Greta Thunberg bei der #FridaysForFuture-Demo in Berlin.Bild: watson
Deutschland
29.03.2019, 10:0229.03.2019, 15:25
Es waren viele – mal wieder! In zahlreichen Städten sind am Freitag wieder Schüler für mehr Klimaschutz auf die Straßen gegangen.
Allein in Berlin kamen tausende Demonstranten zusammen. Dort haben sich die Schülerinnen und Schüler am Vormittag zunächst im Invalidenpark nahe dem Bundeswirtschaftsministerium getroffen, um von dort zum Brandenburger Tor zu ziehen. Bei der Abschlusskundgebung hat auch die 16-jährige Schwedin, Greta Thunberg, gesprochen. Sie erinnerte die Demonstranten in Berlin daran, sich weiterhin Sorgen um den Planten zu machen. Denn man sei mit den Protesten erst am Anfang.
Thunberg hat mit ihrem Schulstreik für den Klimaschutz eine globale Bewegung ausgelöst. Schüler in aller Welt demonstrieren unter dem Motto "Fridays for Future" nun jeden Freitag, statt zum Unterricht zu gehen.
Du warst in der Schule und hast die Demo verpasst? Kein Problem:
Die Ereignisse der #FridaysForFuture-Demo zum Nachlesen im watson-Ticker.
Der offizielle Teil der Demo ist zu Ende. Doch Marla (14) und Serina (15) haben noch etwas zu sagen. Sie haben an den Demonstrationen teilgenommen, weil sie nicht mehr dabei zusehen wollen, wie die ältere Generation ihre Zukunft kaputt mache. "Wenn die Leute das nicht verstehen wollen, dann werden wir das noch 100.000 Mal rufen. Irgendwann werden sie es merken, denn irgendwann sind auch wir Wähler und dann werden wir sie aus den Parlamenten rauswählen", sagt Marla. "Ich möchte nicht, dass solche Leute meine Zukunft bestimmen."
Nach dem Blitzauftritt von Greta Thunberg richtet auch Luisa Neubauer ein paar Worte an die Demonstranten. Neubauer ist quasi das deutsche Gesicht der Bewegung. "Wir lassen uns unsere Zukunft nicht wegnehmen", sagt sie kämpferisch.
Dann beendet sie die Veranstaltung und ruft dazu auf, ins Naturkundemuseum zu gehen.
Dort haben die Schüler heute nämlich freien Eintritt.
Schulschwänzen bildet also doch...
Alles begann mit einem Schild. Gerade einmal sieben Monate ist es her, da stellte sich die damals 15-Jährige Greta Thunberg vor den Reichstag in Stockholm, statt zur Schule zu gehen. Damit hat sie eine weltweite Bewegung ausgelöst. Und ihr Auftritt in Berlin gleicht einem Staatsbesuch.
Wir müssen uns Sorgen machen", warnt sie. Wir müssten raus aus der Komfortzone. "Denn wir sind erst am Anfang."
Johanna weiß Rat. Mit nach Hause nehmen und einfach beim nächste Mal wieder mitbringen, sagt die 15-Jährige. "Man muss sich darum kümmern, wo seine Schilder bleiben", sagt Johanna. Sie ist den Demonstrationszug bis zum Brandenburger Tor mitgelaufen und zeigt sich begeistert von der Atmosphäre.
Die Schüler sollten auf Johanna hören, damit solche Bilder liegengebliebener Schilder die Ausnahme bleiben:
"Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut", rufen die Demonstranten auf der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor. Laut Berliner Polizei haben sich dort bereits über 20.000 Demonstranten versammelt.
Bild: www.imago-images.de
Aber nicht nur dort. In vielen Städten Deutschlands gehen Schüler heute auf die Straße, um gegen die aktuelle Klimapolitik zu demonstrieren. Ja, auch in Bad Gandersheim:
Eine rechte Gruppe hat offenbar versucht, die #FridaysForFuture-Demo zu stören. Schilder mit "Stoppt die Öko-Diktatur" wurden hochgehalten.
Die Schüler-Demo zieht am Reichstag vorbei. Sie nähert sich ihrem Ziel: dem Brandenburger Tor.
Und keine Sorge, auch dem Schneemann geht’s gut.
Greta Thunberg führt den Demonstrationszug mittlerweile an vorderster Front an. "Our house is on fire", steht auf dem Banner, das die Initiatoren vor sich hertragen.
Die Polizei Berlin spricht von über 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und ist mit gut 300 Polizisten in Berlin im Einsatz.
Die Beiden hier nicht mitgezählt:
Hannah, 18 Jahre, muss sich eigentlich gerade aufs Abitur vorbereiten. Sie freut sich, Greta Thunberg heute reden zu hören.
Und die Schwedin hat sich bereits unter die Demonstranten gemischt. Mit dabei das obligatorische Schild, das mittlerweile die halbe Welt kennt.
Jule, 17 Jahre. Was halten die Lehrer davon, dass Schüler für die Proteste der Schule fernbleiben, will unsere Reporterin wissen. "An unserer Schule sind die okay damit", sagt Jule.
"Ich bin hier, weil ich fürs Klima kämpfe."
Lotte, 19 Jahre. Ihr machen die Proteste "sehr viel Hoffnung". "Ich freu mich, wenn noch andere Bereiche in unserer Gesellschaft von so tollen Bewegungen bewegt werden können und voran kommen". Lotte hat gerade Abitur gemacht. Hätte sie in ihrer Schulzeit gestreikt? "Ich war ein zu großer Schisser", ist ihre ehrliche Antwort.
Unsere Reporterin vor Ort trifft auch immer wieder auf Grundschullehrerinnen und Lehrer, die mit ihren Klassen zur Demo gekommen sind. Der Demonstrationszug bewegt sich in Richtung Brandenburger Tor. Dort wird gegen 13 Uhr Greta Thunberg sprechen.
Bis dahin heißt es: Protest kennt keine Altersbegrenzung:
Tausende Schüler singen bereits rund um den Berliner Invalidenpark. Der Protest ist bunt – die Schilder sowieso:
Bild: www.imago-images.de
Bild: www.imago-images.de
Auch der klassische Paarreim kommt zum Einsatz. Von wegen in der Schule nichts gelernt: "Roses were red/ Violets were blue/ If you fuck the world/ The world fucks you too"
Ein Spruch mit Potential: "MAKE ❤️ NOT CO2"
Hört auf, eure Kinder zu beklatschen, kritisiert Carolin Ströbele auf „Zeit-Online“.
Im elterlichen Applaus für die jungen Klimademonstranten schwinge eine gewisse Selbstgefälligkeit mit, schreibt sie. Statt sich mit dem Engagement der Kinder zu schmücken und voller Ergriffenheit zu twittern, fordert sie die Eltern auf, selbst aktiv zu werden.
Sie fragt: „Was haben sie denn eigentlich bisher so gemacht, die Eltern der Friday-Kids? Sind sie vielleicht jetzt so euphorisiert, weil die Protestaktionen ihr Gewissen erleichtern? Vielleicht sehen viele Erwachsene in Fridays for Future insgeheim einen Ablasshandel für ihre eigene Passivität im Klimaschutz. […] Warum gibt es noch kein grenzüberschreitendes Erwachsenenschwänzen? Warum keine große Klimastreikbewegung? Werktag for Future?
Und fordert: „Also Schluss mit dem Applaudieren, Loben und Hochlebenlassen. Eltern auf die Straße, aktiv werden, an welchem Wochentag auch immer. Nachhaltig einkaufen, reisen, leben. Es wird Geld kosten, umständlich sein und höchstwahrscheinlich sehr unglamourös.“
Die Berliner Demonstranten sammeln sich erneut im Invalidenpark, um von dort zum Brandenburger Tor zu ziehen.
Das Motto steht:
Bild: www.imago-images.de
Die Klimaschutz-Initiative "Fridays for Future" hat Erwachsene aufgefordert, die Schülerstreiks im Kampf gegen die Erderwärmung nicht nur mit Worten und symbolischen Taten zu unterstützen. Abgesehen von der Teilnahme an Demonstrationen gebe es "eine Reihe von Möglichkeiten in einer Demokratie", mehr Klimaschutz einzufordern, sagte der 20-jährige Klimaaktivist und Nebenbei-Student Nick Heubeck der Nachrichtenagentur AFP. Politisch aktiv zu werden und ein Eintreten für den Klimaschutz im Bekanntenkreis seien "besser als warme Worte".
Junge Leute seien leider eine sehr kleine Wählergruppe, betonte der "Friday for Future"-Vertreter. Daher sollten ältere "Erwachsene, die mit uns sympathisieren und auch die Klimakrise als solche erkannt haben, den Politikern ganz klar machen, dass sie für Klimaschutz sind und davon ihr Wahlkreuz abhängig machen", sagte Heubeck. Er äußerte Verständnis dafür, dass es für viele Ältere schwer sei, als Beitrag zum Klimaschutz eingespielte Verhaltensweisen wie den Verzehr von Fleisch abzulegen. Sie müssten aber verstehen, "dass die Klimakrise jeden betrifft und jeder auch handeln muss". Schließlich mache sich die Erderwärmung jetzt schon durch Hitzewellen und die Ausbreitung von Krankheitserregern in nördlichere Gebiete bemerkbar.
Luisa Neubauer, eine der deutschen Initiatoren der Fridays-for-Future-Proteste, hat einen Traum
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat die Demonstrationen von Schülern für mehr Klimaschutz gelobt. "Es ist gut, dass eine angeblich unpolitische Generation den Mund auf macht", sagte Schulze am Freitag im Norddeutschen Rundfunk. "Dadurch bekommt die Diskussion über den Klimaschutz enormen Rückenwind."
Die Ministerin erinnerte aber auch an die Schulpflicht der Jugendlichen. Die Schüler brauchten gute Abschlüsse, "gerade mit Blick auf künftige technologische Möglichkeiten für einen besseren Klimaschutz", sagte sie. "Denn es ist ja noch viel zu tun."
Schulstreik für das Klima
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Schulstreik für das Klima
quelle: felix huesmann/watson / felix huesmann/watson
#FridaysForFuture: Schüler erklären, warum sie demonstrieren
Video: watson
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