USA: Trump-Gegner stellen Protestschilder mit düsterem Bezug auf
Während die USA innenpolitisch eigentlich mit einem nationalen Shutdown und damit verbundenen Massenentlassungen zu tun haben, bestimmt auf den Straßen nach wie vor ein anderes Thema die Agenda, das sich grob unter dem Schlagwort Migration zusammenfassen lässt.
Seit Wochen gehen US-Bürger:innen gegen das radikale Vorgehen der Einwanderungsbehörde ICE auf die Straße. Sie werfen den Beamt:innen vor, bei den teils brutalen Razzien gegen Migrant:innen deren Leben zu gefährden und diese in vielen Fällen zu Unrecht zu inhaftieren.
Schilder zeigen Protest gegen Vorgehen der ICE-Behörde
Zwar versucht die US-Regierung, die Demonstrationen durch eine weitere Steigerung der Konfrontation in Schach zu halten; in einigen Städten ist mittlerweile sogar die Nationalgarde im Einsatz. Doch die Menschen vor Ort lassen nicht davon ab, sich mit aller Kraft gegen das Vorgehen von ICE zu stellen.
Angesichts des harten Vorgehens der Behörden wird ihre Form des Protests dafür immer subtiler. So tauchen in Washington mittlerweile vermehrt Schilder auf, in denen auf die brutale Methodik der Einwanderungsbehörde verwiesen wird.
"ICE hat hier jemanden entführt", steht etwa auf einem kleinen Aushang, von dem die "Washington Post" berichtet. Darunter ist die genaue Uhrzeit und der Tag einer entsprechenden Festnahme festgehalten. Ähnliche Schilder finden sich in der gesamten Stadt, mal in riesigem Plakatformat, mal als DIN-A4-Zettel an einem Baum.
Wer genau die Bewegung ins Rollen gebracht hat, ist nicht klar. Barbara McCann jedenfalls erinnert sich im Gespräch mit der "Washington Post", wie sie im August ihr erstes eigenes Schild geschrieben hat. Zuvor hatte sie beobachtet, wie mehrere Beamt:innen zwei Männer brutal aus ihren Autos gezogen hatten.
USA: Protestierende ziehen Holocaust-Vergleich
"Sie haben es auf diejenigen abgesehen, die sich am wenigsten verteidigen können – auf Menschen ohne Zuhause und ohne Papiere", betont sie. Die neue Protestform in ihrer Heimatstadt erinnere sie an die Stolpersteine, die in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg aufgestellt wurden. Die kleinen Gedenktafeln sollen an das Schicksal der während der Zeit des Holocaust ermordeten Menschen erinnern.
Tatsächlich werden auch auf einigen der Aushänge in Washington Menschen namentlich, beziehungsweise mit ihrem Spitznamen, erwähnt. Auf einem Schild steht im Zusammenhang mit einer Festnahme auch der Ausdruck "Niemals vergessen", der sonst ebenfalls in Verbindung mit dem Gedenken an den Holocaust verwendet wird.
"Es gab diesen Moment, in dem ich dachte: Passiert uns das wirklich?", berichtet Lewis George, Ratsmitglied in Washington. Sie unterstützt die Protestierenden vor Ort. "Ich dachte immer: Oh Gott, müssen wir unsere Nachbarn bald in unseren Kellern und Dachböden verstecken?"
Die US-Regierung widerspricht den Darstellungen der Protestierenden hingegen vehement. "ICE entführt keine illegalen Einwanderer", erklärt eine Sprecherin des Heimatschutzministeriums auf Anfrage der "Washington Post". Demnach würde erst die vermeintlich aggressive Haltung der Demonstrierenden derlei Konfrontationen hervorrufen.
Viele Menschen in den USA sprechen ihrerseits von einer Atmosphäre im Land, die ein Gefühl von Angst und Schrecken auslöse. "Was ich hier mit dem Schild einfangen wollte, war dieser Schrecken", erklärt eine Bürgerin aus Washington. Wie lange die einzelnen Aushänge bleiben dürfen, bleibt indes abzuwarten.