40 Jahre nach "Kinder vom Bahnhof Zoo": Was geschah mit Christiane F.?
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30.09.2018, 19:45
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"Christiane F., 16 Jahre alt, war eine von etwa 10.000 Heroinsüchtigen in Berlin..."
Aus dem "Stern" 1978
... – so knapp begann am 28. September 1978 in
der Zeitschrift "Stern" die Serie "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", die
Millionen Menschen erschütterte. Es ging um ein Mädchen, das mit 12 erstmals Hasch rauchte, mit 13 Heroin spritzte
und mit 14 auf den Kinderstrich ging.
Was ist 40 Jahre nach dem
Schock-Erfolg der Geschichte aus den Beteiligten geworden?
Was geschah mit der echten Christiane F.?
Christiane Felscherinow, so ihr voller Name, hatte die Hölle hinter
sich, als die Serie erschien. Drei ihrer besten Freunde vom Bahnhof
Zoo, dem elenden Stricher- und Fixertreff im Westen Berlins, waren
schon gestorben. Sie selbst entkam der Sucht für einige Jahre, geriet
aber bald wieder in den zermürbenden Kreislauf von Rückfall und
Enttäuschung, neuer Hoffnung und noch schlimmerem Elend.
Christiane Felscherinow (re.) in Nina Hagens "Paradise Café" 1987
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2013 macht sie noch einmal Schlagzeilen, als sie unter dem Titel "Mein zweites Leben" ihre Autobiografie herausbringt. Demnach lebt
sie zum damaligen Zeitpunkt außerhalb Berlins im Brandenburgischen.
Trotz ihrer Leberzirrhose konsumiert sie Alkohol und Haschisch. Auch
das Methadon macht ihr zu schaffen, das sie seit 20 Jahren in einem
Drogenersatzprogramm bekommt.
"Die einen lernen, damit zu leben, die anderen verrecken daran. Es
ist ein schmaler Grat dazwischen", schreibt sie in ihrem Buch. Der
Wirbel durch die neue Veröffentlichung zehrt schnell alle Kräfte
auf.
Christiane Felscherinow 2013 – danach zog sie sich zurück
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"Ich verabschiede mich. Ich bin eine kranke Frau Anfang 50."
Christiane F. 2013 auf ihrer Website
Seither hat sich Felscherinow nicht mehr in der Öffentlichkeit
geäußert. Sogar mit engen Weggefährten etwa in der nach ihr benannten
F Foundation zur Suchtprävention gibt es immer wieder Funkstille. Und
auch Kai Hermann, der damalige Autor der "Stern"-Serie (zusammen mit Horst Rieck), hat zwar noch
Kontakt, aber nur sporadisch.
Warum waren die "Kinder vom Bahnhof Zoo" so wichtig?
Die Geschichte der "Kinder vom Bahnhof Zoo" machte vielen Deutschen
Ende der satten siebziger Jahren erstmals bewusst, was sich mit
Drogenhandel, Kinderprostitution und Fixerelend in den dunkelsten
Ecken der Republik abspielte. Das gleichnamige "Stern"-Buch
(ebenfalls 1978) wurde zum Bestseller. Es verkaufte sich mehr als
drei Millionen Mal und ist in rund 20 Sprachen übersetzt.
Das Buch zur "Stern"-Serie 1978
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In vielen
Schulen gehört es bis heute zur Pflichtlektüre.
Als "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" vor 40 Jahren erschien, registrierten die westdeutschen Behörden 430 Drogentote, heute sind es bundesweit fast 1300 pro Jahr.
Für neues Aufsehen sorgte 1981, drei Jahre später, die Verfilmung
durch Regisseur Uli Edel und Produzent Bernd Eichinger. So gnadenlos
realistische Bilder aus der Drogenszene waren bisher im Kino nicht zu
sehen. Hauptdarstellerin Natja Brunckhorst musste als Christiane F.
etwa minutenlang die Kotzerei bei einem kalten Entzug spielen. Oder
ihre Freier in Nahaufnahme befriedigen.
Brunckhorst war mit 13 auf dem Schulhof für die Rolle entdeckt
worden, alle Filmplakate zeigten später ihr Gesicht. "Ganz Berlin war
gepflastert mit Bildern von mir", erzählte sie im vergangenen Jahr
der Zeitung "B.Z.". Zuerst verkleidete sie sich als Junge, aber der
Rummel war zu groß. Sie schmiss die Schule, ging nach London, später
nach Paris.
Natja Brunckhorst als Christiane F.
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Heute ist die 52-Jährige eine erfolgreiche Drehbuchautorin. 2001
bekam sie für das Skript zu der DDR-Punkgeschichte "Wie Feuer und
Flamme" den Deutschen Filmpreis. Bei der diesjährigen Lola-Vergabe
wurde das ebenfalls von ihr geschriebene Drama "Amelie rennt" als
bester Kinderfilm ausgezeichnet.
Natja Brunckhorst heute
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Den frühen Ruhm sieht sie mit gemischten Gefühlen. "Ich würde so
einen starken Erfolg niemandem wünschen in so einem jungen
Alter", sagte sie in dem Interview. "Das haut einen so bisschen links
aus der Kurve."
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