Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Eye hat bei der Polizei Strafanzeige gegen den AfD-Politiker Georg Pazderski erstattet. Anlass sei eine Mitteilung des Berliner Politikers bei Facebook, teilte die Organisation mit Sitz in Regensburg am Samstagabend mit. Pazderski hatte in einem Post angedeutet, dass die Besatzung des Rettungsschiffes "Alan Kurdi" eine Mitverantwortung für den Tod der Terroropfer von Nizza trage.
Pazderski verbreite "die Unwahrheit, um die Trauer und Betroffenheit der Menschen zu missbrauchen und sie gegen Seenotretter aufzuhetzen", erklärte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye. Der AfD-Politiker habe sich auf Facebook auf angebliche Recherchen bezogen und ein Bild mit der Schlagzeile "Deutsche 'Alan Kurdi' brachte Nizza-Attentäter nach Europa" veröffentlicht, ohne konkrete Quellen für seine Behauptung zu benennen.
Der Attentäter von Nizza sei nicht an Bord der "Alan Kurdi" nach Frankreich gelangt, erklärte Sea-Eye. Seit der Erklärung Pazderskis auf Facebook erreichten den Verein jedoch verstärkt Anschuldigungen, Beleidigungen und schwere Vorwürfe. "Hier versucht ein Rechtspopulist auf schändlichste Weise das Leid der Opfer und deren Angehörige sowie die Betroffenheit der Menschen für seine eigene politische Agenda auszunutzen", kritisierte der Sea-Eye-Vorstand. "Diese Attacke muss Konsequenzen haben", forderte er.
Seit der Gründung des Vereins im Jahr 2015 habe Sea-Eye über 15.000 Menschenleben gerettet. Die Organisation stehe für das Leben, für die Menschenrechte und für ziviles Engagement. "Wir waren alle schrecklich entsetzt über diesen Terroranschlag und verurteilen ihn aufs Schärfste", erklärte Isler.
Bei dem mutmaßlichen Attentäter von Nizza handelt es sich nach Angaben der Ermittler um einen 21-jährigen Tunesier namens Brahim Issaoui. Nach derzeitigem Ermittlungsstand traf er erst einen oder zwei Tage vor der Tat in Frankreich ein, er war über Italien ins Land gekommen.
Er hatte hatte am Donnerstag in der Basilika Notre-Dame im südfranzösischen Nizza zunächst einen Mann und eine Frau getötet; eine verletzte Frau konnte in eine Bar flüchten, erlag dort aber ihren Verletzungen.
(lau/afp)