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AfD bei Landtagswahlen – Politologe: "Protestwahlen können Ergebnisse nicht erklären"

August 30, 2019, Koenigs Wusterhausen, Brandenburg, Germany: Aiming to be the strongest party in the eastern state of Brandenburg, Germany, the AfD held a Wahlparty (election party) at Koenigs Wusterh ...
Bild:imago/zuma press
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Politologe Quent: "Diese Wahlen widerlegen eine oft genannte These über die AfD"

02.09.2019, 12:4302.09.2019, 18:58
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Die Wahl in Sachsen und Brandenburg ist gelaufen. Schien es vergangene Woche noch so, als würde die AfD Boden verlieren im Rennen mit der CDU in Sachsen und der SPD in Brandenburg, hat sie jetzt doch hohe Ergebnisse in beiden Ländern erziehlt.

Was aber bedeutet dieses Ergebnis für die Einschätzung der "Alternativen" im Osten? Wir haben den Politologen und Direktor des Instituts für "Demokratie und Zivilgesellschaft", Matthias Quent, zu den aktuellen Zahlen befragt. Er ist Experte für die Entwicklung des rechten Spektrums in Ostdeutschland und hat gerade das Buch "Deutschland Rechts Außen" veröffentlicht.

Mit Protest allein sei diese Wahl nicht zu erklären

Quent widerspricht dabei einer gerade in den Medien oft zitierten These, die meisten Wähler hätten der AfD aus Protest ihre Stimme gegeben. "Diese Wahlen widerlegen die These, dass es sich bei der AfD um eine Protestpartei und ein 1-Themen-Phänomen handelt", sagt Quent. Stattdessen müssten jetzt auch die letzten Beobachter verstanden haben, "dass die AfD eine selbstbestärkende politische Kraft ist, die auch jenseits der Flüchtlingskrise Themen reaktionär besetzen kann".

Matthias Quent weiter: Die AfD sei erfolgreich, auch wenn es aktuell bis auf das Thema Klima keinen wirklichen Krisendiskurs gebe.

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IDZ Jena

"Eigentlich erleben wir vergleichsweise ruhige Zeiten und dennoch ist die AfD so stark", sagt Quent. Weder die Wahlen in Sachsen noch die in Brandenburg hätten außerdem einen direkten Bezug zum angeblichen Lieblingsfeindbild der "Anti-"Partei: Angela Merkel.

Gegen die These der Protestpartei spreche auch, dass die AfD in Sachsen und Brandenburg ihre Umfragewerte im Grunde über die vergangenen Wochen und Monate stabil gehalten hat. "Nach vieler negativer Berichterstattung scheint es jetzt sogar noch einen 'Jetzt erst Recht'-Effekt gegeben zu haben", so Quent.

Der Politikwissenschaftler ist überzeugt: "Je näher eine Wahl an mein Zuhause rückt, desto weniger bin ich dazu bereit, eine Partei aus Protest zu wählen." Dennoch würden die Zahlen in Brandenburg und Sachsen über denen der Bundestagswahl 2017 liegen und das gebe einem sehr zu denken. "Reine Protestwahlen können solche Ergebnisse nicht erklären", so Quent.

Der Unterschied zwischen Sachsen und Brandenburg

Es sei auch auffällig, so erklärt Quent weiter, dass die Ergebnisse in Sachsen für die AfD höher ausgefallen sind als in Brandenburg.

"Eigentlich gibt es in Sachsen mehr Städte, die moderater wählen und Sachsen ist wirtschaftlich stärker aufgestellt als Brandenburg", sagt Quent. Das alles zeige:

"Wir haben es hier nicht mit wütendem Protest, sondern mit einer Art Kulturkampf zu tun."

Hinter diesem "Kulturkampf" stecke jahrelang verkrustetes rechtsextremes Potential von Wählerinnen und Wählern, das jetzt lediglich einen Weg in die politische Öffentlichkeit gefunden habe. Brandenburg habe diese Gefahr im Gegensatz zu Sachsen seit vielen Jahren erkannt und klare Kante gezeigt.

Scheideweg statt Schicksalstag

Diesen Schicksalstag, wie der Tag der Wahl vielerorts beschrieben wurde, würde Quent anders bezeichnen. "Ich würde eher von einem Scheideweg für die CDU sprechen. Es wird jetzt interessant sein zu sehen, ob die Christdemokraten die AfD als politische Kraft akzeptieren werden, wie es ja schon in vielen Kommunalparlamenten im Land passiert." Die wahre Entscheidung falle dementsprechend nicht am Wahltag, sondern erst in den kommenden Tagen und Wochen.

Das aktuelle Ergebnis zeige allerdings zweifelsohne, dass die Wahl zur Spaltung der Gesellschaft beigetragen habe. "Die Widerstandsinszenierung und die Opfer-Wahrnehmung der AfD scheint bei vielen ostdeutschen Wählern stark Anklang zu finden", so Quent. Dieser Prozess lasse sich nur schwer umkehren.

Kein Herz für Kinder: Lindner blockiert jetzt auch noch Kindergelderhöhung

Am Wochenende sorgte die "Bild"-Spendengala "Ein Herz für Kinder" für viel Spott über Politiker. Ralf Schmitz nannte den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) "ein bisschen knickrig" für seine 2000 Euro Spende. CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz verknüpfte seine Spende an Umfrageergebnisse und bekam dafür Häme im Internet.

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