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Donald Trump: Als große Schwester ihm am Telefon Meinung sagte, wurde er sauer

WASHINGTON, DC - JULY 15: President Donald Trump speaks in the Oval Office of the White House after receiving a briefing from law enforcement on "Keeping American Communities Safe: The Takedown o ...
Mag es nicht, wenn ihm jemand widerspricht: Donald Trump.Bild: Getty Images North America / Pool
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"War weg": So geht Trump mit seiner Schwester um – watson-Serie Teil 2

Donald Trumps Nichte Mary Trump rechnet in ihrem neuesten Enthüllungsbuch mit ihrem Onkel, dem US-Präsidenten, ab. Watson hat die interessantesten Teile für euch zusammengefasst. Heute Teil 2 darüber, wie Trumps große Schwester ihn noch vor einem Treffen mit Nordkoreas Machthaber gewarnt hatte, Trump aber nicht hören wollte – und anschließend ihr Verhältnis kippte.
17.07.2020, 15:0718.07.2020, 18:34
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Im Juni 2018 traf sich US-Präsident Donald Trump vor den Augen der Weltöffentlichkeit beim sogenannten "Singapore Summit" mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un. Ein historisches Treffen, von dem sich einige viel versprachen. Trump selbst jedoch war weniger aufgeregt und hatte sich im Vorfeld kaum über die strategischen Interessen der USA in Fernost informiert, wie Ex-Sicherheitsberater John Bolton in seinem Enthüllungsbuch schilderte.

So soll Donald Trump – Bolton zufolge – unvorbereitet zu dem Treffen erschienen sein und davon ausgegangen sein, dass ein einfaches Zusammentreffen der beiden Staatschefs, auf deren Schreibtisch sich der rote Knopf für die Atomwaffen befindet, die koreanische Halbinsel dauerhaft befrieden und zur nuklearen Abrüstung Nordkoreas beitragen könnte.

Die watson-Serie zum Enthüllungsbuch "Too Much And Never Enough" – Teil 2.
Die watson-Serie zum Enthüllungsbuch "Too Much And Never Enough" – Teil 2.Bild: IMAGO / MEDIA PUNCH / ZUMA WIRE / LEVINE-ROBERTS / WATSON-MONTAGE

Schlussendlich sollte das Treffen aber durch Trumps Naivität und absolute Beratungsresistenz dazu führen, dass der US-Präsident wichtige Verhandlungsmasse aus der Hand gab, zum Beispiel gemeinsame Manöver zwischen US-Streitkräften und südkoreanischem Militär. Und das im Austausch gegen kaum nachprüfbare Versprechungen von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un.

Wie Donalds Nichte Mary Trump nun in ihrem Buch "Too Much And Never Enough" beschreibt, wäre Donald wohl besser gefahren, wenn er auf seine große Schwester Maryanne gehört hätte. Die hatte ihn nämlich vor dem Treffen mit Kim Jong-un gewarnt.

Die watson-Serie zum Enthüllungsbuch von Mary Trump: "Too Much and Never Enough: How My Family Created the World’s Most Dangerous Man"

Trumps ältere Schwester

Der Trump'sche Familienclan wird geprägt durch das Immobilien-Imperium, das Donalds Vater Fred C. Trump begründet und an seinen Sohn vererbt hatte. Doch nicht alle im Trump-Clan sind dem Vorbild des Vaters gefolgt. Donalds Schwester Maryanne lernte "etwas Anständiges" und schlug eine Laufbahn als Juristin ein.

Sie scheint daher auch mehr von Politik zu verstehen als ihr Bruder. Während dieser nämlich vor allem durch seine nicht immer ganz durchsichtigen Geschäfte und Affären mit Playmates und Laufsteg-Models in die Schlagzeilen geriet, stieg seine ältere Schwester zu einer der wichtigsten Richterinnen des Landes auf und engagierte sich unter anderem bei der republikanischen Partei.

Auch wenn Donald Trump gerne behauptete, sie hätte ihre Karriere maßgeblich seiner Einflussnahme zu verdanken gehabt: Mehrere US-Präsidenten sprachen sich für Maryanne Trump als Richterin an Bundesgerichtshöfen aus. Sie war während ihrer aktiven Zeit über Parteigrenzen hinweg eine geschätzte, wenn auch nicht unumstrittene Juristin, bis sie 2019 emeritiert wurde.

Ihre Nichte Mary beschreibt sie in ihrem Buch, "Too Much And Never Enough" als gebildete, schlaue, aufmerksame und scharfe Beobachterin ihres Bruders und damit dem absoluten Gegenteil von dem wofür Donald Trump steht. Wohl auch ein Grund dafür, dass seine ältere Schwester nicht damit gerechnet hatte, dass Donald es wirklich mal ins Präsidentenamt schaffen würde.

Trump Donald Trump: Jetzt spricht Nichte Mary Trump über ihren Onkel.
Maryanne Trump Barry (r.) ist emeritierte Bundesrichterin und scheint nicht nur aufgrund ihres Alters weiser als ihr Bruder zu sein. Bild: www.imago-images.de / UPI Photo

Trump ignorierte alle Ratschläge seiner großen Schwester

Wahrscheinlich ist ihre Erfahrung als Bundesrichterin einer der Gründe, warum Maryanne ihrem Bruder einen weisen Ratschlag vor dessen Treffen mit Kim Jong-un auf den Weg gab. Den Schilderungen von Trumps Nichte Mary zufolge, rief Maryanne am Vorabend des Treffens zwischen dem US-Präsidenten und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un im Juni 2018 im Weißen Haus an und hinterließ ihrem Bruder eine wichtige Nachricht:

"Sagen Sie ihm, dass seine ältere Schwester angerufen hat mit einem kleinen schwesterlichen Ratschlag: Bereite dich vor. Lerne von denen, die wissen, was sie tun. Halte dich von Dennis Rodman fern und lass Twitter daheim."
Maryanne Trump Barry laut Mary Trumps Schilderungen in "Too Much And Never Enough"
PANMUNJOM, SOUTH KOREA - JUNE 30: (SOUTH KOREA OUT): A handout photo provided by Dong-A Ilbo of North Korean leader Kim Jong Un, U.S. President Donald Trump, and South Korean President Moon Jae-in ins ...
Donald Trumps Nordkorea-Diplomatie wird von vielen Experten inzwischen als gescheitert angesehen. Das wäre vielleicht nicht passiert, wenn Donald Trump auf seine Schwester gehört hätte. Bild: Getty Images AsiaPac / Handout

Zum Verzweifeln aus Sicht von Maryanne Trump: Ihr kleiner Bruder Donald hielt sich in der Folge an keinen einzigen dieser Ratschläge, außer an den scherzhaften Hinweis, sich von Dennis Rodman fernzuhalten. Was aber auch schlichtweg damit zu tun hatte, dass der Ex-NBA-Star, der gerne mal mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un auf dessen Jacht feiert, nicht in Singapur anwesend war.

Verhältnis kippte: "Sollte Maryanne jemals Einfluss gehabt haben, war er jetzt weg"

Wie auch bei vielen seiner Untergebenen und Berater war Trump selbst bei seiner Schwester beratungsresistent. Eine Eigenschaft, die sich Beobachtern zufolge mit Fortschreiten von Trumps Amtszeit eher noch verstärkte.

Für das Verhältnis von Maryanne und ihrem Bruder Donald war der Vorfall Laut Mary Trump ein Schlüsselereignis in der geschwisterlichen Beziehung:

"Sollte Maryanne jemals Einfluss auf ihren kleinen Bruder gehabt haben, war er jetzt weg. Abgesehen von den obligatorischen Geburtstagsanrufen sprachen sie ab jetzt kaum noch miteinander."
Mary Trump in "Too Much And Never Enough"

Zuvor hatte Maryanne Trump viel darauf gehalten, dass sie ihren jüngeren Bruder zumindest ein wenig in Zaum halten konnte. Anscheinend hat das Telefonat um den Gipfel in Singapur einen Keil zwischen die beiden getrieben und Maryanne endgültig vor Augen gehalten, dass ihr Bruder unbelehrbar ist.

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Mary Trump ist die Tochter von Donald Trumps Bruder, Fred Trump. Über ihren berühmten Onkel hat sie nun ein Buch geschrieben: "Too Much and Never Enough: How My Family Created the World's Most Dangerous Man"Bild: www.imago-images.de / Peter Serling/Simon & Schuster

Als seine große Schwester ihm am Telefon ihre wahre Meinung sagte, wurde Trump sauer

Folgt man den Darstellungen von Mary Trump, waren die Telefonate zwischen den beiden Geschwistern allerdings auch schon zuvor nicht unbedingt herzlich und vor allem von Donalds Versuchen geprägt gewesen, seiner Schwester Lobpreisungen für seine eigene großartige Regierungsarbeit abzuringen:

"Nach den Wahlen rief Donald seine große Schwester demonstrativ an, um sie zu fragen, wie er sich in ihren Augen so als Präsident mache. Er dachte, er wüsste die Antwort bereits, andernfalls hätte er gar nicht erst angerufen. Es ging ihm vor allem darum, dass sie bestätigte, was für großartige Arbeit er leistete. Als sie allerdings mit 'nicht so gut' antwortete, ging Donald sofort in die Offensive. 'Das ist böse', sagte er. (...) 'Maryanne, wo wärst du nur ohne mich?' Womit er darauf anspielte, dass Maryanne ihm in seiner Darstellung ihre erste Berufung als Bundesrichterin verdankte."
Mary Trump in "Too Much And Never Enough"

Dieses Bild von Donald Trump zieht sich durch Mary Trumps gesamtes Buch, in dem sie immer wieder auf die emotionale Unreife und Egozentrik ihres Onkels verweist, der ihr zufolge ohne jegliches Gefühl von Mäßigung wie ein verzogener kleiner Junge immer nur noch mehr und mehr an Bestätigung und Anerkennung anderer verlangt.

Ihr ultimativer Ratschlag daher an ihren Onkel: "Trete zurück", wie sie unlängst in einem TV-Interview erklärte. Nachdem Donald Trump selbst die gut gemeinten Ratschläge seiner großen Schwester ignoriert hatte, ist es allerdings sehr unwahrscheinlich, dass er sich diesen Ratschlag seiner Nichte zu Herzen nehmen wird.

06.07.2020, ---: Dieses von Simon & Schuster herausgegebene Titelbild zeigt «Too Much and Never Enough: How My Family Created the World's Most Dangerous Man» («Zu viel und nie genug - Wie mei ...
Mary Trump ist promovierte Psychologin. In ihrem Buch, "Too Much And Never Enough" analysiert sie die Persönlichkeit ihres Onkels und erhebt schwere Vorwürfe.Bild: Simon & Schuster / Uncredited
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