Die Grünen-Jugendsprecherin Sarah-Lee Heinrich.Bild: dpa / Bodo Schackow
Deutschland
Die neugewählte Bundessprecherin der Grünen Jugend,
Sarah-Lee Heinrich, will sich nach einer Kontroverse um frühere
Äußerungen von ihr und Drohungen nicht aus der Öffentlichkeit
zurückziehen. "Dann hätte der Shitstorm ja sein Ziel erreicht", sagte
sie in einem Interview, das "Zeit Online" am Donnerstagabend
veröffentlichte. "Ich freue mich darauf, die Grüne Jugend als
Bundessprecherin zu vertreten. Gerade in Zeiten einer neuen
Regierungsbildung ändert sich die Rolle der Grünen Jugend und auch
unsere Verantwortung."
Nachdem Heinrich am Samstag beim Bundeskongress der Grünen Jugend zur
Co-Sprecherin der Nachwuchsorganisation gewählt worden war, lösten
teils mehrere Jahre alte Äußerungen von ihr eine heftige
Online-Kontroverse aus. Dabei ging es unter anderem um einen Tweet
von ihrem Konto, mit dem sie mit "Heil" auf ein Hakenkreuz reagierte.
Heinrich erklärte, sie erinnere sich nicht an den Tweet,
entschuldigte sich aber dafür. "Zeit Online" sagte sie nun: "Das war
nicht in Ordnung, genauso wie alle anderen diskriminierenden
Aussagen. Egal wie ironisch ich mit 14 vielleicht sein wollte."
Sarah-Lee Heinrich berichtet über Morddrohungen gegen sie
Am Montag zog sich Heinrich zunächst einige Tage aus der
Öffentlichkeit zurück. "Mich haben in den vergangenen Tagen eine
Vielzahl von Morddrohungen erreicht", sagte sie "Zeit Online". Der
"Shitstorm" gegen sie sei von rechten Netzwerken ausgegangen, die
Gruppen gegeneinander ausspielen wollten. "Sie sagen, dass man sich
entscheiden muss: Wer für Klimaschutz ist, ist unsozial", führte
Heinrich aus.
Dabei gehe es etwa um "eine Klimaschutzpolitik, die nicht auf dem
Rücken von Armen ausgetragen wird". Sie sei bewusst nicht wegen ihrer
sozialpolitischen Positionen angegriffen worden, sagte Heinrich. "Das
wäre ja auch schwierig gewesen. Rechte können ja nicht sagen, dass
sie gegen Sozialpolitik sind. Deshalb wird im Internet gezielt nach
Möglichkeiten gesucht, uns als Partei oder mich als Person zu
diskreditieren."
Die Jungpolitikerin will mehr Toleranz in der öffentlichen Debatte
Über alte Äußerungen von ihr, die sich als Gewaltandrohung oder
-phantasie verstehen lassen, sagte die heute 20-Jährige: "Als ich die
Tweets geschrieben habe, war ich 13, 14 Jahre alt, da habe ich sehr
viel Zeit im Internet verbracht und habe mich vor allem mit Battlerap
und der damaligen YouTuber-Szene beschäftigt. Da herrschten ein
anderer Ton und ein anderer Humor, vor allem, was diskriminierende
Witze und Sprüche angeht." Sie habe das damals für normal gehalten,
aber das sei es nicht, weswegen sie die Tweets schon vor vielen
Jahren gelöscht habe.
"Der Kritik an meinen Aussagen stelle ich mich gerne und finde sie
auch wichtig. Aber ein Shitstorm macht eine kritische
Auseinandersetzung für alle Seiten unmöglich", erklärte Heinrich.
Darum sei es jenen, die den Shitstorm befeuert hätten, auch nicht
gegangen, sondern darum sie einzuschüchtern. "Sonst hätten sie das
Datum der Tweets auch nicht weggestrichen."
Heinrich plädierte für mehr Toleranz in der öffentlichen
Auseinandersetzung. "Ich finde es wichtig, Menschen an ihren Taten zu
messen und an den Positionen, die sie in der Gegenwart vertreten",
sagte sie. Das müsse auch für Politiker anderer Parteien gelten. "Ich
finde die Frage berechtigt, ob man bei einem Politiker aus dem
anderen Lager anders reagieren würde, und bin absolut der Ansicht,
dass es keine doppelten Standards geben darf. Und vielleicht müssten
wir wieder lernen, mehr Nachsicht zu üben. Das gilt für alle Seiten."
(lfr/dpa)
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