Noch vor seiner Präsidentschaft: Donald Trump machte Michelle Obama Angst
Donald Trump und Barack Obama könnten als Präsidenten gegensätzlicher nicht sein. Verkörperte der ehemalige Senator aus Chicago vor allem Hoffnung, Aufbruch und Zusammenhalt, war die Präsidentschaft unter Trump für viele US-Amerikaner geprägt von Spaltung und Rückschritt bei Themen wie Migration, Umweltschutz und den internationalen Beziehungen.
Dass Donald Trump überhaupt Präsident werden könnte, war für viele, insbesondere in Deutschland, vor dem Herbst 2016 eine abseitige Vorstellung. Kaum einer nahm den ehemaligen Reality-TV-Star ernst, auch Barack Obama nicht. Eine witterte von Anfang an eine Gefahr durch Trumps Äußerungen: First Lady Michelle Obama.
"Es fiel mir schwer, ihn allzu ernst zu nehmen"
Für Barack Obama fand Donald Trump in einer anderen Welt statt, mit der er wenig anfangen konnte. Der US-Präsident war kein regelmäßiger Zuschauer der Reality-TV-Sendungen, bei denen Donald Trump zu sehen war. In der Welt der Wirtschaft war der selbsternannte "Selfmademan" weder ein bekanntes Gesicht, noch schätzte ihn irgendwer als sonderlich seriös ein – eine Einschätzung, die gegenüber watson auch der deutsch-amerikanische Manager Martin Richenhagen bestätigt hat. Auch Barack Obama hörte wenig Gutes über Trump:
2010 bot Donald Trump schließlich dem US-Präsidenten seine Dienste an, als im Golf von Mexiko die Ölbohrinsel "Deepwater Horizon" explodierte und ein gigantisches Ölleck entstand. Der Beginn einer der größten Umweltkatastrophen der Geschichte. Mehrere Wochen versuchten Experten, das Leck zu schließen, was sich als komplizierte Aufgabe herausstellte. Einer hatte aber das Selbstvertrauen, zu denken, dieser Krise gewachsen zu sein: Donald Trump. Das Gespräch, das Obama darauf mit Trump führte, war durchaus kurios und bestätigte Obamas Eindruck, Donald Trump nicht sonderlich ernst nehmen zu müssen:
Michelle Obama fürchtete sich vor Trump
Ob die Absage Trumps empfindliches Ego gekränkt hat? Möglich wäre es, denn mit der Zeit wandte sich Donald Trump von möglichen Dienstleistungen für das Weiße Haus ab und einer neuen Beschäftigung zu: Er wurde einer der prominentesten Anhänger des "Birtherism". Anhänger dieser Verschwörungserzählung waren der Meinung, Obama sei nicht in den USA geboren und damit nicht berechtigt, US-Präsident zu sein.
Zusätzlich befeuert wurde diese Theorie dadurch, dass Donald Trump sie immer weiter mit angeblichen Neuigkeiten und Nachforschungen anheizte. So säte er Zweifel an Obamas Lebenslauf. Dessen Noten seien nicht gut genug gewesen, um an der Harvard University studieren zu können. Außerdem habe ein Nachbar Obamas Buch "Ein amerikanischer Traum" geschrieben und nicht er selbst.
Schließlich hatte Donald Trump nach eigenen Angaben sogar einen Detektiv nach Hawaii geschickt, um nach der Geburtsurkunde von Barack Obama zu suchen, weil dort etwas stehe, "was ihm nicht gefällt". Besonders geschockt hatte Barack Obama nach eigenen Angaben, dass manche Medien sich auf die Darstellungen Donald Trumps einließen, ihm nicht öffentlich widersprachen und auch keinem auffiel, wie rassistisch dessen Verschwörungserzählungen waren.
So kreierte Donald Trump mit seinen Äußerungen eine mediale Aufmerksamkeit um seine Person, die ihm bald zunutze wurde. Noch bevor Trump öffentlich erklärte, für die Präsidentschaft zu kandidieren, erklärte einer der politischen Berater Obamas, dass Donald Trump laut Umfragen der aussichtsreichste republikanische Kandidat sein würde.
Im Gegensatz zu ihrem Mann nahm Michelle Obama Donald Trumps Äußerungen durchaus ernst und sah in ihnen in letzter Konsequenz eine Gefahr für ihre Familie:
Obamas Antwort: Humor
Lange hatte Barack Obama sich geweigert, die Verschwörungserzählungen rund um seine angeblich nicht vorhandene Geburtsurkunde zu adressieren. Auch seine Berater waren der Meinung, dass es eines US-Präsidenten nicht würdig sei, sich um nachweisbare Falschaussagen von ein paar Spinnern zu kümmern und diesen damit weitere Munition für ihre verrückten Theorien zu liefern.
Schließlich entschied sich Barack Obama trotzdem, den Spekulationen über seine Geburtsurkunde ein Ende zu bereiten. Er ließ Mitarbeiter des Weißen Hauses das Original in Hawaii besorgen. Der Kritik von Donald Trump begegnete er außerdem mit Humor.
Beim White House Correspondents' Dinner 2011, bei dem auch Trump anwesend war, erklärte Obama in seiner Ansprache, nicht nur seine Geburtsurkunde im Original vorlegen zu können, sondern sogar sein Geburtsvideo.
In Anspielung auf Donald Trumps Unterstellung, Obama sei eigentlich in Kenia geboren worden, zeigte der US-Präsident anschließend einen Ausschnitt aus dem Disney-Film "König der Löwen", der die Geburt des Löwenbabys Simba darstellt.
Anschließend wandte er sich noch einmal direkt an Trump und nahm ihn vor laufenden Kameras auf die Schippe:
Auch Barack Obama kann Donald Trump nicht verhindern
Auch wenn ihm in dieser Situation wohl ein Punktesieg gelungen war, blickt Barack Obama im Nachhinein mit einiger Selbstkritik auf den Umgang mit Donald Trump zurück: Schließlich sei jede mediale Aufmerksamkeit für den künftigen US-Präsidenten ein Schritt näher zur Macht gewesen. Obama kritisiert in seinen Memoiren auch die Medien für deren Komplizenschaft, die Donald Trump erst ermöglichte:
Und der Mechanismus der Medien sollte Donald Trump auch in der Folgezeit immer weiteren Aufwind verleihen und schließlich bis ins Präsidentenamt hieven. Die Sender zeigten seine Statements und Kommentare, weil seine Art – so lächerlich sie vielen daherkam – hohen Unterhaltungswert bot. Mit Twitter hatte der künftige US-Präsident die perfekte Plattform für seine verkürzten, populistischen und oft faktisch falschen Statements gefunden.
Der Nachfolger des "professoralen" Barack Obama, der ein Buch jederzeit dem Fernseher vorzog und an Regierungserklärungen mit vielen Beratern feilte, um auch wirklich die richtige Message zu senden, sollte Trump werden. Ein Präsident, der im Minutentakt Statements via Twitter in die Welt jagte, die vor Falschinformationen strotzten und keiner seiner Mitarbeiter – ja wahrscheinlich nicht einmal seine Frau – je gegengelesen hatte.
1024 Seiten, mit 32 Seiten Farbbildteil.
Preis: 42 Euro (Hier erhältlich).
Am 17. November im Penguin Verlag erschienen.