Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat kurz vor Beginn ihres mehrtägigen Streiks einen neuen Schlichtungsversuch im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn (DB) abgelehnt. "Die Bahn versucht nur Zeit zu gewinnen und mit Scheinangeboten die Öffentlichkeit und die Medienvertreter zu irritieren", sagte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky der "Augsburger Allgemeinen". Der Gewerkschafter wies zugleich Vorwürfe zurück, die GDL verweigere sich Gesprächen.
Weselsky warf DB-Personalvorstand vor, sich bei der letzten Verhandlungsrunde am 7. Juni 2021 geweigert zu haben, weiter zu verhandeln. "Stattdessen wollte er in Sondierungen eintreten, um das Scheitern der Verhandlungen zu verhindern", sagte der GDL-Chef. "Ich habe das nicht zugelassen, weil unsere Forderungen seit Wochen bekannt waren, und wir diese vor dem 7. Juni erheblich auf die bekannten Kennzahlen reduziert haben."
Der GDL-Chef wies zugleich den Vorwurf zurück, er wolle der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit dem Streik Mitglieder abwerben. "Dass wir um Mitglieder werben, ist legitim", sagte Weselsky. "Wir jagen aber nicht der EVG Mitglieder ab, denn nur 25 Prozent der Eintritte seit Juli 2020 stammen von der EVG. 75 Prozent der neuen Mitglieder waren vorher in keiner Gewerkschaft", sagte er.
Die GDL hatte am Montag den dritten und bislang längsten Streik im Tarifstreit mit der Bahn angekündigt. Die Arbeitskampfmaßnahmen sollen am Mittwoch um 17.00 Uhr im Güterverkehr und am Donnerstag um 02.00 Uhr morgens im Personenverkehr beginnen. Enden sollen die Streiks am Dienstag kommender Woche um 02.00 Uhr früh.
Die GDL fordert eine Lohnerhöhung von 3,2 Prozent sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro und bessere Arbeitsbedingungen. Die Bahn bietet zwar 3,2 Prozent mehr Lohn, will die Stufen aber später umsetzen und fordert eine längere Laufzeit des Tarifvertrages. Das Unternehmen hat zudem Verhandlungen über eine Corona-Prämie angeboten, jedoch keine konkrete Zahl genannt.
In dem Tarifkampf geht es zudem um die Position der GDL im Konzern und im Wettbewerb mit der EVG. Diese hat sich bereits mit der Bahn geeinigt, die Ergebnisse hält die Lokführergewerkschaft jedoch für unzureichend.
(andi/afp)