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Deutschland
15.08.2019, 17:3516.08.2019, 09:14
Franziska Giffey gilt als Politikerin, die anpackt und sich kümmert.
Doch nun könnte ihre Karriere vor dem Aus stehen. Für den SPD-Vorsitz
steht sie definitiv nicht zur Verfügung.
- Die Familienministerin will nicht für das Amt der SPD-Vorsitzenden kandidieren.
- Die 41-Jährige will zudem ihren Ministerposten aufgeben, wenn die Freie Universität Berlin ihr den Doktortitel aberkennen sollte.
- Das teilte sie der kommissarischen SPD-Chefin Malu Dreyer in einem Brief mit, wie es am Donnerstag in Parteikreisen hieß. Zuerst hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) darüber berichtet.
Was du über den Fall Giffey wissen musst
Die Universität in Berlin prüft die Dissertation der SPD-Politikerin seit
Februar wegen eines Plagiatsverdachts. Wahrscheinlich wird die
Prüfung nicht vor September abgeschlossen sein. Eine genaue zeitliche
Einschätzung der Verfahrensdauer sei derzeit nicht möglich, da die
erforderlichen Unterlagen mit der in solchen Verfahren notwendigen
üblichen Sorgfalt vorbereitet und geprüft werden müssten, bekräftigte
ein Universitätssprecher. Bei der SPD müssen sich die Kandidaten für
den Parteivorsitz bis zum 1. September beworben haben.
Dreyer erklärte, Giffey habe sich die Entscheidung auf den Verzicht
einer Kandidatur für den SPD-Vorsitz nicht leicht gemacht, "weil sie
eine Sozialdemokratin durch und durch ist". Giffey habe erklärt, dass
sie nicht zulassen wolle, dass das anhängige Überprüfungsverfahren
die personelle Neuaufstellung der SPD überschatte. Sie schätze Giffey
sehr. "Ihre Geradlinigkeit zeigt sich auch in diesem Schritt."
Zu ihrer Absicht, gegebenenfalls zurückzutreten, schrieb die
ehemalige Bezirksbürgermeisterin laut "FAZ" in dem Brief:
"Ich habe auch in meiner Zeit als Kommunalpolitikerin in Berlin-Neukölln immer für ein klares Benennen von Problemlagen und eine klare Haltung gestanden."
So wolle sie auch mit dieser Situation umgehen. Für Giffey sei aber klar, dass sie sich in ihrer politischen Tätigkeit und in
ihrem ehrenamtlichen Engagement weiter mit aller Kraft für die SPD
einsetzen werde.
Eine Ressortsprecherin versicherte, solange keine Entscheidung der
Universität gefallen sei, konzentriere sich die Ministerin "mit
Freude und großem Engagement" auf die Arbeit.
Suche nach einer Chefin für die SPD
In den vergangenen Tagen hatten sich viele in und außerhalb der SPD
immer drängender die Frage gestellt, ob sich auch Schwergewichte aus
der Reihe der Minister oder Ministerpräsidenten für den Parteivorsitz
bewerben. Dies ist bisher nicht der Fall. An diesem Freitag wollen
die Vorsitzende der SPD-Grundwertekommission, Gesine Schwan, und
Parteivize Ralf Stegner in Berlin über ihre am Mittwoch bekannt
gewordenen Bewerbungsabsichten sprechen.
Außenminister Heiko Maas bezeichnete das Spitzenamt als "Verlockung",
hielt sich zu möglichen eigenen Plänen aber bedeckt. "Natürlich ist
es eine Verlockung. Trotzdem würde ich nicht jedem empfehlen, der das
als Verlockung empfindet, danach zu streben", sagte er in dem
Berliner "Tagesspiegel" in einem vor einer Woche
aufgezeichneten Video-Interview zum 50. Jubiläum der Kanzlerwahl
Willy Brandts.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil rechnet mit weiteren
Bewerbungen für den SPD-Vorsitz. "Ich erwarte, dass es weitere Namen
geben wird", sagte der SPD-Politiker in Hannover. Auch die Bewerbung
eines niedersächsischen Teams sei denkbar: "Das ist möglich, warten
wir's ab." Am Mittwochabend hatte Weil in Emden gesagt, das Duo
Schwan/Stegner nicht wählen zu wollen. "Eine Meldung wäre gewesen,
wenn ich das Gegenteil gesagt hätte." Weil selbst will nicht SPD-Chef
werden, wie er mehrfach betont hatte.
Um die Nachfolge der zurückgetretenen Parteichefin Andrea Nahles
haben sich bisher Europa-Staatsminister Michael Roth und die
nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete Christina Kampmann
beworben. Diese beiden erfüllen bislang als einzige die geforderte
Mindestunterstützung von Parteigliederungen.
Neben diesem Duo wollen die Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach
und Nina Scheer antreten, ebenso wie die Oberbürgermeister von
Flensburg und Bautzen, Simone Lange und Alexander Ahrens. Zudem
kündigte der Vizepräsident des SPD-Wirtschaftsforums, Robert Maier,
seine Kandidatur an. Auch der frühere Bundestagsabgeordnete Hans
Wallow hatte mitgeteilt, dass er sich bewerben wolle.
(mbi/dpa)
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