Zuletzt fand die Wiesn 2019 statt.Bild: www.imago-images.de / Michael Westermann
Exklusiv
04.05.2021, 13:2504.05.2021, 16:19
Vom 18. September bis 3. Oktober hätte sie stattfinden sollen, die Wiesn 2021. Seit gestern steht nun aber das fest, was viele schon geahnt hatten: Auch dieses Jahr wird es wegen der Corona-Pandemie kein Oktoberfest geben. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter verkündeten die Entscheidung am Montagnachmittag und begründeten sie mit der nicht absehbaren Entwicklung der Infektionszahlen.
Söder sagte, bei einer späteren Absage drohe ein noch größerer wirtschaftlicher Schaden. Und es gehe auch um die Wiesn als Marke. Sie sei "eine der größten, vielleicht die größte Visitenkarte", die Bayern in der Welt habe und könne beschädigt werden. Reiter ergänzte, man müsse als Kommunalpolitiker die Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung höher gewichten als das berechtigte und nachvollziehbare Interesse der Bevölkerung an Volksfesten. "Für mich persönlich ist das auch keine leichte Entscheidung", sagte er weiter. Es sei schade für die Millionen Fans der Wiesn, aber vor allem auch für die Menschen, die dort arbeiten und für die die Absage "existenzielle Auswirkungen" habe.
Schaustellerbund fordert, dass Absage nicht Aus für alle Volksfeste sein darf
2020 war die Wiesn zum ersten Mal seit gut 70 Jahren abgesagt worden. Die zweite Absage in Folge ist für viele Schausteller und Wirte kaum fassbar. Der Deutsche Schaustellerbund (DSB) fordert nun, dass die Wiesn-Absage nicht das Aus für alle Volksfeste sein darf. Frank Hakelberg, Hauptgeschäftsführer des DSB, sagte gegenüber watson: "Die Wiesn ist kein typisches Volksfest, sondern ein ganz besonderes. Sie sollte nicht als Maßstab genommen werden, um jetzt reihenweise Volksfeste abzusagen".
"Deshalb ist es sowohl für die Psyche und das Selbstwertgefühl der Branche als auch für das Portemonnaie der Familien wichtig, dass es bald wieder 'raus' geht."
Frank Hakelberg
Die Unterschiede seien klar: Zur Wiesn würden Menschen aus aller Welt fliegen, zur kleinen Dorf-Kirmes würden nur die Familien gehen, die vor Ort wohnen. Und auch diese kleinen Feste seien wichtig für die Schausteller. "Sie müssen sich vorstellen, dass die Branche seit eineinhalb Jahren stillsteht. Dabei sind Schausteller es eigentlich gewohnt, ständig unterwegs zu sein und zu arbeiten. Deshalb ist es sowohl für die Psyche und das Selbstwertgefühl der Branche als auch für das Portemonnaie der Familien wichtig, dass es bald wieder 'raus' geht", so Hakelberg.
Und er betont, der DSB dränge nicht auf Öffnung, "wenn es nicht vernünftig ist". Es leuchte vollkommen ein, dass aktuell keine Volksfeste möglich seien. "Wenn wir aber hören, dass jetzt eine Million Menschen am Tag geimpft werden, dann wollen wir zumindest eine Chance haben", sagt er weiter. Die Wiesn müsse monatelang aufgebaut werden, daher sei die frühzeitige Entscheidung verständlich. "Aber die Dorf-Kirmes ist innerhalb von drei Tagen aufgebaut. Deshalb wünschen wir uns, dass dort die Absagen so weit wie möglich herausgeschoben werden, um dann wirklich der Situation vor Ort entsprechend zu schauen." Solche kleineren Feste würden im Wesentlichen nachmittags und unter freiem Himmel stattfinden und von Familien besucht werden.
Absage wurde bereits erwartet
Robert Birk ist Mitglied im Deutschen Schaustellerbund, er betreibt einen Flohzirkus und ein Kinderkarussell. "Wir haben es ja eigentlich gewusst", kommentiert er die Absage der Wiesn im Gespräch mit watson. Im März 2020 habe er den Zirkus in Bochum aufgebaut und konnte noch drei Wochenenden spielen. "Dann haben wir anschließend in Bonn aufgebaut und als wir anfangen wollten zu spielen, war es untersagt", erzählt er. Seit April letzten Jahres verdient er sein Geld als selbstständiger Lkw-Fahrer. "Ich muss irgendwie das Geld auftreiben, damit ich den Flohzirkus und das Kinderkarussell erhalten kann. Jeden Euro, den ich kriege, stecke ich in die Erhaltung meines Schaustellergeschäfts."
"In ganz Deutschland gibt es kleine Feste mit einem kleinen Karussell und ein paar Imbissbuden. Da gehen die hin, die aus dem Dorf kommen, das sollte man nicht hergeben."
Robert Birk
Birk teilt die Meinung des DSB und hält die Absage der Wiesn für richtig. "Wenn man ein bisschen Verantwortungsgefühl gegenüber seinen Mitmenschen hat, dann darf man eigentlich gar nicht überlegen." Aber man könne die Wiesn nicht mit einem kleinen Volksfest vergleichen. "In ganz Deutschland gibt es kleine Feste mit einem kleinen Karussell und ein paar Imbissbuden. Da gehen die hin, die aus dem Dorf kommen, das sollte man nicht hergeben. Das ist doch bayerische und deutsche Kultur, das gehört einfach dazu", so Birk.
"Wir haben diese Entscheidung befürchtet", sagt auch Stefan Hempl vom Hofbräuhaus in München gegenüber watson. "Wir bedauern die Absage des Oktoberfestes persönlich sehr. Wir alle lieben das Oktoberfest. Hier treffen wir unsere Geschäftspartner, Importeure und Kunden aus der ganzen Welt persönlich und tauschen uns aus. Diese soziale Komponente fehlt uns besonders." Die Absage sei in der aktuellen Situation aber "absolut nachvollziehbar".
"Neben den knapp 8.000 HL Bierabsatz auf dem Oktoberfest, den wir verlieren, spüren wir auch die fehlenden ca. 6,5 Millionen Gäste, die eben keinen Umsatz in Münchner Gastronomien wie dem Hofbräuhaus oder bei Hotelübernachtungen usw. machen", sagt Hempl zu den wirtschaftlichen Folgen.
Auch Einzelhändler leiden
Peter Bauch, Vorsitzender des Münchner Schaustellerverbands hatte am Montag gesagt, "uns trifft das ins Mark". Die erneute Absage treffe wirtschaftlich nicht nur Schausteller, Wirte und Budenbesitzer, sondern auch Hotels, Gaststätten, Taxifahrer und Einzelhändler. "Es sind hunderte Millionen Euro, die die Besucher in die Kassen des Einzelhandels bringen", gibt Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern, an.
Designerin Sarah Tack von "Dirndl Liebe" sagt gegenüber watson, dass auch sie mit der Absage gerechnet habe. "Für die Hotels, für die Trachtenbranche und alle Unternehmen, die an diesem großen Volksfest finanziell dran hängen, ist dies ein wirtschaftliches Desaster", so Tack. "Jeder in der Trachtenbranche, Dirndl Liebe eingeschlossen, hat durch diese Absage große finanzielle Einbußen, die erheblich sind." Die Wiesn sei zudem Teil der bayerischen Kultur, es seit daher ein trauriger Tag.
Der Wiesn-Chef und Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) stellte sich hinter die Absage. Die Entscheidung sei "völlig richtig – nicht nur aus Rücksicht auf die Gesundheit der Besucher, sondern auch aus Rücksicht auf den guten Ruf des Münchner Oktoberfestes als qualitätsvolles, sicheres Fest". Er setze nun auf 2022.
Bisher gab es nur in den Weltkriegen länger keine Wiesn. Im Ersten Weltkrieg feierte München von 1914 bis 1918 nicht. Während des Zweiten Weltkriegs fiel die Wiesn ebenfalls aus, um dann von 1946 bis 1948 nur als kleines "Herbstfest" gefeiert zu werden.
(mit Material von dpa)
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