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Wie geht es Donald Trump? Leibarzt verwirrt, Staatschef plaudert Details aus

October 3, 2020, Bethesda, Md, United States Of America: President Donald J. Trump works in his conference room at Walter Reed National Military Medical Center in Bethesda, Md. Saturday, Oct. 3, 2020, ...
Donald Trump arbeitet fleißig weiter trotz Corona – das sollen Bilder wie dieses suggerieren.Bild: imago images / SMG
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Leibarzt sorgt für Verwirrung, Stabschef plaudert Details aus: Was über Trumps Zustand bekannt ist

05.10.2020, 11:40
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US-Präsident Donald Trump hat am Sonntag das Krankenhaus für wenige Minuten verlassen, um seine Anhänger außerhalb der Klinik zu grüßen. Aus einem schwarzen SUV heraus winkte er seinen Fans in Bethesda im Bundesstaat Maryland zu, wie auf Videos zu sehen war. Trump saß mit mindestens zwei Personen in dem Wagen und trug eine Maske.

Dieser Ausflug sorgt für scharfe Kritik, schließlich gefährdet Trump, wenn er noch ansteckend ist, seine Mitfahrer. Umso dringender ist daher die Frage: Wie geht es Trump aktuell wirklich?

Dass der US-Präsident sich nicht nur mit dem Coronavirus infiziert hat, sondern sogar ins Krankenhaus geflogen wurde, hat die Nation zutiefst verunsichert.

Sein Leibarzt Sean Conley sollte die Amerikaner am Samstag über Trumps Gesundheitszustand aufzuklären. Keine 13 Minuten dauert der Auftritt. Danach ist nicht nur die Verunsicherung, sondern auch das Misstrauen gegenüber dem Weißen Haus noch größer als zuvor. Denn die Informationen über Trump widersprechen sich.

Die anonyme Quelle

Conley und sein Ärzteteam zeichnen am Samstag vor den Journalisten ein rosiges Bild vom Zustand des 74-Jährigen - doch nur wenige Minuten nach dem Ende des Briefings steckt eine anonyme Quelle den Reportern ganz andere Informationen: "Die Werte des Präsidenten in den vergangenen 24 Stunden waren sehr besorgniserregend", heißt es da. Die nächsten 48 Stunden würden entscheidend. "Wir befinden uns noch immer nicht auf einem klaren Weg zu einer vollständigen Genesung."

Später stellt sich heraus: Die Quelle ist Trumps Stabschef Mark Meadows gewesen. Der CNN-Journalist Jim Acosta schreibt am Sonntag auf Twitter unter Berufung auf informierte Kreise, Trump sei stinksauer auf Meadows wegen dessen Äußerungen.

White House chief of staff Mark Meadows walks as President Donald Trump speaks at a campaign rally at Duluth International Airport, Wednesday, Sept. 30, 2020, in Duluth, Minn. (AP Photo/Alex Brandon)
Trumps Stabschef Mark Meadows ist die "anonyme" Quelle.Bild: ap / Alex Brandon

Der Leibarzt weicht aus

Auch ohne Meadows Querschuss wirft Conleys Auftritt am Samstag zahlreiche Fragen auf. Keine Antwort gibt der Arzt darauf, wie hoch Trumps Fieber war. Keine Angaben auch dazu, wie Trump sich angesteckt haben könnte. Wiederholt weicht der Mediziner der Frage aus, ob Trump irgendwann im Verlauf seiner Covid-19-Erkrankung zusätzlichen Sauerstoff benötigt habe. "Er bekommt im Moment keinen Sauerstoff", antwortet Conley mehr als einmal. Warum sich Conley derart windet, wird bald darauf klar: Die "New York Times" berichtet, Trump habe am Freitag Atemprobleme gehabt und Sauerstoff verabreicht bekommen.

"Leichte Symptome?"

Meadows räumt am Samstagabend im Sender Fox News ein: "Gestern waren wir wirklich besorgt. Er hatte Fieber, der Sauerstoffgehalt seines Bluts war rapide gefallen." Am Freitag hatte der Stabschef vor Journalisten noch behauptet, Trump zeige nur "leichte Symptome", der Präsident sei "in guter Stimmung" und sehr energiegeladen. Am Sonntag gibt dann auch Conley zu, dass Trumps Sauerstoffwerte gefallen seien - und zwar nicht nur am Freitag, sondern auch am Samstag.

Versuch der Rechtfertigung

Der Leibarzt versucht sich am Sonntag mit einer Rechtfertigung: "Ich habe versucht, die optimistische Haltung wiederzugeben, die das Team, der Präsident und sein Krankheitsverlauf an den Tag gelegt haben. Ich wollte keine Informationen geben, die den Krankheitsverlauf in eine andere Richtung lenken könnten. Und dabei kam es so rüber, als ob wir versuchen, etwas zu verbergen, was nicht unbedingt gestimmt hat." Nicht unbedingt? Conley sagt jedenfalls: "Tatsache ist, dass es ihm sehr gut geht." Sein Kollege Brian Garibaldi fügt hinzu, sollte es Trump weiterhin so gut gehen, "hoffen wir, dass wir für eine Entlassung ins Weiße Haus bereits morgen planen können".

President Donald Trump s physician Dr. Sean Conley provides an update on the condition of the president at Walter Reed National Military Medical Center in Bethesda, Maryland on Saturday, October 3, 20 ...
Trumps Leibarzt Conley widersprach sich bei seinen Ausführungen.Bild: imago images / Rod Lamkey

Wann lag Trumps Testergebnis vor?

Eine weitere zentrale Frage lässt Trumps Leibarzt unbeantwortet: Wann der Präsident zuletzt negativ getestet wurde. Stattdessen sorgt Conley für Verwirrung, als er am Samstag sagt, die Corona-Diagnose liege "72 Stunden" zurück. Das wäre verheerend für Trump: Dann hätte er gewusst, dass er hochansteckend ist, bevor er am Mittwochabend und Donnerstagnachmittag in Minnesota und New Jersey Spender traf, um Gelder für seinen Wahlkampf einzusammeln.

Schon so steht der Präsident in der Kritik, weil das Weiße Haus vor seinem Treffen am Donnerstag Kenntnis davon hatte, dass eine seiner engsten Beraterinnen mit dem Virus infiziert war. Conley verfasst wenig später eine vom Weißen Haus verbreitete "Klarstellung", in der es heißt, er habe sich falsch ausgedrückt. Tatsächlich habe Trumps positives Testergebnis erst am Donnerstagabend vorgelegen.

Trump und die Krankenhäuser

Die "New York Times"-Journalistin Maggie Haberman schreibt auf Twitter mit Blick auf Conleys Auftritt vom Samstag, der Arzt habe seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt. "Das liegt zum Teil daran, dass er den Wünschen eines Patienten nachkommt, der nicht will, dass die Information über gestern offengelegt wird", heißt es in Habermans Tweets unter Berufung auf Trumps Umfeld. Sein ganzes Leben lang habe Trump eine Phobie vor Krankheiten und ein extremes Misstrauen gegenüber Krankenhäusern gehabt. "Er wäre nicht in ein Krankenhaus gegangen, wenn es ihm relativ gut ginge."

Eine reine Vorsichtsmaßnahme?

Der Sender CNN berichtet, Berater hätten Trump drängen müssen, in den Hubschrauber zu steigen, der ihn am Freitagabend ins Krankenhaus brachte. Das Weiße Haus hatte von einer reinen Vorsichtsmaßnahme gesprochen. Trump - der vor der Wahl in rund einem Monat eigentlich noch jede Menge Auftritte geplant hat - sagte in einer Videobotschaft vom Freitagabend: "Ich denke, mir geht es sehr gut." Am Samstagabend scheint er sich im Nachhinein selbst zu widersprechen, als er in einem Video aus dem Krankenhaus sagt: "Ich kam hierhin, fühlte mich nicht so gut." Jetzt gehe es ihm aber "viel besser".

Der Fall Boris Johnson

Trump sagt mit Blick auf seine Infektion auch, erst in den nächsten Tagen stehe ihm "die wahre Prüfung" bevor. Das erinnert an die Covid-19-Erkrankung seines Freundes Boris Johnson. Auch beim britischen Premierminister war zunächst von "leichten Symptomen" die Rede. Johnsons Verlegung ins Krankenhaus nannte die Regierung ebenfalls eine "Vorsichtsmaßnahme". Neun Tage nach seinem positiven Test lag Johnson dann auf der Intensivstation.

Ein verdächtiges Arztschreiben

Um die Glaubwürdigkeit Trumps (nicht nur) in medizinischen Fragen ist es schon vor seiner Erkrankung schlecht bestellt gewesen. Sein Wahlkampfteam präsentierte im Jahr 2015 das Schreiben eines Arztes namens Harold Bornstein, in dem es hieß: "Ich kann eindeutig sagen, dass Herr Trump, sollte er gewählt werden, die gesündeste Person sein wird, die je in das Präsidentenamt gewählt wurde."

Der Duktus erinnerte wohl nicht umsonst an den Präsidenten der Superlative. Bornstein sagte dem Sender CNN vor knapp zweieinhalb Jahren: "Er hat den ganzen Brief diktiert. Ich habe diesen Brief nicht geschrieben."

Kann man dem Weißen Haus vertrauen?

Die "Washington Post" meint, man könne diesem Weißen Haus nicht vertrauen, dass es wahrheitsgemäß über Trumps Gesundheitszustand informiere. Die Nachrichtenseite Axios schreibt in einem Newsletter sogar von "Vertuschung" und fragt, warum der Öffentlichkeit Widersprüchlichkeiten vorgesetzt würden. Auch Mitarbeiter des Weißen Hauses und von Trumps Wahlkampfteam seien seit Meadows Äußerungen ratlos, was eigentlich vor sich gehe. "Sie haben, wie wir, wenig Vertrauen in das, was ihnen gesagt wird."

(hau/dpa)

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