Die Zahlen der Bundestagswahl in Deutschland liegen vor und somit auch die Ergebnisse der einzelnen Wahlkreise. In manchen Orten in Deutschland wurden am Sonntag spannende Duelle ausgetragen.
Ein historisches Ereignis: Die zwei Kanzlerkandidaten Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD) traten in Potsdam als Direktkandidaten gegeneinander an.
Auch spannend war, wer das Erbe der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel antreten würde. Zur Wahl stand eine 27-jährige SPD-Jungpolitikerin, der Vorsitzende der Jungen Union in Mecklenburg-Vorpommern und ein Kandidat der AfD.
Watson hat die spannendsten Wahlduelle für euch zusammengetragen.
In der Brandenburger Hauptstadt traten gleich zwei Kanzlerkandidaten zum Duell an: die Grünen-Anwärterin Annalena Baerbock gegen den SPD-Spitzenkandidaten Olaf Scholz.
Im Wahlkreis der Kandidaten Potsdam-Mittelmark II – Teltow-Fläming II konnte sich Olaf Scholz durchsetzen. Er erreichte 34 Prozent der Stimmen, so die Webseite des Bundeslandes Brandenburg. Seine Konkurrentin Baerbock landete somit auf dem zweiten Platz. Sie konnte 18,8 Prozent der Wähler hinter sich vereinen.
Am Abend vor der Wahl waren beide Politiker noch in Potsdam unterwegs, um für Stimmen zu werben. Dabei betonte Scholz noch einmal seine favorisierte Koalition: Die Zusammenarbeit mit den Grünen wäre seine "Lieblingskoalition".
Das Kanzler-Duell in Brandenburg stellt eine Besonderheit in der Geschichte der Bundestagswahl dar: Noch nie zuvor kandidierten mehrere Kanzleranwärter gleichzeitig in einem Wahlkreis.
Im Jahr 2017 war Baerbock zwar noch nicht Grünen-Vorsitzende, als Direktkandidatin trat sie aber damals schon an. Die Kanzlerkandidatin kam damals nur auf acht Prozent der Stimmen.
Der Wahlkreis an der Ostsee kennt die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel seit über 30 Jahren, denn so lange trat sie dort als Direktkandidatin an. Als ihr Nachfolger bewarb sich Georg Günther. Gegen ihn gingen gleich zwei Top-Kandidaten an den Start: AfD-Spitzenkandidat Leif-Erik Holm und SPD -Jungpolitikerin Anna Katharina Kassautzki.
Die Ergebnisse hätten wohl die wenigsten erwartet: Kassautzki holte sich das Direktmandat mit 24,3 Prozent der Stimmen, nach Auszählung von 353 der 354 Wahlkreise, laut der Webseite von Mecklenburg-Vorpommern. Hinter ihr folgte Günther mit 20,4 Prozent und Holm landete auf dem dritten Platz mit 19,9 Prozent.
Kassautzki ist erst 27-Jahre alt und leitet den Familienservice an der Universität Greifswald. Nun tritt sie das Erbe der Bundeskanzlerin an. "Es erfüllt mich mit Demut", sagte die Jungpolitikerin zu watson über ihr neues Mandat. Den Wahlabend mit den knappen Ergebnissen empfand sie als "Krimi".
Laut Kassautzki sei das Direktmandat nicht nur "ein großes Erbe, sondern es gehe auch um die Menschen im Wahlkreis". "Ich möchte gute Politik machen", versprach sie.
Eigentlich hätte er der Merkel-Nachfolger werden sollen: Günther ist 33 Jahre alt, Chef der Jungen Union in Mecklenburg-Vorpommern und Finanzamt-Mitarbeiter in Stralsund. Er sagte dem österreichischen "Standard", dass ihm die Kanzlerin – die im Wahlkreis seit 1990 acht Mal direkt gewonnen hat – "den einen oder anderen Tipp gegeben hat". Das hat für den Wahlsieg aber nicht gereicht.
Holm gilt gemäßigter als die AfD-Spitze im Bundestag, Unterstützung erhält er aus Berlin dennoch. Zuletzt besuchte ihn AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel für eine Wahlveranstaltung in seinem Wahlkreis.
In Nordrhein-Westfalen traten der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und Serap Güler (CDU), NRW-Staatssekretärin für Integration, gegeneinander an. Im Vorfeld war die Direktwahl im Wahlkreis Leverkusen – Köln IV völlig offen.
Nach Auszählung von 118 der 123 Wahlbezirke war Lauterbach mit fast 46 Prozent klar vorne. Die CDU-Konkurrentin Güler sammelte rund 18 Prozent der Stimmen.
Lauterbach hatte zwar keinen vorderen Listenplatz, wollte aber über die Direktwahl wieder in den Bundestag einziehen. Seine Konkurrentin Gülen gilt als Vertraute des CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet.
Der Arzt und Experte für Epidemiologie war vor allem durch seine Rolle als Corona-Experte deutschlandweit bekannt geworden. Der Wahlkreis wurde bisher immer von den Sozialdemokraten regiert.
Gegen den Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen gibt es selbst von der eigenen Partei Widerstand. Der Rechtsausleger der CDU trat im Wahlkreis Suhl - Schmalkalden-Meiningen - Hildburghausen - Sonneberg gegen den SPD-Kandidaten Frank Ulrich an.
Der CDU-Kandidat konnte sich nicht durchsetzen. Nach Auszählung aller 418 Wahlbezirke erreichte sein Konkurrent Frank 33,6 Prozent der Stimmen.
In den letzten Minuten wurde Maaßen sogar noch von seinem AfD-Herausforderer Jürgen Treutler verfolgt, dieser konnte ihn aber letztendlich nicht überholen. Der AfD-Mann landet also auf Platz drei mit 21,2 Prozent, Maaßen erreichte 22,3 Prozent.
Die Wahl um Maaßen galt als richtungsweisend dahingehend, ob sich die CDU vom rechten Rand abgrenzen kann, denn er gilt als Mitglied der erzkonservativen Werteunion. Vor allem für seine Einstellung zur Flüchtlingspolitik der Bundesregierung wurde Maaßen kritisiert. Auch mit seiner fehlenden Abgrenzung gegenüber der AfD polarisierte der Politiker. Südthüringen gilt als CDU-Hochburg.
Sein Konkurrent Ullrich versucht vor allem "den Stellenwert des Sports in unserer Gesellschaft" aufzuwerten, wie die "FAZ" berichtet. Der 63-Jährige ist olympische Biathlon-Sieger von 1980.
In Nürnberg-Nord hatten gleich drei Kandidaten eine reale Chance auf den Einzug in den Bundestag: Tessa Ganserer (Grüne), Sebastian Brehm (CSU) und Gabriela Heinrich (SPD). Das Besondere dabei, dass Ganserer in eigenen Worten "die erste Abgeordnete, die sich während ihrer aktiven Amtszeit als trans* geoutet hat."
Laut der offiziellen bayrischen Wahl-Webseite konnte sich Ganserer aber nicht gegen ihren CSU-Konkurrenten durchsetzen. Die Grünen Politikerin holte 22,6 Prozent der Stimmen, hinter Brehm (28,4 Prozent) und noch vor Heinrich (21,9 Prozent).
Über die Landesliste der bayrischen Grünen zog Ganserer aber dennoch in den Bundestag ein. Dort stand sie auf Platz 13.