Am Hackeschen Markt in Berlin wurde das Team am 1. Mai angegriffen. Bild: dpa
Deutschland
Ein Kamerateam des ZDF wird nach Dreharbeiten angegriffen. Sechs Menschen werden festgenommen – und kommen wieder auf freien Fuß. Der Staatsschutz ermittelt.
03.05.2020, 08:3604.05.2020, 07:39
Nach der Attacke auf ein Kamerateam der
ZDF-Satiresendung "Heute-Show" am Maifeiertag in Berlin ermittelt der
Staatsschutz. Das sagte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik am
Samstag im RBB-Inforadio. Zu weiteren Erkenntnissen, etwa dem
politischen Hintergrund der Täter, wollte sie sich wegen der
laufenden Ermittlungen nicht äußern. "Das war ein durchaus wirklich
feiger Angriff", sagte Slowik.
Zunächst waren sechs Tatverdächtige festgenommen worden, die nach
dpa-Informationen dem linken Spektrum zuzurechnen sind. Am Samstag
wurden sie jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt. Es sei kein
Haftbefehl erlassen worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft
Berlin am Abend mit. Bei vier der Festgenommenen habe kein dringender
Tatverdacht vorgelegen, bei zwei seien keine Haftgründe gegeben
gewesen.
Laut Polizei handelte es sich bei den Festgenommenen um vier Männer
im Alter von 24, 25 und 31 Jahren sowie um zwei 25 beziehungsweise 27
Jahre alte Frauen. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft wollte sich
nicht weiter zu möglichen Hintergründen der Tat oder der Identität
der Festgenommenen äußern.
Das siebenköpfige ZDF-Team hatte am Freitagnachmittag bei einer
Demonstration gegen die Corona-Regeln, an der auch Rechtspopulisten
und Anhänger von Verschwörungstheorien teilgenommen hatten, gefilmt.
Auf dem Rückweg zu ihren Fahrzeugen wurden sie laut Polizei von 20
bis 25 Vermummten angegriffen. Die Angreifer traten demnach nach
ersten Erkenntnissen das Team und schlugen es mit einer Metallstange.
In der Nähe des Tatorts in der Rochstraße – nahe Hackeschen Höfen und
Alexanderplatz gelegen - nahmen Polizisten die sechs Verdächtigen in
Gewahrsam.
Team der "Heute-Show" in Klinik
Der Redakteur, der Kameramann und der Kameraassistent sowie drei
Security-Mitarbeiter, die das Kamerateam begleitet hatten, mussten im
Krankenhaus behandelt werden, wie das ZDF am Samstag mitteilte. Eine
Polizeisprecherin hatte zunächst von vier Verletzten gesprochen. Alle
sechs hätten das Krankenhaus bereits am Freitag wieder verlassen,
hieß es weiter vom ZDF.
Abdelkarim meldet sich
Reporter Abdelkarim, der bei dem Angriff unverletzt blieb, bedankte
sich am Samstag auf Twitter bei den Sicherheitsleuten, Zeugen,
Polizisten und Rettungssanitätern für ihre Hilfe. "Nach Einschätzung
eines Sicherheitsmannes hatten wir Glück im Unglück. Das Ganze hätte
auch viel tragischer enden können", schrieb er.
Die Angreifer seien mit Totschlägern auf das Team losgegangen,
zitierte das ZDF Harald Ortmann, den Geschäftsführer der beteiligten
Produktionsfirma. Für den Dreh seien vorab drei Sicherheitsleute
engagiert worden, erklärte Ortmann demnach. Mittlerweile sei dies bei
Filmdrehs bei Demonstrationen Standard. Sie seien schwer verletzt
worden, als sie dem Tonassistenten und dem Kameramann helfen wollten,
sagte Ortmann.
"Unserem Tonassistenten wurde ins Gesicht getreten – mit einer Brutalität, mit der man in Kauf genommen hat, dass es ein Mensch nicht überlebt."
Harald Ortmann
Der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbands, Frank Überall,
nannte den Überfall am Freitag einen Angriff auf die Pressefreiheit.
Ähnlich hatte zuvor ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler den Angriff
verurteilt. "Die Pressefreiheit ist – gerade in diesen Tagen - ein
hohes Gut. Unsere Sorge gilt nun jedoch zuallererst den
Teammitgliedern und ihrer Gesundheit."
Auch zahlreiche Politiker äußerten sich zu dem Vorfall. Außenminister
Heiko Maas (SPD) wünschte dem Team bei Twitter gute Besserung. "Wir
stehen an Eurer Seite! Lasst Euch Euren Humor und Eure Leidenschaft
nicht nehmen von feigen Gewalttätern", schrieb er weiter.
CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak äußerte: "Ich bin fassungslos über
den feigen Angriff auf das Team der "Heute-Show" und damit auch auf die
Pressefreiheit in unserem Land. Den Verletzten wünsche ich eine
baldige Genesung!" Der rheinländische AfD-Fraktionsvorsitzende Uwe
Junge teilte einen Bericht mit den Worten: "Geht gar nicht!
Schonungslose Aufklärung und umfassende Berichterstattung, bitte!"
Andere Menschen kommentierten Berichte zustimmend: "Ich gehe davon
aus, dass sie es verdient hatten", hieß es etwa.
(lin/dpa)
Der Körper der Frau ist zur Zielscheibe der heutigen Republikanischen Partei unter Donald Trump geworden. Trotzdem gibt es viele, auch junge Frauen, die ihn unterstützen. In Europa fragt man sich, wie US-Amerikanerinnen für Trump stimmen können. Allein mit Blick auf die Abtreibungsrechte. Aber in den USA ist das kein Widerspruch.