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Trump-Nähe? Spotify bekennt sich zu ICE-Werbung – und wird kritisiert

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Spotify und sein Noch-CEO Daniel Ek sind vielen Nutzern nicht geheuer. Bild: imago images / tt
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Trump-Behörde ICE schaltet Werbung: Spotify vor weiterem Boykott?

Der Streaming-Riese Spotify wurde von Verbraucher:innen lange als Heiliger Gral gefeiert, später von der Künstler:innen und Bands verteufelt – und wird trotzdem weiterhin von Millionen Menschen genutzt. Doch die Zufriedenheit mit Spotify bröckelt, auch wegen politischer Verbindungen.
22.10.2025, 16:2522.10.2025, 16:25

Die Abschiebebehörde ICE (United States Immigration and Customs Enforcement) spaltet in den USA derzeit die Meinungen wie kaum ein zweites Thema. Sogar in den Augen vieler seiner Anhänger:innen geht die wohl liebste Behörde von US-Präsident Donald Trump bei Razzien, Festnahmen und Abschiebungen zu hart vor.

Trump hat die Behörde in den vergangenen Monaten massiv mit Geld und Befugnissen ausgestattet. Kritiker:innen werfen ihren Beamt:innen Willkür, Rassismus und Gewalt vor – und ein paramilitärischer Arm von Trumps Maga-Bewegung zu werden.

Daher wundert es kaum, dass sich mehrere User:innen beschwerten, als in den vergangenen Wochen Werbung von ICE auf Spotify ausgestrahlt wurde.

In der Vergangenheit hatte der Musik-Streaming-Anbieter zwar bereits Kritik für zweifelhafte Geschäftsmodelle einstecken müssen. Doch gerade in den USA könnte Spotify nach einem neuen Statement nun Probleme bekommen.

USA: Spotify wird wegen ICE-Werbung kritisiert

Nutzer:innen der kostenlosen Spotify-Version beschwerten sich zuletzt öffentlich über Werbung, die zur Rekrutierung für die umstrittene US-Einwanderungsbehörde ICE aufruft. Laut dem Portal "Stereogum" wendet sich die Werbung direkt an frustrierte Polizist:innen.

Dazu nutzen die Spots demnach Slogans wie "Schließen Sie sich der Mission zum Schutz Amerikas an" oder: "In Zufluchtsstädten ("sanctuary cities"; Städte, die sich dem Schutz von Migrant:innen verschreiben) wird Ihnen befohlen stillzuhalten, während gefährliche Illegale frei herumlaufen."

Trotz der Kritik an der harten Abschiebepolitik und Einsätzen, die von vielen als unmenschlich angesehen werden, verteidigt Spotify nun die Anzeigen.

Ein Sprecher erklärte "Stereogum", die Werbe-Spots würden nicht gegen die Werberichtlinien des Unternehmens verstoßen und seien Teil einer "umfassenden Kampagne, die die US-Regierung über Fernsehen, Streaming und Online-Kanäle durchführt".

Dem Portal zufolge laufen die Spots auch auf anderen Plattformen wie YouTube, Hulu und Pandora.

Für viele Künstler:innen und Hörer:innen könnte die ICE-Werbung jetzt ein weiterer Grund sein, Spotify den Rücken zu kehren. Die zwei Labels Epitaph und Anti forderten bereits vor dem Spotify Statement die sofortige Entfernung der ICE-Werbung. Auch die Band Thursday schloss sich dem Aufruf an.

Trump-Nähe: Spotify-Boykott droht wegen ICE-Werbung

Die ICE-Werbung ist nicht das erste Mal, dass Spotify Nähe zur US-Regierung unter Donald Trump zeigt. Bereits Anfang 2025 spendete das Unternehmen laut der schwedischen Zeitung "Dagens Nyheter" 150.000 US-Dollar für die Amtseinführung von Donald Trump.

Damit reiht sich Spotify in eine Liste von Tech-Giganten wie Google, Meta, Tiktok, Apple und Microsoft ein, die ebenfalls bei Trumps Amtseinführung vor dem US-Präsidenten knieten und ihre Unterstützung auch finanziell unter Beweis stellten.

Zusätzlich organisierte damals Spotify einen exklusiven Brunch für rechte Podcaster:innen, darunter der kontroverse Kommentator Ben Shapiro, wie "Wired" enthüllte. Diese Nähe zu Trumps Umfeld sorgte schon damals für Empörung, besonders bei Künstler:innen und Gewerkschaften.

Spotify-CEO seit Längerem in der Kritik

Auch CEO Daniel Ek steht seit Jahren im Fokus der Kritik. 2021 investierte er 100 Millionen Euro in das KI-Rüstungsunternehmen Helsing, das Technologien für militärische Zwecke entwickelt. Diese Investition sorgte für einen Aufschrei in der Musikszene, da viele Künstler:innen nicht mit militärischen Projekten in Verbindung gebracht werden wollen.

Bands wie Massive Attack, Sylvan Esso und King Gizzard & The Lizard Wizard zogen daraufhin ihre Musik von der Plattform zurück. Sie kritisierten, dass Spotify durch solche Investments ethische Grenzen überschreite. Ek verteidigte die Investition mit der Begründung, dass Helsing Europas Verteidigungsfähigkeit stärken solle.

Doch für viele blieb ein bitterer Beigeschmack, da die Verbindung zwischen Musik und militärischen Technologien für sie unvereinbar ist. Was dem Unternehmen vor diesem Hintergrund nun in den USA und auch weltweit droht, ist nicht vorauszusehen. Dass das Thema ICE so eng mit der Plattform verknüpft ist, dürfte jedoch mehr Menschen emotionalisieren als Investitionen ins Militär durch einen CEO.

Dass es für den Streaming-Riesen noch ungemütlich werden könnte, zeichnet sich schon jetzt ab. Auf X finden sich seit einigen Tagen unzählige Beiträge zu dem Thema: Viele User:innen äußern Kritik und zeigen Screenshots ihrer Abo-Kündigung bei Spotify.

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