Donald Trump hat den Beginn der Corona-Pandemie in den USA verschlafen. Statt schnell zu reagieren, hat der US-Präsident die Gefahr zunächst kleingeredet und anschließend Schuldige gesucht, um die hohen Opferzahlen zu rechtfertigen. Doch trotz Schlingerkurs stieg Trumps Beliebtheit zuletzt allerdings in den Umfragen auf Rekordwerte. Ende März hatte er seinen bisherigen Spitzenwert von 49 Prozent Zustimmung erreicht.
Für viele Experten der typische "rally 'round the flag"-Effekt (englisch: Um die Flagge versammeln). Dieser Effekt wird häufig in Krisenzeiten beobachtet. Während empfundener Gefahr steigen die Umfragewerte der Exekutive, weil die Bevölkerung die eigene Regierung in schweren Zeiten unterstützt und selbst Halt sucht. Das ist nicht erst seit Donald Trump so, sondern war schon bei seinen Vorgängern der Fall. Das bestätigt auch US-Experte Michael Hochgeschwender:
Für die Politikberater Julius van de Laar und Yussi Pick sind diese relativ hohen Zustimmungswerte für Trump allerdings kein Zeichen, dass dieser die Wahlen im November gewinnen muss – im Gegenteil. In der aktuellen Ausgabe des Podcast "Campaigning and Strategy" sehen die beiden Experten, die selbst in den USA an den Wahlkämpfen von Barack Obama und Hillary Clinton beteiligt waren, Trumps Zugewinne eher kritisch. Wahlkampf-Experte Yussi Pick erklärt im Podcast:
Auch Julius van de Laar wertet die Umfragen nicht automatisch positiv für Trump. Gegenüber watson ergänzt er:
Und tatsächlich: Nach dem 11. September erreichte selbst der sonst eher unbeliebte US-Präsident George W. Bush 90 Prozent Zustimmung in Umfragen. Ein Rekordwert, der nur mit dem Schock nach dem Terroranschlag erklärt werden kann. Bush Juniors Vater George H. W. Bush erreichte sein Rekordhoch mit 89 Prozent kurz nach Beginn des Ersten Golfkriegs 1991.
Gemessen an diesen Werten sind die 49 Prozent, die Donald Trump Ende März einfahren konnte, wirklich nicht besonders beeindruckend.
Ob die aktuellen Werte reichen, um sich im November eine zweite Amtszeit zu sichern, ist also alles andere als sicher. Zumal noch nicht klar ist, wie die Wahlen konkret ablaufen sollen, sollten die Corona-Maßnahmen andauern. Auch kann Donald Trump vorerst nicht auf den Rückenwind seiner legendären "Trump Rallies" bauen. Denn Wahlkampf-Veranstaltungen sind derzeit auch nur digital möglich.