Hoffnungsschimmer für Clubs: Ein reduzierter Betrieb ist in Baden-Württemberg möglich, sofern die Tanzfläche zubleibt und Corona-Regeln eingehalten werden – das hat das Wirtschaftsministerium des Landes am Montag festgehalten. Doch die Clubbesitzer dort sind unsicher: Lohnt sich der Betrieb ohne Tanzfläche? Wie setzt man die Vorgaben um? Kommen die Leute dann überhaupt?
Die Stadt Stuttgart war noch ein wenig früher dran mit den Lockerungen. Hier hat Denis Gugac, Inhaber des Clubs Hi Life, am 1. Juni den Vorstoß gewagt und bietet einen eingeschränkten Partybetrieb in Corona-Zeiten an. Es gilt: Getanzt werden darf nicht, alle bleiben unter sich.
Wie seltsam so ein Abend aussieht und warum die Leute trotzdem kommen, berichtete er watson im Gespräch.
"Am 30. Mai habe ich in den Medien gehört, dass Clubs öffnen können, solange sie die Tanzfläche schließen, nur den Getränkeausschank betreiben und natürlich die Corona-Regeln einhalten. Seltsam, aber besser als nichts. Ich bin an dem Tag noch zur Behörde gegangen, um mich persönlich zu erkundigen, ob das so stimmt, und habe das bestätigt bekommen. Seitdem sind bei uns wieder die Türen auf – allerdings natürlich komplett anders als vorher.
Die Gäste kommen vorn an die Tür und müssen in der Schlange ihre Maske tragen und Abstand halten, außerdem müssen sie ihre Daten zur Rückverfolgung hinterlassen. Eine Mitarbeiterin begleitet die Gruppen dann direkt an ihren Tisch, das wurde von der Stadt so gefordert und funktioniert gut. Drinnen dürfen die Masken abgenommen werden, wenn die Leute mit ihren Freunden zusammensitzen, momentan dürfen es nur fünf Leute aus maximal zwei Haushalten sein. Ich habe gehört, dass bald bis zu zehn Menschen beieinander sein dürfen, das muss ich nochmal prüfen, aber für uns wäre das natürlich toll.
Normalerweise kommt man bei uns zuerst in einen riesengroßen Lounge-Bereich mit Bar und dahinter ist dann der nächste Raum mit Tanzfläche. Da diese nicht geöffnet werden darf, haben wir Tische und Logen auf der Tanzfläche verteilt – so können wir mehr Gäste mit dem nötigen Abstand aufnehmen. DJs dürfen nicht gebucht werden und die Musik bleibt bei unter 80 Dezibel Lautstärke. Für einen Club ist das zwar seltsam, weil es eher Hintergrundmusik entspricht, aber gut, wir sind froh, dass überhaupt etwas geht.
Wir bringen die Getränke an den Tisch, es gibt aber auch die Möglichkeit, selbst an die Bar zu gehen. Allerdings ist da wieder klar in Eingangs- und Ausgangsbereich getrennt, die Leute müssen Abstand halten. Mit dem Gedrängel an einer normalen Club-Bar hat das also gar nichts mehr zu tun. Wer zur Toilette muss, muss wieder Maske tragen. Wir haben dort Mitarbeiter, die schauen, dass nicht mehrere Menschen die Waschräume betreten. Die Mitarbeiter desinfizieren die Räume auch.
Natürlich ist die Atmosphäre jetzt ganz anders, wie eine Lounge eben. Aber ich bin sehr erleichtert, dass es irgendwie wieder vorangeht. Ich war mir nicht sicher, ob sich so eine eingeschränkte Öffnung überhaupt rentiert, aber ich muss sagen: Die Gäste sind richtig gut drauf.
Man merkt, dass die sich freuen, mal wieder etwas Nachtleben zu haben. In Stuttgart gibt es zwar zwei, drei Shisha-Läden, die wieder öffnen, aber wir sind der einzige richtige Club. Die Gäste stehen auch mal den ganzen Abend an der Tür in der Hoffnung, dass sie noch reinkommen, wenn ein Tisch frei wird. Und auch drinnen ist die Stimmung gut. Die Leute halten sich an die Regeln und freuen sich einfach, wieder bei uns sein zu können. Das ist toll zu sehen.
Wenn doch mal ein Gast anfängt zu tanzen oder die Abstandsregeln nicht einhält, müssen wir momentan leider streng sein. Wir haben einen Security extra für die Corona-Regeln im Innenbereich, der die Leute in so einem Fall höflich darauf hinweist, dass das momentan nicht geht und das Verhalten unterbindet. Ich möchte ja, dass wir weiter aufbleiben können und nicht, dass es am Ende unnötigen Ärger gibt.
Wie gesagt, ich freue mich über die gute Laune der Gäste und dass wir wieder da sind, aber es ärgert mich schon, dass man immer erst aus der Presse erfahren muss, wie es für uns Clubbetreiber weitergehen kann. Die Szene allgemein ist da total fallengelassen worden, viele konnten nicht mal Soforthilfen in Anspruch nehmen, auch weil es selten feste Anstellungen im Nachtleben gibt. Das unterscheidet uns von Restaurants.
Das ist irgendwie traurig. Auch für die DJs, die derzeit nicht gebucht werden können, und die Security- und Servicekräfte. Von den dreißig Mitarbeitern, die wir sonst haben, konnte ich immerhin die Hälfte wieder einstellen, und ich habe versucht, gerade die Leute wiederzuholen, bei denen ich weiß, dass sie auf das Geld angewiesen sind."
(jd)