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Start ins dritte Corona-Semester: So tröstet Steinmeier die Studierenden

12.04.2021, Berlin: Bundespr
Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht den Studierenden Mut zu.Bild: dpa Pool / Bernd von Jutrczenka
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Start ins dritte Corona-Semester: So tröstet Steinmeier die Studierenden

12.04.2021, 14:2412.04.2021, 16:10
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Das dritte Semester in der Pandemie hat begonnen und die Studenten sind frustriert – denn manche von ihnen haben noch nie eine Universität von innen gesehen. Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hielt heute eine Rede zur Lage der Studierenden dieser "ausgebremsten Generation". Steinmeiers Rede ist für viele von ihnen ein wichtiges Symbol, denn die Universitäten wurden von der Politik in den letzten Monat völlig vergessen. Die Rede greift die Probleme der Studierenden gut auf und macht Mut, kommt aber zu spät. "Entschuldigung, dass wir euch Jungen die Gegenwart so schwer machen. Und übrigens: Die Zukunft sollt ihr bitte auch noch retten!", formuliert es Steinmeier überspitzt.

Die Probleme sind vielfältig: schlechte Unterrichtsgestaltung mit stundenlangen Zoom-Klassen und fehlender Digitalisierung. Die verlorene Campus-Erfahrung, der Austausch mit Dozierenden und die universitäre Diskussionskultur. Bedrohte Existenzen durch Wegfallen der klassischen Studentenjobs und nur wenig Hilfe vom Staat. Persönliche Probleme wie Depressionen und das Studieren aus dem Kinderzimmer.

Auch bei der Rede durften die Studierenden nicht in die Bibliothek

Dazu kommt, dass die Alltagspolitik sich kaum um die Probleme der Studenten gekümmert hat. Während in vielen Gesellschaftsbereichen – Schulen und Kitas, den Büros und dem öffentlichen Raum – Regeln und Pläne aufgestellt wurden, gab es für Studierende kaum eine Neuigkeit. Seit einem Jahr heißt es: Die Universitäten bleiben geschlossen.

Die Rede des Bundespräsidenten gab wohl das beste Beispiel für diese Situation. Vor der Staatsbibliothek in Berlin sitzen "nur ein paar wenige heute vor mir auf dieser Treppe, einzeln und mit großem Abstand, alle anderen sind an Bildschirmen zugeschaltet", so Steinmeier, "die Bibliothek da oben am Ende der Stufen, dieser Hort des Wissens, ist geschlossen."

Das Sinnbild der Studenten, die am Fuß der Treppe festsitzen mit vielen Stufen vor sich ohne eine geöffnete Tür, die sie durchschreiten können, ist treffend. Dennoch gibt sich Steinmeier Mühe die Probleme der Studenten nachzuvollziehen.

Viele Universitäten sind wie ausgestorben seit der Pandemie

Steinmeier lobte den Kraftakt der Universitäten und Studierenden, trotz aller Schwierigkeiten, den Bildungsbetrieb aufrechtzuerhalten. "Ihnen allen möchte ich heute ganz herzlich danken", so der Bundespräsident. Er ist sich dennoch über die unzureichenden technischen Mittel an vielen Hochschulen bewusst, die viele im letzten Jahr zu spüren bekommen haben. "Die Universitäten waren längst nicht überall für das digitale Zeitalter gerüstet. Es fehlt an starken Datenleitungen, es fehlt an Ausrüstung, Experimente und Praktika finden nicht statt", so der Bundespräsident.

12.04.2021, Berlin: Bundespr�sident Frank-Walter Steinmeier unterh�lt sich mit einigen Studentinnen und Studenten in einem Treppenhaus der wiederer�ffneten Staatsbibliothek zu Berlin nach seiner Rede  ...
Steinmeier vor der Treppe zur Staatbibliothek.Bild: dpa Pool / Bernd von Jutrczenka

Durch den digitalen Unterricht fällt auch das universitäre Leben weg und damit der rege Austausch an den Hochschulen. Vorlesungen über Zoom funktionieren zwar – wenn auch nur bedingt – zur Wissensvermittlung, es fehle aber der informelle Teil. "Der kurze Wortwechsel mit der Professorin auf dem Gang nach der Vorlesung, die spontane Begegnung in der Mensa, die hitzige politische Diskussion abends in der Kneipe", formuliert es Steinmeier.

Steinmeier fordert Solidarität der Gesellschaft mit den Studierenden

Kurz schnitt er noch Themen an, wie wegfallende Auslandssemester, oder finanzielle Sorgen durch die Pandemie. Er bot Verständnis an, das dürfte manchen Studierenden in den letzten Monat gefehlt haben. Noch eines forderte Steinmeier, und zwar von der restlichen Gesellschaft und der "weißhaarigen Generation": Solidarität.

"Sie, die jungen Menschen, haben in der Pandemie enorme Solidarität gezeigt mit den Älteren und besonders Gefährdeten. Sie haben verantwortlich gehandelt und Verantwortung übernommen. Auch das ist viel zu wenig wahrgenommen worden, und ich habe ungeheuren Respekt davor! Aber meine Erwartung ist diese: Jetzt ist es umgekehrt auch an uns, den Älteren, Solidarität mit Ihnen zu zeigen!", sagte Steinmeier.

Die Studierenden sind wichtige Fachkräfte für die Gesellschaft

Er honorierte den kämpferischen Willen der Studierenden sich nicht von dieser Situation unterkriegen zu lassen. Steinmeier berichtete von seinen Gesprächen mit Studierenden, in denen er gehört habe: "Wir lassen uns keinen Stempel aufdrücken als eine sogenannte Generation Corona. Wir sind vielleicht eine ausgebremste Generation, das ja. Aber wir sind keine „verlorene“ Generation."

Steinmeier erkannte: Die Gesellschaft braucht gut ausgebildete Fachkräfte. "Wir brauchen exzellente, innovative Forscherinnen und Wissenschaftler, das hat sich in dieser schweren Zeit der Pandemie wie unter einem Brennglas gezeigt", sagte er und zeigte auf, wie eine gelungene studentische Ausbildung der Gesellschaft allgemein zugutekommt.

Steinmeier hofft auf das letzte digitale Semester

Manche Studierende könnten die Rede wie folgt auffassen: "Entschuldigung, dass wir euch Jungen die Gegenwart so schwer machen. Und übrigens: Die Zukunft sollt ihr bitte auch noch retten!" Das erkannte auch Steinmeier, aber er plädierte für eine andere Sichtweise.

"Sie haben gelernt, wie verletzlich das ist, was wir Individualität nennen, und wie verwundbar wir auch als Gesellschaft sind", sagte Steinmeier und er betone er wolle den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken.

Der Bundespräsident macht Mut und versucht Optimismus zu sähen. "Die Treppe Ihres Lebens wird eine andere sein, als Sie erwartet hatten. Aber hinaufstürmen werden Sie in jedem Fall!", sagte er und schickt die Studierenden mit besten Wünschen in das Sommersemester 2021.

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