ärzte und andere Leute", schreibt er. Selenskyj legte sich nicht fest, ob die Klinik direkt angegriffen worden sei oder die Attacke einem anderen Objekt gegolten habe.
Aber er führt aus: "Russland kann sich nicht unwissend stellen, wohin seine Raketen fliegen, und muss für alle seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden." Bürgermeister Vitali Klitschko sprach von 16 Verletzten in dem Krankenhaus, darunter sieben Kinder.
Die Kleinen unter den Überlebenden stehen sichtlich unter Schock. Darunter auch Kinder, die einen Kampf gegen Krebs führen in einem Land, das einen Angriffskrieg Russlands abwehrt. Nach dem Raketenangriff müssen sie auf der Straße behandelt werden. Osteuropa-Experte Andreas Umland teilt ein Foto auf X dazu.
Kinder ohne Haare und Gesichtsmaske sitzen auf Stühlen vor einem Gebäude. Einige sitzen auf dem Schoß eines Erwachsenen und klammern sich an ihre Bezugsperson. Ein kleines Mädchen rollt sich in den Armen einer Frau regelrecht zusammen und hält schützend die Hand vor ihr Gesicht.
Ein X-User kommentiert den Post bissig und bedankt sich bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die Eskalationsspirale fest im Griff zu haben. Scholz steht immer wieder in der Kritik, bei den Hilfen für die Ukraine zu zurückhaltend zu handeln, um eine Eskalation zu vermeiden.
Der Angriff auf das Okhmatdyt-Kinderkrankenhaus löst eine Schockwelle auf Social Media aus – auch der deutsche Botschafter Martin Jäger sei vor Ort gewesen.
Auf X berichtet Jäger: "Die Ärzte behandeln Kinder auf der Straße. Kleine Krebs- und Dialysepatienten sitzen mit ihren Müttern auf dem Bürgersteig. Feuerwehr, Rettungskräfte und viele Freiwillige helfen vor Ort. Auch wir helfen – tun, was wir können."
Offenbar nicht genug und zu spät, meint Militärexperte Carlo Masala. Zum Post von Jäger schreibt er: "Ich hätte ja eine Idee, wie man das zukünftig verhindern kann. Hat was mit weitreichenden Waffensystemen, Flugplätzen und Abschussvorrichtungen in Russland zu tun. Aber Bedauern und Entsetzen ist auch gut."
Gesundheitsminister Wiktor Ljaschko zufolge wurden in dem Kinderkrankenhaus Abteilungen für Dialyse, Krebsbehandlung, Operationssäle und die Intensivstation beschädigt. Hunderte Anwohner:innen helfen Rettungskräften, Trümmer zu räumen und nach Opfern zu suchen.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigt Raketenangriffe, die angeblich Rüstungsfabriken und Militärflugplätzen der Ukraine galten. Die vielen Videobilder aus Kiew belegen, dass die Schäden durch eine ukrainische Flugabwehrrakete verursacht worden seien, heißt es ohne Beleg.
Die Erschütterung der Ukrainer:innen über den Angriff tat das Moskauer Militär als "Hysterie des Kiewer Regimes" ab, wie sie sich immer wieder vor Zusammenkünften der Nato zeige.
Ein Tag vor dem Nato-Gipfel in Washington sind durch schwere russische Raketenangriffe auf die Ukraine mehr als zwei Dutzend Menschen getötet worden. In der Hauptstadt Kiew wurden nach Behördenangaben mindestens 15 Menschen getötet und 37 Menschen verletzt. Aus den Industriestädten Krywyj Rih und Dnipro im Süden der Ukraine wurden mindestens elf Tote und 59 Verletzte gemeldet.
(Mit Material der dpa)