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Deutschland
12.07.2019, 11:3912.07.2019, 11:40
Selten haben Anzeichen einer Krankheit so heftige öffentliche Reaktionen ausgelöst. Schon nachdem Angela Merkel zum ersten Mal bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ihre zitternden Hände festhielt, verfielen Medien weltweit in wilde Spekulationen ob der Gesundheit der Kanzlerin.
Es folgten binnen einen Monats zwei weitere Anfälle. Und jeder produzierte weitere Schlagzeilen.
Es gibt jetzt die eine Seite, die argumentiert: Das Zittern der Kanzlerin sei eine öffentliche Angelegenheit und deshalb berichtenswert.
Es gibt auch eine andere Seite, die fordert: Selbst die Krankheit einer Kanzlerin habe in der Öffentlichkeit nichts verloren und gehöre zur Privatssphäre.
Und es gibt eine dritte Seite, die versucht zu erklären, was denn hinter den Attacken stecken könnte und wie die Kanzlerin denn jetzt damit umgeht:
- Da werden Psychologen konsultiert.
Die einen sagen: Wer einmal zitterte und beobachtet wird, dem falle es unter diesem Druck schwer, nicht noch einmal zu zittern. Alles Kopfsache also.
Die anderen sagen: Diese Erklärung reiche bei einer routinierten Politikerin wie Angela Merkel nicht aus. Vielleicht handele es sich auch um einen "orthostatischen Tremor", also eine harmlose Krankheit, die Zittern im Stehen auslöst. Deswegen habe die Kanzlerin bei ihrem jüngsten Auftritt mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen wohl dann auch gesessen.
- Andere löchern Merkel und ihr Umfeld mit Fragen: War das wirklich psychologisch? Ist sie doch krank? Wie schlimm ist es? Die Kanzlerin selbst antwortete einem Reporter: Alles kein Problem, und wiederholte immer wieder das Wort "Verarbeitungsphase": Ihr sei bewusst, dass sie immer älter werde, aber auch erfahrener. "Alles hat seine gute Seite", sagte Merkel. (focus)
- Und Radio Antenne Bayern zog sogar Lippenleserin Judith Harter zu Rate, die Angela Merkels Worte während ihres zweiten Zitterns bei Treffen mit dem finnischen Ministerpräsidenten Rinne auslas. Dabei soll sie die Worte "Ich schaffe das" vor sich hin wiederholt haben.
Je wilder die Theorien und je abenteuerlicher die Leseversuche, desto aufgeregter die Stimmung. Am Ende, so sieht es aus, hat die Öffentlichkeit mehr Sorge um Angela Merkel, als die Kanzerlin selbst.
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