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Nordkorea bietet Russland angeblich 100.000 Soldaten für den Ukraine-Krieg an

©Kyodo/MAXPPP - 10/10/2019 ; Soldiers salute as they visit Mansu Hill in Pyongyang on Oct. 10, 2019, the 74th anniversary of the foundation of the Workers' Party of Korea. (Kyodo) ==Kyodo
Nordkoreanische Soldaten salutieren in der Hauptstadt Pjöngjang.Bild: picture-alliance/dpa / MAXPPP
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Nordkorea bietet Russland angeblich 100.000 Soldaten für den Ukraine-Krieg an

Laut einem russischen Militärexperten plant Nordkorea das Aussenden von 100.000 Freiwilligen. Diese sollen Russland bei der Invasion in der Ukraine unterstützen. Was steckt wirklich hinter dem nordkoreanischen Angebot?
10.08.2022, 19:46
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Nordkorea hat angeboten, 100.000 freiwillige Soldaten zu schicken, um Russlands Invasion in der Ukraine zu unterstützen. Diese Neuigkeit wurde zumindest vom russischen Verteidigungsexperten Igor Korotschenko im russischen Staatsfernsehen verbreitet.

Von da wurde es sowohl in anderen russischen Medien als auch auf internationaler Ebene aufgegriffen. Als erstes englischsprachiges Medium berichtete die "New York Post" über die Behauptung und verwies dabei auf das russische Staatsfernsehen. Dort erklärte Militär-Experte Korotschenko in einer News-Sendung auf Channel One: "Es gibt Berichte, wonach 100.000 nordkoreanische Freiwillige bereit sind, sich an dem Konflikt zu beteiligen."

Weiter erklärt er, dass die Nordkoreaner im Wiederaufbau von ukrainischen Städten und Dörfern mithelfen könnten. Zudem hätten sie Erfahrung in der Abwehr von Bombenanschlägen, so Korotschenko.

Das dürfte Russland sehr gelegen kommen, hat die Ukraine ihre Verteidigung mit Himars aus den USA doch enorm stärken können – die hochpräzisen Langstreckenraketen bringen Russland an der Front arg in Bedrängnis.

Russland und Nordkorea haben Pläne noch nicht bestätigt

Doch ob Nordkorea tatsächlich Hilfe angeboten hat, ist derzeit nicht verifizierbar. Korotschenko gibt keine Hinweise darauf, woher er die Informationen hat. Weder Russland noch Nordkorea haben sich bisher offiziell dazu geäußert.

Dies hielt den russischen Militärexperten allerdings nicht davon ab, weiter über Nordkoreas Unterstützung zu berichten – wenn auch etwas zurückhaltender. In einem Interview mit der russischen Tageszeitung "Moskowski Komsomlez" findet er nur lobende Worte für Nordkorea.

So sei das Land eines der ersten gewesen, das die Souveränität der Volksrepubliken Lugansk und Donezk anerkannt habe und ihnen seither immer moralische Unterstützung habe zukommen lassen (Nordkorea ist nebst Syrien das einzige von zwei Ländern, welches die beiden Volksrepubliken anerkannt hat).

Korotschenko zeigt sich davon überzeugt, dass Nordkorea für einen Einsatz in der Ukraine bereit wäre – wenn Russland dem Vorschlag zustimme. Er sieht weder in der Sprache noch im Transport der nordkoreanischen Einheiten um die halbe Welt ein Problem. Aus praktischer Sicht sei "alles einfach". Es sei nur eine Frage der politischen Entscheidung.

Bevor Korotschenko diese Aussagen am 4. August im Staatsfernsehen tätigte, berichtete am 2. August die russische Nachrichtenagentur Regnum über das angebliche nordkoreanische Angebot. Darin wird Sergei Mironow, Vorsitzender der sozialistischen Partei "Gerechtes Russland – Patrioten – Für die Wahrheit", zitiert:

"Ich denke, dies ist ohne Übertreibung ein historischer Moment!"

Dies sowohl in Bezug auf "die Errichtung der Volksrepubliken Lugansk und Donezk" als auch in Bezug auf eine Stärkung der Beziehungen zu Nordkorea, fügt Mironow an.

Nordkorea soll über diplomatische Kanäle angedeutet haben, dass es dazu bereit sei, die Volksrepubliken Lugansk und Donetzk bei der Verstärkung ihrer Verteidigung und im internationalen Handel zu unterstützen, heisst es in der Meldung von Regnum.

Die Republiken würden im Gegenzug mit der Lieferung von Getreide, Energierohstoffen und anderen Produkten an Nordkorea beginnen. Wie die Autoren des Artikels Zugang zu den angeblichen diplomatischen Gesprächen erhalten haben sollen, wird nicht erläutert.

Auch nordkoreanische Zeitungen berichten vom nordkoreanischen Angebot, bleiben aber ebenfalls schwammig. Ihre Berichte beziehen sich vor allem auf das Entsenden von Arbeitern, um in Kriegsgebieten beim Wiederaufbau zu helfen. So soll eine russische Quelle zur Zeitung "Daily North Korea" gesagt haben, dass in Russland tätige Unternehmen von nordkoreanischen Behörden angewiesen worden seien, sich auf das Aussenden von Arbeitern vorzubereiten. Eine offizielle Stellungnahme besteht allerdings auch hier nicht.

Bisher handelt es sich sowohl bei der Aussendung von nordkoreanischen Soldaten als auch Arbeitern lediglich um Spekulationen – gänzlich ausgeschlossen kann die nordkoreanische Unterstützung aber nicht werden.

(saw/watson.ch)

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