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Erkrankte Politiker: Wie Johnson, Trump und Macron mit Corona umgegangen sind

FRANCE - POLITICS - ANTONIO COSTA AT ELYSEE PALACE December 16, 2020, Paris 75, FRANCE. Photography by Xose Bouzas / Hans Lucas. Emmanuel MACRON, President of the French Republic, receives Antonio COS ...
Da war er schon infiziert: Emmanuel Macron acht Tage vor Weihnachten.Bild: imago images/Xose Bouzas / Hans Lucas
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Erkrankte Politiker: Wie Johnson, Trump und Macron mit Corona umgegangen sind

27.12.2020, 12:5728.12.2020, 07:22
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Das Coronavirus hat im Jahr 2020 das Leben von Milliarden Menschen auf der ganzen Welt durcheinandergewirbelt. Unter den 77,5 Millionen Menschen, die sich bisher mit Sars-CoV2 infiziert haben, sind auch mehrere Spitzenpolitiker. Zuletzt traf es Emmanuel Macron: Der französische Präsident regierte in der Woche vor Weihnachten mit Symptomen wie Erschöpfung und Fieber aus der häuslichen Quarantäne.

Vor ihm hatte es unter anderem den britischen Premier Boris Johnson, US-Präsident Donald Trump und seinen brasilianischen Amtskollegen Jair Bolsonaro erwischt. Zu den bekanntesten deutschen Politikern, die an Covid-19 erkrankt sind, zählt Friedrich Merz, der Mitte Januar 2021 CDU-Chef werden will.

Wie sind sie mit ihrer Erkrankung umgegangen? Ein Überblick.

Emmanuel Macron: "Jupiter" zeigt sich volksnah

Dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron ist seit seinem Amtsantritt im Mai 2017 schon viel vorgeworfen worden. Übermäßige Bescheidenheit gehört nicht dazu. Schon zu Beginn seiner Amtszeit hatte Macron gesagt, er solle als Präsident eine "jupitergleiche Distanz" zum Volk haben – also wie der wichtigste Gott der römischen Antike zur Erde. Französische Medien und politische Gegner hauen Macron diese Formulierung seit Jahren um die Ohren.

Eine Woche vor Weihnachten wurde bei Macron die Ansteckung mit dem Coronavirus diagnostiziert. Und der Präsident zeigte sich bescheiden im Umgang mit der Krankheit. Er veröffentlichte auf Twitter eine Videobotschaft, die er im Jagdschlösschen La Lanterne bei Versailles aufgenommen hatte. Dort verbrachte der berühmteste Covid-Patient Frankreichs seine Quarantäne.

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Der an Covid-19 erkrankte französische Präsident Emmanuel Macron in einer Videobotschaft, die er in der häuslichen Quarantäne aufgenommen hat. Bild: www.imago-images.de / Antoine Wdo

Macron trägt in der Aufnahme einen Rollkragenpullover, das Video hat er offensichtlich mit der Selfie-Kamera seines Smartphones aufgenommen. Der Präsident spricht über die Symptome, die ihn plagen: Müdigkeit, Kopfschmerzen, trockener Husten. "Wie Hunderttausende von Euch", sagt er dann, an die Franzosen gerichtet, die ebenfalls an Covid-19 erkrankt sind. Macron verspricht, "völlig transparent" mit seiner Erkrankung und den Symptomen umzugehen.

Schließlich richtet er einen Appell an seine Landsleute, diszipliniert zu bleiben im Kampf gegen die Pandemie: "Passt wirklich weiter auf", sagt er und beschreibt, dass er selbst alle Vorsichtsmaßnahmen wie Abstand halten und Maskentragen eingehalten habe. "Und trotz allem habe ich mir dieses Virus eingefangen, vielleicht in einem Augenblick der Nachlässigkeit und durch Pech". Dann ruft Macron auf, weiter durchzuhalten: Der Impfstoff werde bald kommen. Heiligabend meldete sich der französische Präsident dann wieder symptomfrei.

Macron muss sich für seine Offenheit einige Kritik anhören: Mehrere politische Gegner werfen dem Präsidenten vor, er sei zu wenig vorsichtig gewesen in den Tagen vor seiner Ansteckung – und Jean-Christophe Lagarde, Chef der französischen Zentrumspartei, wünscht sich, dass sein politischer Verbündeter Macron weniger offen mit der eigenen Erkrankung umgeht.

Boris Johnson: Jetzt nimmt er das Virus ernst

Im März, als das Coronavirus ein europäisches Land ums andere in den Würgegriff nahm, war Großbritannien noch ein Sonderfall. Das Land ging deutlich laxer mit der Pandemie um als Deutschland.

Premier Boris Johnson setzte damals grob gesagt auf die Strategie, die Bevölkerung nach und nach mit dem Virus infizieren zu lassen – und derweil nur ältere Menschen zu schützen. Anfang März witzelte Johnson nach einem Krankenhausbesuch noch darüber, dass er allen die Hände geschüttelt habe, auch Corona-Patienten. In Großbritannien blieben öffentliche Einrichtungen deutlich länger offen als in anderen europäischen Staaten, während Johnson sagte, viele Menschen müssten sich darauf einstellen, dass geliebte Verwandte frühzeitig sterben.

Dann erwischte es Johnson selbst. Der britische Premier wurde am 27. März positiv auf das Virus getestet. Zunächst hatte er nur leichte Symptome, warnte vor Panik. Anfang April musste er ins Krankenhaus, wenig später kämpfte er zwei Tage lang auf der Intensivstation um sein Leben. Danach sagte der britische Premier öffentlich: "Ich weiß, wie schwer die Krankheit ist. Ich bin selbst nur knapp davongekommen".

Seither ist es vorbei mit der bewusst laxen britischen Strategie. Zwar wurden in Großbritannien nie harte nationale Ausgangssperren verhängt wie in Italien oder Spanien. Aber Johnsons Regierung hat schon Ende Oktober die Schließung der meisten Geschäfte und Freizeiteinrichtungen für ganz England angekündigt – und jetzt, da eine neue Mutation des Virus sich schnell verbreitet, harte Ausgangsbeschränkungen für den Südosten Englands verkündet.

Johnsons eigene Erkrankung hilft dem Premier dabei, seine Botschaften zu untermauern. Ein Beispiel ist eine Videobotschaft von Mitte November. Damals musste Johnson zum zweiten Mal in Selbstisolation, weil ein Parlamentsabgeordneter der Konservativen Partei – mit dem Johnson Kontakt gehabt hatte – positiv getestet wurde.

Er fühle sich zwar "fit wie ein Metzgershund", sagte Johnson, betonte aber, dass das keinen Unterschied mache. Er gehe trotzdem in Selbstisolation – und das, obwohl er im Frühjahr selbst erkrankt sei und vor Antikörpern strotze. Denn er könne das Virus trotzdem an andere Menschen übertragen.

Hat die eigene Erkrankung Johnson verändert? Anthony Glees, britischer Politologe an der University of Buckingham, ist skeptisch. Gegenüber watson erklärt er:

"Nein. Ihm ging es wirklich schlecht und er ist beinahe daran gestorben. Zunächst dachte man, er wäre seriöser geworden. Aber er ist immer noch der gleiche Glücksritter."

Donald Trump: Die Krankheit als Wahlkampf-Stunt

Ein paar Stunden lang schien es, als könnte es ein Wendepunkt der Präsidentschaft Donald Trumps werden: Am 2. Oktober gab der Staatschef der USA bekannt, dass er und seine Frau Melania positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Monatelang hatte Trump vorher das Virus heruntergespielt: Während die Todeszahlen in die Höhe schossen, verglich der Präsident das Sars-CoV-2 noch mit einer Grippe, versprach für Ostern volle Kirchen, empfahl seiner medizinischen Beraterin, Injektionen mit Desinfektionsmittel prüfen zu lassen. Und das, obwohl Trump selbst offenbar wusste, wie gefährlich das Virus war – er hatte es dem Journalisten Bob Woodward persönlich in langen Interviews erzählt.

Anfang Oktober wurde Trump dann schließlich vor den TV-Kameras der Welt mit dem Regierungshubschrauber "Marine One" in das Walter-Reed-Militärkrankenhaus nahe Washington gebracht.

Würde sich Trumps Umgang mit der Krankheit ändern? Würde er einsehen, wie ernst es ist mit der Pandemie, die die Welt seit Monaten in die Knie zwingt?

Pustekuchen.

Trump gab schon wenig später wieder den unbesiegbaren Helden. Noch während er Patient im "Walter Reed" war, ließ er sich in seinem Auto auf die Straße vor der Klinik fahren, wo Unterstützer ihm zujubelten. Kaum war er zurück im Weißen Haus, verglich er Covid-19 erneut mit einer leichten Grippe – zu diesem Zeitpunkt waren schon 210.000 Menschen in den USA mit oder an der Krankheit gestorben. Die USA hätten "die besten Medikamente der Welt". Eine Woche später hielt Trump schon wieder Wahlkampfveranstaltungen vor vollen Rängen ab.

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Abstand? Welcher Abstand? Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung Mitte Oktober im US-Bundesstaat Iowa. Bild: www.imago-images.de / Fritz Nordengren

Trump machte aus seiner Erkrankung und seiner Heilung – die er auch einem Team an Ärzten und einem experimentellen Medikamentenmix zu verdanken hat – einen Wahlkampfstunt. Zum Wahlsieg hat ihm das am Ende nicht verholfen: Trumps Konkurrent Joe Biden übernimmt am 20. Januar die Präsidentschaft. Biden verspricht seit Monaten, als Präsident den Kampf gegen die Pandemie zur Chefsache zu machen.

Jair Bolsonaro: Der Plan ist, keine Verantwortung zu übernehmen

Der Rechtsextreme Jair Bolsonaro ist seit dem 1. Januar 2019 Präsident Brasiliens, des Landes mit der sechstgrößten Bevölkerung und der fünftgrößten Fläche der Welt. Bolsonaro hat das Coronavirus über Monate ähnlich heruntergespielt wie sein politischer Verbündeter Trump. Öffentlich erklärte der brasilianische Präsident, es handle sich um eine "gripezinha", um eine kleine Grippe – während die Lage im Land eskalierte, zehntausende Menschen an der Krankheit starben.

December 21, 2020, Brasilia, Rio de Janeiro, Brasil: PA Brasilia BSB 18/03/2020 - Coletiva do Presidente Jair Bolsonaro com Mascara Cirurgica e ministros...Foto Pablo Jacob / Agncia . Brasilia - ZUMAg ...
Jair Bolsonaro bei einer Veranstaltung am 21. Dezember in Brasiliens Hauptstadt Brasilia.Bild: imago images / O Globo

Im Juli dann wurde Bolsonaro selbst positiv auf das Coronavirus getestet. Er inszenierte sich vor den Fernsehkameras und auf seinen Social-Media-Accounts weiter als robuster, starker Mann, dem das Virus nichts anhaben könne. Bolsonaro nahm, wie Trump, das Medikament Hydroxycholoroquin – vor dem viele Experten wegen seiner schwerwiegenden Nebenwirkungen warnen (hier die Warnung des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel).

Die Strategie des erkrankten Bolsonaro analysierte der Politikwissenschaftler und Brasilien-Experte Oliver Della Costa Stuenkel damals gegenüber watson so:

"Bolsonaro hat von Anfang an gesehen, dass Ausgangssperren der Wirtschaft massiv schaden würden. Und in Lateinamerika ist es seit Jahrzehnten so, dass Präsidenten in heftigen Wirtschaftskrisen Schwierigkeiten bekommen, an der Macht zu bleiben. Das hat Bolsonaro gesehen und sich gedacht: Die einzige Art, diese Krise zu überleben ist, keine Verantwortung zu übernehmen."

Bolsonaros Plan scheint bisher aufzugehen. Im Dezember 2020 ist er laut Umfragen so beliebt wie nie während seiner Präsidentschaft – und über die Hälfte der Brasilianer sehen bei ihm keine Schuld für die über 180.000 Covid-19-Toten im Land.

Zu Ende des Jahres streut der Präsident sogar Zweifel gegen die Impfstoffe gegen Covid-19, die in mehreren Ländern der Welt kurz vor der Zulassung stehen oder sogar schon verabreicht werden. Bolsonaro warnte seine Landsleute vor dem Impfstoff der Firmen Pfizer und Biontech, der in Europa ab dem 27. Dezember zum Einsatz kommen soll und sagte: "Im Pfizer-Vertrag steht es deutlich drin: Wir sind nicht verantwortlich für Nebenwirkungen des Impfstoffs. Er kann sie in ein Krokodil verwandeln, und das ist dann Ihr Problem."

Friedrich Merz: Zweimal Quarantäne – und ein Impf-Appell

Friedrich Merz, der ehemalige Chef der Unionsfraktion im Bundestag und Kandidat auf den CDU-Vorsitz, war Mitte März einer der ersten deutschen Spitzenpolitiker, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Merz verglich die eigene Erkrankung laut der Nachrichtenagentur dpa mit einer "leichten bis mittelschweren Grippe", mit Symptomen, "die ich bis dahin so nicht kannte". Merz verbrachte seine Quarantäne zu Hause und hielt dabei nach eigenen Angaben Abstand zum Rest seiner Familie.

dpatopbilder - 18.12.2020, Berlin: Friedrich Merz (CDU) kommt zum �CDU Live�-Format ins Konrad-Adenauer-Haus, wo er sich eine Stunde lang den Fragen von CDU-Mitgliedern stellt. Foto: J�rg Carstensen/d ...
Friedrich Merz am 18. Dezember im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin, vor einer Aufzeichnung einer digitalen Video-Fragerunde mit CDU-Mitgliedern. Bild: dpa / Jörg Carstensen

Im November musste Merz dann nochmals in Selbstisolation, weil er Kontakt zum sächsischen Regionalentwicklungsminister und CDU-Politiker Thomas Schmidt gehabt hatte, der positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Nach einem eigenen negativen Corona-Test durfte Merz die Quarantäne allerdings wieder verlassen.

Politisch hat Merz die eigene Erkrankung weniger offensiv thematisiert als internationale Spitzenpolitiker wie Johnson oder Trump. Merz spricht sich in der Corona-Krise einerseits dafür aus, dass Politiker möglichst schnell geimpft werden – und appelliert an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Andererseits äußert er sich immer wieder skeptisch zu den Corona-Maßnahmen in Deutschland. Vor allem bei geimpften Bürgern müsse man darüber debattieren, ob Einschränkungen der Freiheitsrechte noch gerechtfertigt sind.

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