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Laschet bei Brigitte: Unions-Kandidat mit klarer Ansage Richtung AfD

Armin Laschet bei Brigitte live
Armin Laschet stellt sich bei Brigitte live den Fragen von Chefredakteurin Brigitte Huber (links) und ihrer Kollegin Meike Dinklage.Bild: Screenshot / Brigitte live
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Laschet bei Brigitte Live: "Gerade in Krisenzeiten ist ein starker öffentlich-rechtlicher Rundfunk wichtig"

08.07.2021, 09:38
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Am 26. September ist Bundestagswahl. Für die Nachfolge Angela Merkels treten Armin Laschet (CDU), Annalena Baerbock (Die Grünen) und Olaf Scholz (SPD) gegeneinander an. Nachdem sich am ersten Juli Baerbock den Fragen von "Brigitte" Chefredakteurin Brigitte Huber und ihrer Kollegin Meike Dinklage gestellt hat, war am Mittwoch Armin Laschet in der Astor Film Lounge in Berlin zu Gast. Neben politischen Themen ging es im Interview auch um die Person hinter dem angestrebten Amt.

Das Interview wechselt thematisch zwischen politischen Inhalten und Fragen nach Laschets Person. Ob zum Beispiel seine Frau mit nach Berlin käme, sollte er Kanzler werden? "Mein Lebensmittelpunkt bleibt Aachen", antwortet Laschet. Für ihn sei die Annahme, seine Frau würde seinetwegen ihren Lebensmittelpunkt aufgeben, ein veraltetes Lebensmodell. "Wenn ein Mann Kanzler wird, wird gefragt, was macht die Frau", sagt er. Bei Angela Merkel und ihrem Mann habe sich diese Frage nicht gestellt. "Meine Frau ist eine eigenständige Person."

Er selbst, sieht sich als den Richtigen für das mächtigste Amt im Land. Die Entscheidung zur Kandidatur sei die mutigste in seinem Leben gewesen. Auf die Frage, ob er schnelle Entscheidungen treffen könne, antwortet er, es komme immer auf die Situation an. In Krisen allerdings müsse es schnell gehen.

"Ein deutscher Kanzler muss Krisen immer europäisch lösen"
Armin Laschet bei Brigitte live

Insgesamt sei Deutschland in vielen Punkten zu langsam, zum Beispiel bei Lösungsansätzen in Sachen Klimawandel. Trotzdem dürfe sich ein Politiker nicht von "Hypethemen" leiten lassen. "Man muss sich eine innere Grundhaltung bewahren, damit wichtige Dinge auch langfristig verfolgt werden", erklärt er. Heute richte er sich nicht mehr nach Umfragewerten. In seine Rolle als Politiker sei er mittlerweile hineingewachsen. "Früher habe ich mich oft ungerecht behandelt gefühlt", erklärt er. Heute wisse er, dass es vor allem eine Grundidee brauche, um zu überzeugen. "Man muss gute Argumente haben, für das, wofür man kämpft", fasst er zusammen.

Angesprochen auf seinen Parteikollegen Hans-Georg Maaßen äußert sich Laschet diplomatisch: "Es gibt Positionen, die man nicht teilt, wo man eine andere Meinung hat, die muss man benennen." Von einem möglichen Parteiausschuss möchte er nicht sprechen, auch nach dem Hinweis von Meike Dinklage, dass die öffentliche Diskussion sich in diese Richtung entwickle. Deutlich wird der Unions-Kandidat allerdings bei der Abgrenzung zum rechten Rand des Parteienspektrums:

"Mit der AfD wird nicht geredet, nicht koaliert, nicht kooperiert. Jeder aus meiner Partei muss sich daran halten."
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Bei der Debatte um Hans-Georg Maaßen geht es um dessen Äußerungen bezüglich einer Gesinnungsprüfung von Journalisten. Laschet stellt klar: "Gerade in Krisenzeiten ist ein starker öffentlich-rechtlicher Rundfunk wichtig." Für ihn und seine Partei sei das glasklar, auch Maaßen habe seine Aussage vom Wochenende bereits am selben Abend revidiert.

Armin Laschet bei Brigitte live
Eine Zusammenarbeit mit der AfD wird es unter Laschet nicht geben, davon ist der Kanzlerkandidat überzeugt.Bild: Screenshot / Brigitte live

Maskenaffäre der Union: Laschet empfindet "Wut"

Aber nicht nur Hans-Georg Maaßen hat seit der Kandidatur Laschets für Aufsehen gesorgt. Auch mit der sogenannten Maskenaffäre machten Abgeordnete der Union von sich reden. Was für Gefühle sich in Laschet breitmachten, wenn er daran denke? "Wut", sagt dieser klipp und klar. Er könne nicht verstehen, dass sich einige wenige in einer Situation bereicherten, in der andere Tag und Nacht daran arbeiteten, die Menschen zu beschützen - und zwar sowohl innerhalb der Bevölkerung, als auch innerhalb der Politik.

"Als ich in den Bundestag einzog, wollte ich die Welt verändern, ich wäre nie auf die Idee gekommen, eine Beratungsfirma zu gründen. Aus der Politik ein Geschäftsmodell zu machen, ist inakzeptabel."
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Aber Laschet muss sich nicht nur Fragen bezüglich der Skandale und Affären seiner Partei stellen. Was der Kanzlerkandidat der Union vom gendern halte? "Ich finde, man muss genderbewusst sprechen. Verbieten solle man aber nichts", sagt er. Die Sprache, die Politiker nutzten, müsse von den Menschen verstanden werden. Zu seinem persönlichen Sprachstil passe der gesprochene Genderstern nicht, das müsse aber jeder Mensch selbst entscheiden. Deutlich wird er auch bei der Frage nach seinen frauenpolitischen Ambitionen:

"Seit ich berufstätig bin, habe ich mich mit frauenpolitischen Fragen beschäftigt. In den vergangenen 30 Jahren wurde viel erreicht, eine Gleichstellung haben wir aber noch nicht. Im Lebensalltag gibt es noch immer Unterschiede, zum Beispiel den Gender Pay Gap. Die Frage, die sich stellt, ist: Was kann Politik tun?"
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Sollte Laschet Kanzler werden, wolle er sich dafür einsetzen, dass sich das Kabinett – zumindest was die Union angehe – gleichmäßig unter Männern und Frauen aufgeteilt werde. "Gleichberechtigung ist keine Sache, die ausschließlich Frauen etwas angeht", sagt er. Vielmehr müsse sich die ganze Gesellschaft dafür einsetzen. Ob es bestimmte Quoten brauche? "Unser Land ist 16 Jahre von einer Frau regiert worden, die EU-Kommission hat eine Frau vorstehen, vielleicht wird es irgendwann Unternehmen geben, in denen es mehr Frauen in der Führungsriege sind, die Kompetenzen sind da."

Laschet zu Frauenfeindlichkeit im Netz

Darauf angesprochen, wie er den Umgang mit Baerbock bewerte, reagiert er verhalten. Er selbst müsse sich auch kritischen Fragen stellen, was er bedauere sei, dass es sich in dieser Phase des Wahlkampfes noch immer nicht um politische Inhalte drehe, sondern sich die Gesellschaft an Ungenauigkeiten abarbeite.

"Im Netz gibt es eine gewisse Frauenfeindlichkeit in der Debatte."
Armin Laschet bei Brigitte live

Auffällig sei aber, dass es im Netz eine frauenfeindliche Debattenkultur gebe. Zwar sei er selbst auch hart rangenommen worden, gerade während der akuten Phase der Pandemie, aber "Männer werden seltener sexistisch angegangen und beleidigt." Würden bestimmte Grenzen überschritten, müsse das auch strafrechtliche Folgen haben.

Laschet bekommt von den Moderatorinnen zwei Zitate seiner Konkurrenten präsentiert. Aufgabe ist es, sich das auszusuchen, das besser zu ihm passt. Vom wem welches Zitat ist, erfährt Laschet erst, nachdem er sich festgelegt hat:

"Zukunft entsteht nicht aus den Zufälligkeiten der Märkte. Sie entsteht aus Leadership, aus einer zentralen politischen Führungsleistung."
Olaf Scholz, Kanzlerkandidat der SPD
"Ich bin mehr der pragmatische Typ."
Annalena Baerbock, Kanzlerinnenkandidatin der Grünen

Laschet entscheidet sich für Zitat eins, das seines Konkurrenten Scholz. "Ich finde, ein Kanzler muss Leadership und Führungsleistung zeigen", begründet er. Helmut Kohl habe Minister gehabt, die beliebter waren als er selbst und auch Laschet ist davon überzeugt, das aushalten zu können. "Am Ende gewinnt das Team", sagt der Kanzlerkandidat. In einer Koalition müsse man bereit sein, dem kleineren Partner seine Punkte zu gönnen. Es sei ein großes Problem der großen Koalition gewesen, das keiner dem anderen etwas gegönnt habe. "Ich wünsche mir da einen echten Neuanfang."

"Kämpfen ist schön. Ringen, argumentieren, für die eigenen Prinzipien einstehen."
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Der Wahlkampf laufe langsam an, bisher sei die Pandemie so akut gewesen, dass die Bewältigung dieser Krise Vorrang gehabt habe. Jetzt freue sich Laschet auf einen sachlichen, kontroversen Wahlkampf. Was er aber vermeiden wolle: eine Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas, wie es der Wahlkampf in den USA geschafft habe. Es dürfe nicht passieren, dass die Regierenden enorme Kraft aufwenden müssten, um ein gespaltenes Land wieder zu vereinen.

Laschet spricht sich gegen Steuererhöhung aus

Wie er die Wirtschaft nach Corona wieder in Schwung bringen möchte? "Wenn der Wirtschaft Mittel durch Steuererhöhungen entzogen werden, kommt es nicht zum Wachstum", ist er überzeugt. Die Jahre vor der Pandemie, in denen es keine Steuererhöhungen, aber jedes Jahr höhere Steuereinnahmen gegeben habe, sieht er als Beweis. "Ich setze darauf, dass wir so aus dieser Krise kommen." Mit dieser Antwort zielt er klar auf die Wahlprogramme seiner Kontrahenten ab. Sowohl die Grünen, als auch die SPD streben eine Steuerreform an.

Am 28. Juli stellt sich der Dritte im Bund, Olaf Scholz, den Fragen bei Brigitte Live.

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