
Er hatte es versprochen, nun macht er es wahr: Joe Biden zieht nach fast 20 Jahren das US-amerikanische Militär aus Afghanistan ab.Bild: dpa / Andrew Harnik
watson antwortet
Der Krieg in Afghanistan ist der längste, in den die USA je verstrickt waren. US-Präsident Biden hat versprochen, die Truppen abzuziehen – nun will er ernst machen. Nach fast 20 Jahren dürfte der internationale Militäreinsatz damit insgesamt vor dem Ende stehen.
14.04.2021, 11:2414.04.2021, 11:24
Ein Abzug, der an keine weiteren
Bedingungen geknüpft ist: US-Präsident Joe Biden geht in Afghanistan
einen Weg, den viele fürchten und der auch für Deutschland und die
anderen Nato-Partner weitreichende Konsequenzen hat. Kann verhindert
werden, dass der Tod von Tausenden Nato-Soldaten nicht völlig umsonst
war?
Wir haben für euch die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Bild: watson
Bis wann soll der Abzug erfolgen?
Nach Angaben aus der US-Regierung hat Biden einen Abzug aller
US-Soldaten bis spätestens zum 11. September beschlossen. Beginnen
soll er noch vor dem 1. Mai. Die Regierung von Biden-Vorgänger Donald
Trump hatte im vergangenen Jahr in Doha im Golf-Emirat Katar mit den
Taliban vereinbart, dass bis zum 1. Mai alle internationalen Truppen
Afghanistan verlassen werden. Ein US-Regierungsvertreter begründete
den späteren Termin am Dienstag damit, dass ein überhasteter Abzug
die internationalen Truppen gefährden könnte.
Warum trifft Biden diese Abzugs-Entscheidung?
Biden hat versprochen, "die ewigen Kriege in Afghanistan und im Nahen
Osten zu beenden" - in keinen Krieg waren die USA länger verstrickt
als in den am Hindukusch. Bereits Biden-Vorgänger Donald Trump hatte
ein solches Versprechen abgegeben, es aber nicht halten können. Für
Biden ist es eine seiner bislang heikelsten Entscheidungen: Experten
warnen, dass Afghanistan bei einem verfrühten Abzug wieder in einen
Bürgerkrieg abgleiten könnte. Die US-Regierung argumentiert, das
Ziel, dass Afghanistan Terroristen nicht mehr als Zufluchtsort diene,
sei erreicht worden. Die internen Konflikte Afghanistans könnten aber
nicht von ausländischen Soldaten gelöst werden.
Was bedeutet die Entscheidung für Deutschland und die anderen Nato-Partner?
Der US-Abzug ist gleichbedeutend mit dem Ende des
Afghanistan-Einsatzes der Nato. Deutschland und die anderen
Alliierten und Partnerstaaten sind nicht bereit und wohl auch nicht
in der Lage, das Engagement ohne die USA fortzuführen. Die Amerikaner
sorgen zum Beispiel dafür, dass verletzte Soldaten schnell in
Sicherheit gebracht und versorgt werden können. Zudem stellen die USA
wichtige Aufklärungsgeräte und Kampfflugzeuge, die bei Angriffen auf
Nato-Soldaten schnell eingreifen können. Ohne diese Kräfte wären
ausländische Soldaten in Afghanistan deutlich stärker gefährdet.
Dieses Risiko will niemand eingehen.
Warum hat Biden den 11. September als Abzugstermin gewählt?
Das ist ein hoch symbolisches Datum: Dann jähren sich die
Terroranschläge von New York und Washington zum 20. Mal, die Auslöser
des US-geführten Militäreinsatzes in Afghanistan waren und dem
Terrornetz Al-Kaida zugeschrieben wurden. Der Krieg begann im Oktober
2001. Bald darauf stürzte das Taliban-Regime, das sich geweigert
hatte, Al-Kaida-Chef Osama bin Laden auszuliefern. Bin Laden wurde im
Mai 2011 von einem US-Spezialkommando in Pakistan getötet.
Welche Risiken birgt Bidens Entscheidung?
Als ein Horrorszenario gilt, dass die Taliban nach einem Abzug mit
Waffengewalt die Macht in Afghanistan übernehmen könnten. Für die
junge Demokratie würde eine solche Entwicklung vermutlich das Aus
bedeuten. Zudem dürfte es dann zu Rückschritten bei Frauenrechten und
Meinungs- und Medienfreiheit kommen. Der US-Regierungsvertreter
kündigte an, die USA würden gemeinsam mit der Internationalen
Gemeinschaft alles unternehmen, um diese Errungenschaften zu
schützen. "Aber unsere Ansicht ist, dass dies durch aggressive
diplomatische, humanitäre und wirtschaftliche Maßnahmen geschehen
muss, nicht durch die Fortsetzung des US-Krieges in Afghanistan."
Wieso stellt Biden keine Bedingungen für einen Abzug?
Die US-Regierung argumentiert, dass ein Abzug, der an Bedingungen
geknüpft ist, letztlich dazu führt, dass die Truppen doch im Land
bleiben. Der Regierungsvertreter sagte: "Der Präsident hat
entschieden, dass ein auf Bedingungen basierender Ansatz, der der
Ansatz der vergangenen zwei Jahrzehnte war, ein Rezept für einen
ewigen Verbleib in Afghanistan ist."
Wie wird die Entscheidung von der Bundesregierung gesehen?
Außenminister Heiko Maas wollte das Ende des Nato-Einsatzes
eigentlich vom Erfolg der Friedensverhandlungen zwischen den Taliban
und der Regierung in Kabul abhängig machen. "Wir wollen nicht durch
einen zu frühzeitigen Abzug aus Afghanistan riskieren, dass die
Taliban zurückkehren zur Gewalt und versuchen, mit militärischen
Mitteln an die Macht zu kommen", erklärte der SPD-Politiker im März
bei einem Nato-Treffen in Brüssel. Deutschland sei in Afghanistan
unter anderen mit mehr als 1000 Soldatinnen und Soldaten engagiert
und habe das Ziel, das Land nach rund zwei Jahrzehnten Einsatz nicht
so zu hinterlassen, wie man es vorgefunden habe.
Die jetzt getroffene US-Entscheidung dürfte daher deswegen nicht im
Sinne des Auswärtiges Amtes sein. Etwas anders sieht es im
Verteidigungsministerium aus. Dort gibt es viele, die den Abzug
begrüßen dürften.
Wie viele internationale Truppen sind noch in Afghanistan?
Zuletzt waren noch rund 10 000 Soldaten aus Nato-Ländern und
Partnernationen in Afghanistan, um die demokratisch gewählte
Regierung durch die Ausbildung und Beratung von Sicherheitskräften zu
unterstützen. Unter ihnen sind auch rund 1000 deutsche Soldaten.
Bislang ließen 59 deutsche Soldaten in dem Land ihr Leben - die
meisten davon fielen in Gefechten oder bei Anschlägen. Mehr als 2300
US-Soldaten starben in Afghanistan, rund 1900 davon gewaltsam.
Wo steht der afghanische Friedensprozess?
Seit September laufen Friedensgespräche zwischen der Regierung in
Kabul und den Taliban in Doha. Allerdings sind die
Verhandlungsteams über Verfahrensfragen bisher nicht hinausgekommen.
Die USA versuchen, den Prozess mit mehreren Initiativen zu
beschleunigen. Eine davon ist eine Afghanistan-Konferenz in Istanbul,
die am 24. April beginnen soll. Als Reaktion auf die neuen Pläne der
USA schlossen die Taliban am Dienstag ihre Teilnahme an der Konferenz
aber aus. Sie erklärten, an solchen Treffen erst nach einem
vollständigen Abzug der internationalen Truppen teilzunehmen.
Können die afghanischen Sicherheitskräfte ohne die internationalen Truppen gegen die Taliban bestehen?
Vor allem die afghanischen Spezialkräfte und die Luftwaffe haben in
den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Allerdings gibt es
weiterhin in vielen Bereichen Defizite. Afghanische Militärs und
Sicherheitsbeamte sind insgesamt zuversichtlich, die jetzt von der
Regierung kontrollierten Gebiete halten zu können - solange die
afghanische Armee, Polizei und der Geheimdienst zumindest finanziell
weiter vom Ausland unterstützt werden.
Etwas anders sehen das die ausländischen Partner, die die
Streitkräfte in den vergangenen Jahren ausgebildet haben. Nach
Einschätzung des Bundesverteidigungsministeriums sind die
afghanischen Sicherheitskräfte "trotz aller Anstrengungen weiterhin
noch nicht selbsttragend in der Lage, flächendeckend für Sicherheit
zu sorgen". In dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Jahresbericht
der US-Geheimdienste zur allgemeinen Bedrohungslage hieß es, der
afghanischen Regierung werde es ohne ausländische Truppen
schwerfallen, "die Taliban in Schach zu halten". Die Taliban würden
wahrscheinlich militärische Siege erzielen.
Wieso dauert die Gewalt in Afghanistan trotz Friedensgesprächen weiter an?
Seit Abschluss des Abkommens in Doha im Februar vergangenen Jahres
haben die USA und die Taliban einander nicht mehr in
Offensiv-Operationen angegriffen. Kein ausländischer Soldat kam
seither in Afghanistan bei Kampfhandlungen ums Leben. Anders
allerdings sah es für die afghanischen Regierungskräfte und
Zivilisten aus. Hier blieb die Gewalt hoch, es änderte sich vor allem
die Art der Gewalt. Griffen die Taliban früher in großen Städten mit
massiven Autobomben und mehreren Kämpfern in oft stundenlang
dauernden komplexen Attacken an, so setzten sie seit dem
USA-Taliban-Abkommen auf Nadelstiche.
Praktisch täglich sind in den vergangenen Monaten in gezielten
Tötungen Sicherheitskräfte, Regierungsvertreter, Journalisten und
Zivilisten getötet worden. In den Provinzen griffen die Taliban vor
allem mittelgroße Basen der Sicherheitskräfte an. Die Taliban sehen
Gewalt als ihr wichtigstes Druckmittel.
(vdv/dpa)
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