Killer, Drogen, Familie – das Leben von Pablo Escobar
02.12.2018, 07:5702.12.2018, 08:00
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Pablo Emilio Escobar Gaviria war ein krimineller
Großunternehmer mit einer mehrere Tausend Mann starken Privatarmee,
einer eigenen Flugzeugflotte und prunkvollen Villen in Miami und
Kolumbien. In seinen letzten Minuten aber war der mächtige
Kartell-Boss ganz allein.
Vor 25 Jahren, am 2. Dezember 1993, trafen den Drogenhändler auf
den Dächern über Medellín nach einer Verfolgungsjagd mehrere Kugeln
in Rücken und Kopf. Mitglieder der Spezialeinheit der kolumbianischen
Polizei posierten danach mit der blutüberströmten Leiche.
In Kolumbien hat der Name des legendären Drogenhändlers noch immer einen Ruf wie Donnerhall.
Die einen verehren den früheren Chef des
mächtigen Medellín-Kartells als eine Art südamerikanischer Robin
Hood, die anderen sehen in ihm das personifizierte Böse.
Medellíns Bürgermeister Federico Gutiérrez sagt:
"Die Geschichte wird noch zu oft aus der Sicht der Täter erzählt und wir haben es versäumt, die Opfer und Helden zu ehren."
Escobar (l.) mit seiner Frau und seinem Sohn.Bild: EL TIEMPO
In der Millionenmetropole im Zentrum des reichen Departamento de
Antioquia bieten findige Tourismusunternehmen Touren auf den Spuren
von Escobar an. Die Urlauber können das Grab des Kartell-Bosses
besuchen sowie Escobars Privatzoo Hacienda Nápoles, sein Wohnhaus
Mónaco und das extra für ihn eingerichtete Gefängnis Catedral. "Wir
verherrlichen Escobar nicht, wir erzählen die Geschichte der Stadt",
sagt Manuel Garcés, Besitzer der Tourismusfirma Epic Tours.
"El Patrón" ist noch immer allgegenwärtig. Auf den Straßen von
Medellín bieten fliegende Händler T-Shirts, Tassen und
Schlüsselanhänger mit Escobars Konterfei an. "Ich habe mein Geschäft
seit zwei Jahren und es läuft sehr gut", sagt Yamile Zapata. "Die
Urlauber nehmen sich nach ihrem Besuch die Pablo-Artikel als Andenken
mit."
Auch in Film und Fernsehen ist die Faszination noch lebendig.
Die Netflix-Serie "Narcos" über den Aufstieg und Fall des schillernden Drogenbarons ist ein weltweiter Erfolg.
Im Spielfilm "Escobar: Paradise Lost" spielt Benicio del Toro den Drogenhändler als fürsorglichen Familienmenschen und eiskalten Geschäftsmann.
In "Loving Pablo" mit Javier Bardem und Penelope Cruz wiederum steht die Romanze zwischen Escobar und der Journalistin Virginia Vallejo im Vordergrund.
Escobar baute ab Ende der 1970er Jahre von Medellín aus ein riesiges
Kokain-Imperium auf. Er ließ das Rauschgift mit Flugzeugen in die
USA transportieren. Auf dem Höhepunkt seiner Macht soll er über ein
Vermögen von mehr als fünf Milliarden Dollar verfügt haben. Sein
lukratives Geschäft verteidigte er mit brutaler Härte. Bis zu 6000
Menschen sollen seine Sicarios – junge Auftragskiller aus den
Elendsvierteln von Medellín – getötet haben.
Zu Hause war der Kokain-Magnat offenbar ganz anders.
"In meiner
Familie hat es nie an Liebe gemangelt", sagte sein Sohn Juan Pablo
Escobar einmal.
"Er ist sehr liebevoll mit seinen Kindern und seiner Frau umgegangen. Aber mir ist bewusst, welchen Schmerz er in anderen Familien hinterlassen hat."
Unter der armen Bevölkerung war Escobar teilweise sehr beliebt. Er
baute Krankenhäuser, Schulen sowie Sozialwohnungen und verteilte
Bargeld in den Slums. "Morgens war er gut und abends war er schlecht.
An einem Tag hat er Autobomben gelegt und nachmittags hat er den
Armen zu essen gegeben. Morgens hat er einen Minister ermorden lassen
und dann hat er Medikamente an die Alten verteilt", sagt Uberney
Zabala, Chef der Nachbarschaftsvereinigung in dem von dem Drogenboss
gebauten Viertel "Pablo Escobar" in Medellín.
1982 ließ sich Escobar für die Liberale Partei sogar in den Kongress wählen.
Als die Sicherheitskräfte immer härter gegen sein Medellín-Kartell vorgingen, erklärte er dem Staat den Krieg.
Er ließ den Justizminister Rodrigo Lara und den Präsidentschaftskandidaten Luis Carlos Galán töten.
Er ließ Bombenanschläge auf die Redaktion der Zeitung "El Espectador" und den Sitz des Geheimdienstes DAS verüben.
Bei einem Bombenanschlag auf eine Verkehrsmaschine der Fluglinie Avianca kamen 1989 mehr als 100 Menschen ums Leben.
Nach Escobars Tod verlor das Medellín-Kartell schnell an Einfluss,
auch das konkurrierende Cali-Kartell wurde bald darauf zerschlagen.
Die Wertschöpfungskette im Kokaingeschäft hat sich seitdem umgekehrt.
Während früher die Kolumbianer das große Geld verdienten und sich die
Mexikaner als Laufburschen mit den Resten zufrieden geben mussten,
ist es heute genau umgekehrt.
Zudem haben die kolumbianischen Drogenhändler dazugelernt. Escobar
protzte mit luxuriösen Anwesen, schnellen Autos und schönen Frauen.
Die neue Generation versucht, möglichst unter dem Radar zu bleiben.
"In vielen Fällen haben diese Leute gar keinen direkten Kontakt mit
Drogen oder den kriminellen Netzwerken mehr. Sie haben das kriminelle
Geschäft outgescourct", heißt es in einem Lagebericht der
Anti-Drogen-Abteilung der Polizei.
Seit dem Friedensvertrag mit der linken Farc-Guerilla vor zwei Jahren
ist die kolumbianische Unterwelt heftig in Bewegung geraten.
Verbrechersyndikate wie Los Rastrojos, Los Pelusos, Los Puntilleros,
der Golf-Clan und Farc-Splittergruppen kämpfen um den lukrativen
Kokain-Markt. Heute ist Dairo Usuga alias "Otoniel" vom Golf-Clan der
mächtigste Drogenhändler des Landes. Tausende Soldaten und Polizisten
machen bei der Operation Agamenón Jagd auf den Verbrecherboss.
Die Jagd auf Escobar endete vor 25 Jahren auf einem Ziegeldach in
Medellín. Sich zu stellen, kam für den stolzen Kolumbianer nie in
Frage. Zu groß war seine Angst, in die Vereinigten Staaten
ausgeliefert zu werden. "Lieber ein Grab in Kolumbien als eine Zelle
in den USA", sagte er einmal. Seine letzte Ruhestätte auf dem
Friedhof Jardines Montesacro vor den Toren von Medellín wird von
seinen Anhängern seit einem Vierteljahrhundert penibel gepflegt. Auch
an seinem Todestag am Sonntag werden wieder frische Blumen auf seinem
Grab liegen.
Milch-Überdosis kann auf Intensivstation enden: Wann zu viel zu viel ist
Die Werbung hat uns erzählt, dass Milch die Knochen stärke. Tatsächlich ist sie reich an Calcium, Vitamin B2 und Jod. Bei vielen steht immer mindestens ein obligatorisches Tetrapak im Kühlschrank.