Nicht erst seit der Pandemie leiden viele Städte unter dem Kneipensterben. Über Jahrzehnte waren die Lokale nicht bloß ein netter Ort zum Ausgehen. Am Tresen konnte man sein Feierabendbier genießen, Freunde treffen oder über Probleme mit der Wirtin quatschen. Damit ist jetzt jedoch vielerorts Schluss.
Auch die Hamburger Kult-Kneipe "Dorotheen Eck" muss nun schließen. Die Vermieterin wehrt sich jetzt gegen fiese Anschuldigungen.
Für viele Anwohner:innen im Hamburger Viertel Winterhude ist das "Dorotheen Eck" wie ein zweites Wohnzimmer. Nach 115 Jahren Kneipentradition wird sich das nun jedoch ändern. Der Mietvertrag läuft aus und wird offenbar nicht verlängert.
Die Gäste des "Doro Eck" setzten sich für den Erhalt ihres Stammlokals ein und erheben jetzt schwere Vorwürfe gegen die Vermieter:innen. Der 84-jährigen Elke Müller und ihrem Mann, die das Lokal und eine dazugehörige Wohnung vermieten, wird vorgeworfen, den Vertrag aus finanziellen Gründen nicht verlängert zu haben. Nun solle das Lokal an das benachbarte vegane Restaurant "Froindlichst" gehen.
Die angestammten Besucher:innen der Eckkneipe machten ihrem Ärger auch durch Plakate Luft. Nun äußert sich Vermieterin Elke Müller zu den Anschuldigungen. Gegenüber der "Hamburger Morgenpost" zeigte die 84-Jährige sich erschüttert. Sie sei aus allen Wolken gefallen. "Wir wurden dort namentlich als Miethaie dargestellt, die eine Traditionskneipe aus kapitalistischen Gründen von ihrem Standort vertreiben wollen", erklärte sie.
Eigentlich sei jedoch alles ganz anders abgelaufen als die verärgerten Gäste es darstellen. Schon vor zwei Jahren seien die Kneipenwirte Olaf Dao und Gabriele Holzmann auf ihre Vermieter:innen zugekommen. Die beiden wollten in Ruhestand gehen. "Wir schlugen daraufhin vor, die Räumlichkeiten an das 'Froindlichst' zu übergeben", berichtete Elke Müller. Wegen der extrem hohen Ablöse von 180.000 Euro hätten die Müllers dann aber doch lieber bis zum offiziellen Vertragsende gewartet. Das ist nun wohl bald erreicht.
Die Vorwürfe der Kneipen-Aktivist:innen kann Elke Müller nicht verstehen. "Wir versuchen, so kulant wie möglich mit unseren Mietern zu sein", stellte sie gegenüber der "Hamburger Morgenpost" klar. Sie verlangten nur 1300 Euro für die 100 Quadratmeter Gewerbefläche. Die zugehörige Wohnung im ersten Stock des Hauses würde 900 Euro für 108 Quadratmeter kosten. Deshalb bemerkte Elke Müller:
Auch mit Kneipenwirt Olaf Dao hätte die 84-Jährige sich ausgesprochen. Der habe sich für die Kampagne entschuldigt. Verantwortlich dafür seien die Gäste und nicht er gewesen.