Donald Trump scheint eine schwierige Persönlichkeit zu haben. Das bestätigen viele derer, die näher mit ihm zu tun hatten. Sie sprechen von einem narzisstischen, lernresistenten und teilweise kindlichen Charakter, der nur schwer mit der Würde des Amts des Präsidenten der Vereinigten Staaten vereinbar ist.
Dass das allerdings zuweilen nicht nur kuriose Blüten treibt, sondern wirklich gefährlich sein kann, zeigen Trumps jüngste Reaktionen auf die Corona-Pandemie. In den USA steigen die Infektionszahlen, dort sind bisher insgesamt fast 140.000 Menschen an Covid-19 gestorben. Doch statt auf seine Experten zu hören und strengere Maßnahmen zu ergreifen, möchte der Präsident lieber weniger testen, um die Zahlen zu vertuschen. Ein Teufelskreis.
Für Donalds Nichte, Mary Trump, ist dessen Verhalten in der Krise keine Überraschung. Sie ist promovierte Psychologin und attestiert ihrem Onkel nicht nur einen schwierigen Charakter, sondern sieht einige erhebliche psychische Defizite, die unter anderem durch die Erziehung Donalds entstanden seien. In ihrem Enthüllungsbuch erklärt sie, wie ihre Familie "den gefährlichsten Mann der Welt" erschuf und Donald zu Donald machte.
Mit dem Krisenmanagement von Donald Trump hinsichtlich der aktuellen Covid-19-Epidemie geht seine Nichte in ihrem Buch hart ins Gericht. Die Corona-Krise sei die erste ernstzunehmende Herausforderung für Trumps Präsidentschaft und er reagiere aus persönlichen Befindlichkeiten falsch darauf:
Bei Kritik immer sofort zum Gegenangriff ausholen und bloß nicht entschuldigen oder Fehler eingestehen – wenn man Mary Trumps Argumentation in ihrem Buch folgt, dann hat dieses Verhalten seine Wurzeln in Donald Trumps Kindheit. Genauer gesagt bei dessen Vater Fred Trump Senior. Mary zufolge hatte dessen Erziehung den Zweck, seine Söhne zu "Killern" auszubilden.
Fred Trump Senior war Sohn deutscher Einwanderer aus der Pfalz und hatte seiner Enkelin zufolge noch mit der englischen Sprache zu kämpfen, als seine Kinder bereits auf der Welt waren. Er scheint ein sehr sparsamer Mann gewesen zu sein, der es schaffte, den Besitz, den ihm sein früh verstorbener Vater hat vererben können, stetig zu vermehren.
Seinen Kindern gegenüber war der erfolgreiche Unternehmer den Schilderungen seiner Enkelin zufolge jedoch unerbittlich: Zunächst war sein ältester Sohn Freddy, Marys Vater, vorgesehen, die Nachfolge im Familienunternehmen anzutreten, obwohl dieser eigentlich Pilot werden wollte. Ein Job, den Trump Senior als "Busfahrer der Lüfte" abtat.
Denn er hatte komplett andere Pläne für seinen Sohn. Um im Immobilienbusiness zu überleben, so Fred Trumps Ansicht, müsse man besonders tough sein. Mary zufolge war es daher sein Bestreben, seine Söhne zu harten Männern zu machen und ihnen jegliche "Weichheit" auszutreiben.
Mit "Killer" war Mary zufolge vor allem gemeint, keine Gefühle zuzulassen und "unverwundbar" zu sein. Ihrer These nach hatte ihr Großvater wiederum den frühen Tod seines Vaters nie wirklich verwunden oder verarbeitet. Die Folge: Fred Trump Senior konnte nicht mit den Gefühlen anderer umgehen. Also brachte er seinen Söhnen bei, keine eigenen Gefühle oder Verletzlichkeiten zuzulassen.
Da mit der Zeit absehbar war, dass Freddy, der erstgeborene Sohn von Fred Trump, nicht den Ansprüchen seines Vaters genügen würde und auch keinerlei Interesse daran hatte, das Immobilienunternehmen zu übernehmen, rückte Donald Trump immer mehr in den Fokus seines Vaters als Erbe.
Donald war Mary Trump zufolge schon immer charakterlich fragwürdiger als sein sieben Jahre älterer Bruder Freddy. Allerdings hätte Donald auch von dem Schicksal seines älteren Bruders gelernt, der später zum Alkoholiker wurde und in frühen Jahren starb.
In der Folge habe Trump sich dem Verhalten seines Vaters entsprechend angepasst. Und dort, wo er das nicht tat, wurde er zu Recht gebogen. So hätte Fred die Fähigkeit seines Sohnes "das gesamte Spektrum menschlicher Emotionen zu empfinden" zerstört.
So erklärt sich laut Mary Trump auch der heutige Donald Trump, der Freude daran empfindet, sich über körperlich behinderte Journalisten lustig zu machen oder politische Gegner anhand ihrer körperlichen Merkmale zu verspotten.
Heute erlebt die Welt nun all die kuriosen charakterlichen Unzulänglichkeiten und Abgründe, die Mary in ihrer Familie bereits seit ihrer Geburt miterlebte und beschreibt. Als ihr Großvater Fred 1999 schließlich starb, waren alle Kinder ihres Vaters Freddy aus dem Testament gestrichen – auch sie selbst. Sicherlich auch einer der Gründe, warum Mary in ihrem Buch derart hart mit ihrem Onkel und ihrem Großvater ins Gericht geht.