Christian Spaemann, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, lehnte den Aktionsplan für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt ab.Bild: screenshot bundestag.de
Deutschland
Darauf muss man erstmal kommen.
In eine Expertenanhörung des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, in dem ein Aktionsplan für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt auf Vorschlag der Grünen diskutiert wurde, schickte die AfD am Montag einen Sachverständigen, der auch die umstrittene Praxis der "Homo-Heilungen" vertritt.
Tatsächlich ist der von der AfD berufene Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Christian Spaemann, offenbar der Auffassung, dass Homosexualität änderbar sei.
In einem Interview aus dem Jahre 2008 spricht er von seinen therapeutischen "Erfolgen" bei Homosexuellen und gibt zu Protokoll, dass die "Veränderung der sexuellen Orientierung inzwischen wissenschaftlich mehrfach belegt worden" sei. Er selber habe Menschen kennengelernt, "die homosexuell waren und inzwischen glückliche Familienväter geworden sind". Nach Auffassung des Psychiaters führe die Bearbeitung tiefer gehender, emotionaler Konflikte "zu einer Abnahme homosexueller Impulse und zu einer Freisetzung des heterosexuellen Potenzials".
"Homo-Heilung" ist gefährlich
Der überwiegende Teil der Wissenschaft und Ärzte sieht das aber mittlerweile anders. Bereits 2013 warnte die Bundesärztekammer vor den Folgen von Konversions- bzw. Reparationstherapien. Diese Therapien seien nicht nur unwirksam, sondern auch gefährlich. Dass "Patienten" durch Konversionsverfahren Schaden zugefügt werden kann, unterstrich auch die "Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychosomatik" (DGPPN). Zurzeit wird ein Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn debattiert, der Konversionstherapien teilweise verbieten soll.
Wie gefährlich sogenannte Konversionstherapien sind, kann man hier nachlesen:
Darum ging es in dem Aktionsplan für sexuelle Vielfalt
Der Antrag "Vielfalt leben – Bundesweiten Aktionsplan für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt auflegen" der Grünen, der im Ausschuss debattiert wurde, verurteilt und wendet sich gegen "jede Form von Diskriminierung, Anfeindung und Gewalt gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen, transgeschlechtlichen und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI)".
Er hat zum Ziel, "jeder Form der Feindlichkeit gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen, transgeschlechtlichen und intergeschlechtlichen Menschen schon im Entstehen in aller Konsequenz entschlossen entgegenzutreten."
AfD-Sachverständiger lehnt Antrag ab
Fünf der sechs anwesenden Sachverständigen sprachen sich dann auch für den Antrag aus. Der von der AfD berufene Christian Spaemann lehnte den Plan für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt ab.
Er begründete die Gegenstimme damit, dass es keine Vielfalt der Geschlechter gebe. Und nannte ein Beispiel: "Ein transsexuelles Coming-Out zum Beispiel innerhalb einer Familie mit Kindern stellt meiner Erfahrung nach eher eine Tragödie als eine Bereicherung im Sinne der Generierung von Vielfalt dar."
Für Spaemann stehe der Antrag "für ein großangelegtes Umerziehungsprogramm im Dienste einer auf die Spitze getriebenen Vorstellung von Nichtdiskriminierung und vermeintlichen Rechten Erwachsener".
(ts)
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