Jörg Urban mag es maximal. Der Spitzenkandidat der AfD in Sachsen will nicht nur nach der Landtagswahl am 1. September mitregieren, er will Ministerpräsident werden.
Und auch im internen Streit der AfD zwischen dem völkisch-nationalistischen "Flügel" um Björn Höcke und den vergleichsweise Gemäßigten um den Co-Parteichef Jörg Meuthen weiß sich der Kandidat aus Sachsen zu positionieren. Und zwar pro Höcke.
Urban hat in Reden und Auftritten immer wieder seine Nähe zu Höcke demonstriert. Zuletzt bei einem gemeinsamen Auftritt beim Kyffhäuser-Treffen des ultrarechten Flügels.
Dass Urban und die Sachsen-AfD näher bei Höcke stehen, machte der sächsische Spitzenkandidat einmal mehr in einem Interview mit dem "Morgenmagazin" deutlich.
Damit widerspricht er seinem Parteivorsitzenden Jörg Meuthen. Der hatte im ZDF-Sommerinterview erklärt, der Flügel sei nicht Teil der AfD. Die innerparteiliche Strömung, die vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall für rechtsextremistische Strömungen eingestuft wird und regelmäßig durch extremistische Positionierungen auffällt, habe gar nicht wirklich etwas mit der AfD zu tun.
Urban sieht das offenbar anders. Gerade bei der Ost-AfD, in Sachsen, Brandenburg oder Thüringen, sind Björn Höcke und sein Flügel besonders beliebt.
Urbans Flügel-Bekenntnis dürfte parteiintern als deutliche Kampfansage gegen Parteichef Jörg Meuthen gewertet werden. Ende November wählt die Partei einen neuen Vorstand. Die Rufe nach einer Kandidatur Höckes werden parteiintern immer lauter.
An einer anderen Stelle im ARD-Interview wurde Urban sogar noch deutlicher. Moderator Sven Lorig fragte den AfD-Politiker direkt: "Wenn im Herbst ein neuer Bundesvorstand gewählt wird, wen unterstützen sie dann? Björn Höcke oder Jörg Meuthen?"
Urban wich der Frage nicht aus, sondern lachte – und gab eine brisante Antwort: "Ich würde auf alle Fälle Kandidaten aus Ostdeutschland unterstützen. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass der Osten der AfD im Bundesvorstand gut repräsentiert ist." Höcke ist (obwohl er eigentlich aus dem Westen kommt) Thüringens AfD-Chef, Meuthen hingegen stammt aus der baden-württembergischen AfD. Auch wenn Urban im Nachgang sagte, man müsse erst noch sehen, welche Politiker dann beizeiten in Frage kämen: Eindeutiger kann ein Politiker auf eine solche Frage kaum antworten.
(ts)