Wenn Größenwahn Frieden spielt: Warum Donald Trump den Nobelpreis nie bekommen darf
Es gibt Dinge, die verlieren ihren Wert in dem Moment, in dem man laut danach ruft. Der Friedensnobelpreis gehört dazu. Er sollte, wenn man es richtig versteht, keine Belohnung für Macht sein, sondern für Demut. Für das seltene Talent, Frieden zu schaffen, ohne ihn zu instrumentalisieren. Um des Friedens Willen.
US-Präsident Donald Trump will diesen Preis seit Jahren. Er ruft ihn wie einen Hund, der ihn nie versteht. Er will ihn, weil er glaubt, dass derjenige, der laut genug "Peace!" ruft, irgendwann auch den Applaus dafür bekommt. Nicht, weil ihm die moralische Komponente so am Herzen liegt.
Trump will den Friedensnobelpreis und verwechselt Frieden mit Macht
Trump hat mit seinen früheren Gaza-Plänen bewiesen, wie tief sein Verständnis von Frieden reicht: bis zur Wasserlinie seiner eigenen Interessen. Jetzt verkauft er Waffenstillstände als Visionen, Frieden als Sieg – aber nur, wenn er sich selbst als Architekt seiner ganz persönlichen Weltordnung inszenieren kann.
Ohne Zweifel ist der Gaza-Deal ein Erfolg und jeder Tag, an dem die Waffen schweigen, ist ein Gewinn. Ohne Zweifel darf man dankbar für Trumps Durchbruch in Nahost sein, unabhängig von den Beweggründen. Doch Frieden ist kein Moment.
Frieden ist ein System, das dort entsteht, wo Macht sich zügelt, wo Gerechtigkeit Vorrang hat, wo man auch den Gegner als Menschen begreift. Trumps Politik tut das Gegenteil, nach innen wie nach außen: Sie verwechselt Dominanz mit Sicherheit und mediale Wirkung mit politischem Vermächtnis.
Internationale Zweifel: Warum Trump nie nach Oslo gehört
Eine Auszeichnung Trumps galt international ohnehin als nahezu ausgeschlossen. Die Kriterien, die Alfred Nobel einst in seinem Testament festlegte, klingen wie das Gegenprogramm zu Trumps Politik: Der Preis soll an Persönlichkeiten gehen, "die am meisten zur Völkerverständigung, Abrüstung und zum Frieden beigetragen haben".
Trump dagegen hat internationale Organisationen geschwächt, sich aus UN-Abkommen zurückgezogen, Entwicklungshilfen gekürzt und die militärische Aufrüstung der USA forciert.
Das norwegische Nachrichtenportal "News in English" erinnerte jüngst daran, dass solche Entscheidungen im klaren Widerspruch zu den Nobel-Regularien stehen. Auch der Historiker Asle Sveen, einer der führenden Kenner der Preisgeschichte, formulierte in der Aftenposten vor der Verkündung unmissverständlich: "Nur ein Nervenzusammenbruch des Komitees könnte diesen Wunsch noch erfüllen."
Nicht nur, weil der Waffenstillstand zu spät für die diesjährige Entscheidung kam. Gemeinsam mit seinem Kollegen Øivind Stenersen verwies Sveen etwa auf Trumps Weigerung, seine Wahlniederlage 2020 anzuerkennen, und seine Rolle beim Sturm auf das Kapitol. Ihr Fazit: Trumps Verhalten widerspricht den Grundprinzipien des Friedensnobelpreises.
Damit ist auch gesagt, was Nobels Testament heute bedeuten müsste: Brüderlichkeit unter den Nationen, Abrüstung, Menschlichkeit, nicht Egoismus und Eigennutz. Trump aber sieht Profit und Macht in allem, was er tut. Wie sonst könnte er mit eiserner Hand gegen Migrant:innen vorgehen, Frauenrechte massiv beschneiden und die Macht des Stärkeren vor Menschenrechte stellen?
Zwischen seinem Anspruch auf den Friedensnobelpreis und seinen Taten liegt ein moralisches Vakuum, in dem kein Preis dieser Welt bestehen könnte.
Trump und der Friedensnobelpreis: Wer spaltet, hat ihn nicht verdient
Friedensarbeit beginnt im Inneren einer Gesellschaft. Trump hat als US-Präsident die USA nicht befriedet, sondern entzwei geredet. Er hat Misstrauen gesät, Gerichte attackiert, demokratische Institutionen beschädigt. Wer im eigenen Land die Fundamente des Rechtsstaats erschüttert, kann sich nicht glaubhaft als Friedensstifter der Welt verkaufen. Frieden ist ein moralisches Ganzes. Man kann nicht den Frieden exportieren, während man Zuhause den Import von Respekt verbietet.
Es gibt eine Art von Narzissmus, die keine Grenzen kennt: den, der glaubt, moralische Größe lasse sich durch PR ersetzen. Trump lebt diesen Irrtum wie kaum ein anderer. Er inszeniert Frieden, wo er Kontrolle meint, und verwechselt Anerkennung mit Absolution.
Ein echter Friedenspreisträger verkörpert Verzicht: auf Macht, auf Eitelkeit, auf die Versuchung, Geschichte als Bühne zu sehen. Trump verkörpert das Gegenteil: die totale Selbstbespiegelung einer Epoche, die lieber glänzen will, als gerecht zu sein.
Wenn also in diesem Jahr die venezolanische Oppositionspolitikerin María Corina Machado für ihren politischen Widerstand gegen Machthaber Nicolás Maduro ausgezeichnet wurde, dann verteidigt das Komitee nicht nur die Würde des Preises. Es verteidigt die Idee, dass Frieden kein Spektakel ist.