Republikaner-Bastion in Gefahr: Darum könnte Texas bald den Demokraten gehören
Ein bisschen ist Texas für die USA, was Bayern für Deutschland ist: Ein Staat ganz im Süden des Landes, eine überladen mit Klischees, die die ganze Welt kennt – und seit Jahrzehnten eine konservative Hochburg. Texas, das ist ein Staat, in dem die Erdölindustrie lange dominant war und in dem die Idee strengerer Waffengesetze für die Mehrheit der Menschen als eine Art Gotteslästerung gelten. In Texas hat seit 1980 der republikanische Präsidentschaftskandidat immer die Mehrheit der Stimmen bekommen – und damit alle Wahlmännerstimmen im Electoral College. 2016 gewann Donald Trump in Texas mit 52,2 Prozent zu 43,2 gegen Hillary Clinton.
Diesmal aber könnte es eng werden. Texas könnte erstmals seit Jahrzehnten kippen, von den Republikanern zu den Demokraten. Das hätte enormen Einfluss auf das Wahlergebnis: 38 der 538 Wahlmännerstimmen werden in Texas vergeben. Es ist – hinter Kalifornien mit 55 Stimmen – der Staat mit der zweitgrößten Stimmenzahl.
Texas ist außerdem der am schnellsten wachsende Bundesstaat der USA, die Struktur der Bevölkerung ändert sich. Was das politisch bedeutet, fasst Thomas Jäger, Professor für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln, gegenüber watson so zusammen:
In Zahlen bedeutet das: Das auf Wahlprognosen spezialisierte journalistische Onlineportal FiveThirtyEight räumt Biden immerhin eine 38-prozentige Wahrscheinlichkeit ein, in Texas zu gewinnen. Trump sei nur "leichter Favorit". Im Vergleich zu Ende August haben sich die Chancen für Biden laut FiveThirtyEight um 16 Prozent erhöht.
Warum ist das jahrzehntelang so konservative Texas bei dieser Präsidentschaftswahl ein Wackelkandidat?
USA-Experte Thomas Jäger erklärt den Wandel so:
In den kommenden Jahren werden diese Veränderungen aller Voraussicht weitergehen – wodurch die politische Unterstützung für die Demokraten vermutlich weiter steigt und die für die Republikaner weiter sinkt. Und das könnte die politische Landschaft in den USA weiter verändern:
- Zum einen könnte die republikanische Hochburg Texas bei den Präsidentschaftswahlen 2024 und 2028 zu einem echten "Battleground State" werden – also einem zwischen Demokraten und Republikaner umkämpften Bundesstaat.
- Zum anderen könnte Texas in absehbarer Zeit sogar eine Hochburg der Demokraten werden – so wie heute Kalifornien und New York. Und das könnte wiederum bedeuten, dass das Electoral College – das in zwei der fünf vergangenen Wahlen den Republikanern zum Sieg verholfen – den Demokraten helfen wird.
US-Experte Thomas Jäger glaubt, dass das Ergebnis von Texas heftige Auswirkungen auf die Republikaner haben kann.
Insofern ist das Wahlergebnis in Texas am 3. November auch eine Richtungsentscheidung für die Republikaner und ihre Politik in den kommenden Jahrzehnten.