In ihrem neuesten Enthüllungsbuch "Too Much And Never Enough" zeichnet die promovierte Psychologin Mary Trump ein vernichtendes Bild von ihrem Onkel Donald. Sie spricht ihm jegliche persönliche Qualifikation für das Präsidentenamt ab und begründet die Veröffentlichung ihres Buches damit, Angst um ihr Land zu haben.
Demzufolge hatte sie lange geschwiegen, um den Familienfrieden zu wahren, hatte aber zuletzt immer mehr moralische Probleme mit der Politik ihres Onkels. Wenn man Mary Trump glauben darf, ist sie damit innerhalb des Trump-Clans nicht alleine. Auch ihre Tante Maryanne, ehemalige ranghohe Bundesrichterin, stellte die Eignung ihres jüngeren Bruders von Anfang an infrage.
Im ersten Teil der watson-Serie fassen wir die Enthüllungen von Trumps Nichte Mary zusammen, in denen sie beschreibt, wie Trumps Familie über dessen Präsidentschaftskandidatur 2016 dachte und hinter seinem Rücken auch über ihn sprach.
Wie viele andere auch, hatte Trumps Nichte Mary die Kandidatur von Donald Trump zunächst nicht ernst genommen. Als dieser am 16. Juni 2015 verkündete, antreten zu wollen, war der erste Gedanke seiner Nichte: "Er will einfach nur kostenlose Werbung für seine Marke. Es wäre nicht das erste Mal". Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Onkel ernsthaft Präsident werden wollte.
Auch Trumps große Schwester Maryanne, Bundesrichterin an einem der wichtigsten Gerichte der USA, ging davon aus, dass die ganze Kandidatur nur eine große Show sei: "Er ist ein Clown", soll sie laut Mary während eines Mittagessens zu ihrer Nichte gesagt haben und weiter, dass es niemals passieren würde, dass Donald Trump Präsident wird.
Beide gingen damals davon aus, dass Trumps Ruf als "abgehalfterter Reality-TV-Star" und "gescheiterter Unternehmer" seiner Kandidatur ein frühes Ende bereiten würde. "Glaubt überhaupt irgendjemand diesen Quatsch von wegen Selfmademan? Was hat er überhaupt in seinem Leben alleine hinbekommen?", soll Mary ihrem Buch zufolge gefragt haben, worauf ihre Tante Maryanne erwiderte: "Nun ja, er ist fünfmal bankrott gegangen".
Nachdem sich Trumps Wahlkampf allerdings gut entwickelte und er schließlich seine Gegenbewerber innerhalb der republikanischen Partei ausgestochen hatte, dämmerte es schließlich auch seiner Nichte Mary Trump, dass ihr Onkel eine realistische Chance auf das Präsidentenamt hatte.
Im Spätsommer 2016 hatte sie daher schon darüber nachgedacht, mit ihrem Wissen, dass ihr Onkel für das Präsidentenamt "komplett unqualifiziert" sei, an die Öffentlichkeit zu gehen:
Umso erstaunter war Mary Trump darüber, dass niemand in den Medien auf die Idee kam, Trumps Familie – abseits seiner Kinder, Melania und seinem Schwiegersohn Jared Kushner – zu fragen, warum keiner von der erweiterten Verwandtschaft öffentlich für den Wahlkampf ihres prominentesten Familienmitglieds in Erscheinung trat.
Laut Mary Trump wäre die Antwort recht einfach gewesen: Weil keiner von ihnen der Meinung war, dass Donald Trump ein guter Präsident sein würde.
Auch Trumps große Schwester Maryanne habe Mary Trump zufolge schwer mit ihrem Gewissen gerungen, nicht öffentlich vor ihrem Bruder zu warnen. So sagte sie ihrer Nichte gegenüber, sie sei froh, dass sie aufgrund ihrer Rolle als Bundesrichterin zur Objektivität verpflichtet sei. Dabei wäre eine öffentliche Warnung ihrerseits laut Mary Trump nicht auf taube Ohren gestoßen:
Doch Maryanne hatte laut ihrer Nichte Angst davor gehabt, dass, wenn sie an die Öffentlichkeit treten würde, ihre eigenen Geheimnisse ans Tageslicht kommen würden – und hätte so aus "Loyalität zur Familie" schließlich doch für Trump gestimmt, obwohl sie felsenfest davon überzeugt war, dass er für das Amt des Präsidenten völlig ungeeignet war.
Doch auch Enthüllungsbuchautorin Mary Trump hatte letztendlich davor zurückgeschreckt, sich öffentlich gegen die Präsidentschaftskandidatur ihres Onkels zu stellen. Ihrer Darstellung nach nicht etwa, weil sie mit der Zeit weniger Bedenken hatte, sondern aus Angst, ihre Familiengeschichte könnte medial falsch dargestellt werden:
Und so dauerte es noch einige Zeit, bis Mary Trump öffentlich klarstellte, was ihrer Darstellung nach jeder innerhalb des Trump-Clans wusste: Dass mit Donald Trump ein Mann Präsident wurde, der in keiner Weise die charakterliche Eignung besaß, Verantwortung für ein Land zu übernehmen. Währenddessen wurde ihr Onkel Donald, laut Mary Trump "der gefährlichste Mann der Welt", schließlich 45. Präsident der USA.