Für viele hat sich Freidrich Merz mit seinen Theorien über eine Verschwörung gegen seine Person innerhalb der CDU selbst ins Aus geschossen.Bild: imago images / HOFER
Deutschland
In einer Befragung des CDU-Nachwuchses liegt Friedrich Merz mit knapp
51,6 Prozent vorne. Die Abstimmung ist für die JU-Mitglieder bei der
Mitte Januar geplanten Wahl zwar nicht bindend. JU-Chef Kuban sieht
das Ergebnis für sich aber als Auftrag.
Der CDU-Nachwuchs von der Jungen Union (JU) ist mit
großer Mehrheit für Friedrich Merz als neuen CDU-Chef. Bei einer
zweiwöchigen Mitgliederbefragung des Parteinachwuchses kam Merz auf
51,6 Prozent der Stimmen, wie JU-Chef Tilman Kuban am Dienstag in
Berlin mitteilte. Der Außenpolitiker Norbert Röttgen lag mit 27,9
Prozent auf Platz zwei vor Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident
Armin Laschet, der 19,8 Prozent der Stimmen erzielte. Die
Wahlbeteiligung lag bei 20,1 Prozent – von gut 75.000
stimmberechtigten JU-Mitgliedern hätten sich knapp 15.000 an der
Befragung beteiligt.
Konservative JU spricht sich bei Stimmungstest für Merz aus
Die Abstimmung galt als Stimmungstest vor der für Mitte Januar
geplanten Wahl eines neuen Parteivorsitzenden. Die JU wird in der
Partei traditionell als eher konservativ eingeschätzt – Merz galt
schon vor der Befragung als Favorit des Nachwuchses. Kuban sagte, es
handele sich um eine insgesamt unverbindliche Abstimmung. Auf die
Frage, ob es neben Merz, Laschet und Röttgen noch weitere Kandidaten
für den Parteivorsitz geben werde, sagte Kuban, er rechne nicht
damit, dass sich am Personaltableau bis zum Parteitag noch etwas
ändere. Dieser ist am 16. Januar geplant.
In der CDU hieß es zum Abschneiden Röttgens, dieser erscheine
offenbar für viele der jungen JU-Mitglieder als frisches, neues
Gesicht. Beim Parteitag zur Wahl eines Nachfolgers von Parteichefin
Annegret Kramp-Karrenbauer werden ihm allerdings nur
Außenseiterchancen gegeben.
Parteivorsitz soll Mitte Januar feststehen
Das Resultat der Mitgliederbefragung gilt als Empfehlung des
CDU-Nachwuchses für die Vorsitzendenwahl. Kuban kündigte an, er
selbst werde sich beim Wahlparteitag an das Ergebnis halten. Die JU – die gemeinsame Jugendorganisation von CDU und CSU – hatte die gut
70.000 der rund 100.000 JU-Mitglieder befragt, die nicht aus Bayern
stammen, da es um den CDU-Vorsitz geht. Nicht alle JU-Mitglieder
gehören der CDU an. Unter den 1001 Delegierten des CDU-Parteitags
sind nach JU-Angaben etwa 100 auch Mitglied der Jugendorganisation.
Die CDU will Mitte Januar bei einem Bundesparteitag über ihren
Vorsitz entscheiden. In Betracht kommen nach einem heftigen Streit
und einer Einigung der drei Kandidaten Merz, Laschet und Röttgen vom
Wochenende neben einem Präsenzparteitag ein dezentraler
Präsenzparteitag oder ein Online-Parteitag mit elektronischer
Abstimmung und schriftlicher Schlussabstimmung per Briefwahl. Wegen
der drastisch wachsenden Zahlen von Corona-Infektionen gilt der
Online-Parteitag mit schriftlicher Schlussabstimmung intern als
wahrscheinlichste Variante.
Nach der bisherigen Planung will die CDU-Spitze die Auswirkungen der
Pandemie auf die Parteitagsplanung am 14. Dezember neu bewerten und
endgültig über die Organisation des Parteitags entscheiden. Das Thema
dürfte aber auch bei Gremiensitzungen im November eine größere Rolle
spielen. So kommt das CDU-Präsidium, die engste Führungsspitze um
Kramp-Karrenbauer, am 9. und 16. November zusammen. Der größere
Vorstand tagt am 16. November.
Merz, Laschet und Röttgen hatten sich am 18. Oktober bei einer im
Internet übertragenen Vorstellungsrunde der JU erstmals gemeinsam auf
einer Bühne einem breiteren Parteipublikum präsentiert. Anschließend
startete die zweiwöchige Mitgliederbefragung. Kuban wollte Merz im
Laufe des Dienstags einen Siegerpokal in Form eines Mikrofons mit der
Aufschrift "Die Stimme der JU 2020" überreichen.
(vdv/dpa)
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