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Ukraine: Konkrete Pläne zur Gegenoffensive – was wir wissen und was nicht

A Ukrainian soldier covers his ears while firing a mortar at Russian positions on the frontline near Bakhmut, Donetsk region, Ukraine, Monday, May 29, 2023. (AP Photo/Efrem Lukatsky)
Montag, 29. Mai: Ein ukrainischer Soldat hält sich die Ohren zu, nachdem er einen Mörser auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut abfeuerte.Bild: AP / Efrem Lukatsky
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Ukraine: Konkrete Pläne zur Gegenoffensive – was wir wissen und was nicht

31.05.2023, 08:08
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Seit Monaten wartet die Welt darauf – und Gerüchte darum werden weiter und weiter angeheizt: die angekündigte Gegenoffensive der ukrainischen Armee im russischen Angriffskrieg auf das Land im Osten Europas.

Einmal heißt es, die Offensive laufe bereits. Das sagte Mychajlo Podoljak, ein enger Vertrauter des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, in einem Interview mit dem italienischen Fernsehsender TG1. Dann veröffentlicht Selenskyj seine abendliche Videoansprache, in der er von einem festgelegten Datum spricht.

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Viel wird spekuliert, doch genaue Informationen gibt es kaum.

Was wir wissen und was nicht, hat watson für dich zusammengefasst.

Ankündigungen der Ukraine werden konkreter

Dass die ukrainische Administration die geplante Gegenoffensive in Interviews und Social-Media-Veröffentlichungen stets betont, gehört mittlerweile zur Tagesordnung. Täglich liest und hört man davon. Die ganze Welt, aber vor allem die Ukrainer:innen, warteten gespannt darauf.

Spätestens seit der mutmaßlichen Einnahme Bachmuts, jener Stadt in der Donezk-Region, um die ein Jahr lang heftig und blutig gekämpft wurde.

Nun werden die Ankündigungen konkreter.

Nachdem die Bürger:innen vor allem in Städten wie Kiew am Montag erneut einen langen und heftigen Beschuss hinter sich hatten, veröffentlichte Selenskyj seine tägliche Videoansprache. "Mehrere russische Terroranschläge an einem Tag", protokollierte er. "Shaheds, Marschflugkörper, ballistische Raketen, gelenkte Bomben." Dank der Luftverteidigung seien mindestens Hunderte von Menschenleben gerettet worden.

Der oberste Befehlshaber der Ukraine, Walerij Saluschnyj, präsentierte dazu auch Zahlen auf seinem Telegram-Kanal. Den Angaben zufolge seien 29 von 31 abgeschossenen Shahed-Kamikaze-Drohnen, 37 von 40 Marschflugkörpern und eine Aufklärungsdrohne zerstört worden.

Jeder Terroranschlag, sagte Selenskyj weiter, lasse nur eine Schlussfolgerung zu:

"Russland will den Weg des Bösen bis zum Ende gehen. Das heißt, bis zu seiner Niederlage, denn das Böse kann kein anderes Ende haben als die Niederlage."

Niemand auf der Welt setze die Waffen gegen das Böse so effektiv ein wie die Ukrainer:innen.

Dann wurde Selenskyj konkret:

"Wie üblich erstatteten der Oberbefehlshaber und die Kommandeure der Einsatzrichtungen dem Stab Bericht. Nicht nur die Versorgung mit Munition, nicht nur die Ausbildung neuer Brigaden, nicht nur unsere Taktik. Sondern auch das Timing. Das ist das Wichtigste. Das Timing, wie wir vorankommen werden. Und das werden wir. Die Entscheidungen sind getroffen worden."

Zusätzlich dazu veröffentlichte Saluschnyj ein Video auf seinem Telegram-Kanal, das die Gegenoffensive ankündigte. Einen Trailer, der wie die Ankündigung eines Blockbusters anmutet. Samt heroisch-dramatischer Musik, professioneller Kameraführung und Offizieren, die die Armee anheizen.

Auch der ukrainische Verteidigungsminister Olekskii Resnikow zeigte sich optimistisch, dass die geplante Offensive die Ukraine näher an den Sieg über Russland heranbringen werde. Auf ukrainischem Territorium werde es neue Fluchtwellen von russischen Soldaten geben, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Behütetes Geheimnis: Nicht einmal die USA wissen mehr

Die ukrainischen Entscheidungsträger:innen halten Einzelheiten zur geplanten Gegenoffensive geheim. Grund dafür ist natürlich, dass keine Informationen zum Feind gelangen. Wie es wirkt, ist der Plan für den Gegenschlag offenbar das bestgehütete Geheimnis, das es in diesem Krieg bisher gegeben hat. Denn offenbar wissen nicht einmal die USA mehr als der Rest der Weltbevölkerung.

Das ist insofern brisant, als die USA unter normalen Umständen bestens informiert sind. Seien es Geheimdienstinformationen oder direkt geteilte Nachrichten zwischen ukrainischen und amerikanischen Behörden. Doch dieses Mal ist es offenbar anders. Das schreibt zumindest das US-Magazin "Politico" in einem Bericht.

Grund dafür könnte laut "Politico" das Datenleck sein, das es im amerikanischen Geheimdienst gegeben hatte. Zwei namentlich nicht genannte "europäische Beamte" hätten demnach gesagt, dass ihre ukrainischen Kollegen das angebliche Durchsickern der geheimen Dokumente des Luftwaffenoffiziers Jack Teixeira aus Massachusetts als einen der Gründe dafür anführen, dass Kiew sich mit der Weitergabe von Informationen über die Gegenoffensive zurückhält.

Der junge US-Soldat Teixeira veröffentlichte detaillierte Informationen über den Krieg in der Ukraine, darunter auch Positionen von Kiewer Truppen, Daten zu ukrainischen Waffenbeständen und die geschätzten Opferzahlen.

US-Behörden dementieren allerdings, dass es eine Störung im Vertrauensverhältnis geben könnte. John Kirby, der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, sagte in einem Interview, dass das Schweigen vor dem Start der Gegenoffensive keine Überraschung sei. "Sie sind nicht verpflichtet, uns zu benachrichtigen oder uns im Voraus zu informieren."

Mögliche Ziele: Bachmut, Luhansk-Region, Saporischschja, Melitopol

Expert:innen rätseln seit Monaten, worauf sich die ukrainischen Streitkräfte in ihrer Gegenoffensive fokussieren werden. Ideen und Spekulationen gibt es viele – Antworten dagegen kaum.

Der "Spiegel" hat etwa mit einem Oberstleutnant gesprochen, der sich eigenen Angaben zufolge in der Nähe von Saporischschja aufhalten soll. Dem Artikel ist zu entnehmen, dass ein Angriff auf die bereits im Februar 2022 eingenommene Stadt Melitopol von ukrainischem Interesse sein könnte. Melitopol liegt etwa 100 Kilometer südlich von Saporischschja.

03.05.2023, Ukraine, Saporischschja: Menschen betrachten ein durch Beschuss zerstörtes Gebäude. Foto: Andriyenko Andriy/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
In Saporischschja haben die russischen Bombenangriffe mittlerweile wieder zugenommen.Bild: AP / Andriyenko Andriy

Auch Saporischschja könnte auf der Liste der Ukraine stehen. Zumindest das Atomkraftwerk dort, das seit März 2022 in russischer Hand ist und der ganzen Welt Sorge vor einer Atomkatastrophe bereitet.

Allerdings könnten auch andere Gebiete wieder in den Fokus ukrainischer Militärs rücken. Etwa die im Sommer 2022 eingenommene Luhansk-Region – vorrangig die Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk.

Über eine Rückeroberung Bachmuts wird natürlich auch gemunkelt, doch gerade hier hält sich Kiew ganz besonders bedeckt. Noch immer hat man den Fall der Stadt nicht öffentlich zugegeben. Allerdings befindet sich kein einziger ukrainischer Soldat mehr auf dem Gebiet der Stadt. Die Verteidigungslinien haben sich weiter nach Westen gerichtet.

Putin vermutet wohl Krim als Ziel

Einem Geheimbericht der Nato zufolge, der dem amerikanischen Nachrichtenportal Business Insider vorliegt, setzt der russische Präsident Wladimir Putin auf Verteidigung – als Antwort auf die seit Monaten angekündigte Gegenoffensive der Ukraine. Das sehe man unter anderem daran, dass es "keine signifikanten Veränderungen im Frontverlauf" des Ukraine-Kriegs gebe.

Bis auf die Einnahme der Stadt Bachmut, und die dauerte bekanntermaßen besonders lang, hat sich tatsächlich an der Front kaum etwas getan.

ARCHIV - 08.10.2022, ---, Kertsch: Flammen und Rauch steigen von der Krim-Br�cke auf, die das russische Festland und die Halbinsel Krim �ber die Stra�e von Kertsch verbindet. Am 24. Februar 2023 j�hrt ...
Die Ukraine hat den Angriff auf die Krim-Brücke mittlerweile zugegeben.Bild: AP / Uncredited

Es gebe zwar, heißt es in dem Bericht, "kleinere russische Offensivhandlungen im Osten der Ukraine", aber ansonsten keine nennenswerten Ereignisse.

Stattdessen konzentrieren sich Putins Truppen zurzeit auf ihre Verteidigungslinien – "insbesondere im Süden der Ukraine und entlang der Landbrücke zur Krim-Halbinsel", heißt es in dem Geheimbericht.

Offenbar gibt es auf der Krim auch Grund zur Sorge. Einem britischen Geheimdienstbericht zufolge häufen sich die Sabotageakte – Russland drohe ein Kontrollverlust.

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