Nichts geht mehr. Straßen sind gesperrt oder blockiert, der Umweg zur Arbeit oder nach Hause ist länger, vollgestopft und einfach nur nervig. Aktivisten von Extinction Rebellion haben seit Montag Teile des Berliner Verkehrs lahmgelegt, um für das Klima zu demonstrieren.
Ist das nun gut oder schlecht? Unsere Redakteurin kann sich nicht entscheiden. Sie sieht auf der einen Seite die dringende Notwendigkeit, etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen, meint aber auf der anderen Seite, dass die Maßnahmen nicht die richtigen sind. Ein Pro und Contra.
Anders als häufig behauptet wird, ist die XR gewaltfrei. "Wir sind kreativ! Und respektieren alle Menschen", heißt es auf der Website. Aber bringt das überhaupt was?
Ja. Denn, seien wir mal ehrlich, würde man jede Bewegung daran messen, wie realistisch ihre Ziele sind, käme wohl eine geringe Anzahl heraus. Wir brauchen engagierte Bürger, die den Rest mit der Nase auf unsere Probleme stoßen.
Zur Not eben auch mit großen, "radikalen" Aktionen, die die Politik anstoßen. Sonst bringt es doch eh nichts. Außerdem: Was sind schon ein paar Sitzblockaden im Vergleich zu den Folgen des Klimawandels?
Und alle, die meckern, dass sie mit dem Auto gerade nirgends mehr hinkommen in Berlin: Ja, das ist der Sinn dieser Blockade – aber nehmt doch einfach die Bahn, die fährt regulär. Ist übrigens auch ein super Tipp im Nicht-Demo-Fall...
Ernsthaft? Was bringen nervige Sitzblockaden dem Klima? Besser wäre doch, wenn sich die Menschen direkt für die Umwelt einsetzten – Bäume pflanzen, sich einer grünen Lobbygruppe anschließen oder Stadtgärten anlegen.
Extinction Rebellion ist – verglichen mit der Fridays-for-Future-Bewegung – auch einfach zu radikal. Einer der Mitbegründer von XR, Roger Hallam, hält die Regularien einer Demokratie – Wahlen, Demos oder parlamentarisches Engagement – gar für "irrelevant". "Es kann nur noch direkte Aktionen geben, um das zu stoppen", sagte er dem "Spiegel". Und: "Wenn eine Gesellschaft so unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant."
Noch dazu geben die Aktivisten keine Lösungsvorschläge. Auf ihrer Website schreibt Extinction Rebellion lediglich: Es gibt bereits genügend Lösungsvorschläge, wie man der Klimakrise entgegen wirken könne. Äh, okay? Damit machen es sich die Aktivisten aber ein wenig einfach.
Worum geht es ihnen wirklich? Ums Klima? Oder doch eher um die Aufmerksamkeit? So wie am 3. Oktober, als sie vor dem Finanzministerium in London ein "Blutbad" anrichteten, mit einem Feuerwehrfahrzeug, das mit Diesel betrieben wurde.
Und bei aller Liebe für das Klima, irgendwann sind auch die Bürger genervt. Von Blockaden, Straßensperren und Demonstrationen. Der Akzeptanz für den Klimaschutz könnte das mehr schaden als nutzen.