Der CSU-Abgeordnete Tobias Zech bei einer Rede im Bundestag.Bild: dpa / David Hutzler
Deutschland
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Tobias Zech
legt wegen möglicher "Interessenkollisionen" sein Mandat und seine
Parteiämter nieder. Das sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume am
Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur und bestätigte damit
entsprechende Berichte von "Passauer Neue Presse" und "Münchner
Merkur".
Zech begründete den Schritt in einer SMS an Parteifreunde auch
so: "Ich tue dies zum Schutz meiner Familie und um Schaden von meiner
Partei durch mögliche pauschale Vorverurteilungen abzuwenden."
Mit der aktuellen Affäre um Corona-Schutzmasken hat der Rücktritt
nichts zu tun. Hintergrund sind vielmehr Vorwürfe, Mandat und
unternehmerische Tätigkeiten miteinander verquickt zu haben.
Fragwürdige Geschäfte in Mazedonien
"Tobias Zech hat sich an den Ethikausschuss der CSU mit der Bitte
gewandt, mögliche Interessenkollisionen zu prüfen. Diese Prüfung
dauert an", sagte Blume. Dass Zech unabhängig vom Ausgang dieser
Prüfung unmittelbare Konsequenzen ziehe, sei folgerichtig, um Schaden
von der CSU abzuwenden. Dies sei "der einzig richtige Schritt".
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte der dpa: "Ich nehme
seine nachvollziehbare Entscheidung mit Respekt zu Kenntnis." Zech
habe seine Entscheidung selbstbestimmt getroffen, betonte Dobrindt.
In einer SMS an Parteifreunde, die der Deutschen Presse-Agentur
in München vorliegt, schrieb Zech, er habe sich bei seinen
Nebentätigkeiten keine Vorwürfe zu machen. Diese seien stets beim
Bundestagspräsidenten angezeigt und seitens des Bundestages
veröffentlicht worden. "Allerdings würde ich aus heutiger Sicht und
im Lichte der aktuellen Debatte meine beauftragten Nebentätigkeiten
aus dem Jahre 2016 anders bewerten und nicht mehr ausführen." Laut
"PNP" war Zech mit seiner Beraterfirma damals etwa im mazedonischen
Wahlkampf für die konservative Regierungspartei VMRO tätig, nahm
parallel aber auch einen Wahlkampftermin als Abgeordneter wahr.
Zech war erst 2020 in den Bundestag nachgerückt
"Obwohl ich jederzeit darauf geachtet habe, meine
unternehmerischen Tätigkeiten von der Ausübung meines Mandats strikt
getrennt zu halten, erkenne ich, dass es bei einer gleichzeitigen
wirtschaftlichen Betätigung immer schwerer fällt, im täglichen
Betrieb klar gezogene Grenzen auch jederzeit als solche transparent
und glaubhaft nach außen zu vermitteln", schrieb Zech weiter. Der
"PNP" sagte er über den Vorfall 2016: "Ich halte es juristisch für
unkritisch. Politisch aber darf man sich so nicht verhalten."
Der 39-Jährige Familienvater war 2013 bis 2017 erstmals Mitglied
des Bundestages gewesen. Im Mai 2020 rückte er über die Landesliste
erneut für eine ausgeschiedene Abgeordnete in den Bundestag nach.
Zech ist ausgebildeter Einzelhandelskaufmann und studierte
Betriebswirtschaft. Er war zuletzt unter anderem Schatzmeister der
Oberbayern-CSU.
Union hat ohnehin schon mit Maskenaffäre zu kämpfen
Zechs Rücktritt fällt in für CDU und CSU ohnehin schon turbulente
Wochen: Die Maskenaffäre war zuletzt zu einer großen Belastung für
die Unionsparteien geworden. Gegen den inzwischen aus der CSU
ausgetretenen Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein wird wegen des
Anfangsverdachtes der Bestechlichkeit ermittelt. Er hatte die
Vorwürfe im Zusammenhang mit einer sechsstelligen Provisionszahlung
über seinen Anwalt zurückgewiesen. Nüßlein kündigte an, im Herbst
nicht wieder für den Bundestag zu kandidieren. Auch der
Bundestagsabgeordnete Nikolas Löbel aus Baden-Württemberg soll eine
sechsstellige Provision durch ein Maskengeschäft erhalten haben.
Löbel trat aus der CDU aus und gab sein Bundestagsmandat zurück.
Gegen den bayerischen CSU-Landtagsabgeordneten und früheren
Justizminister, Alfred Sauter, führt die Generalstaatsanwaltschaft
wegen eines Anfangsverdachtes Korruptionsermittlungen. Auch diese
Ermittlungen stehen in Zusammenhang mit dem Ankauf von Corona-Masken
durch den Staat. Der 70-Jährige weist alle gegen ihn erhobenen
Vorwürfe zurück. Sauter hatte erklärt, dass er bei einem Geschäft
über eine Maskenlieferung an das bayerische Gesundheitsministerium
als Anwalt einen Vertrag erstellt habe. Zugleich betont er, dass er
seine Arbeit als Landtagsabgeordneter und Rechtsanwalt trenne.
Der Thüringer CDU-Bundestagsabgeordnete Mark Hauptmann hatte
ebenfalls nach Lobbyismus-Vorwürfen sein Mandat niedergelegt. In
einem Bericht des "Spiegels" über ihn ging es unter anderem um
Werbeanzeigen für Tourismus-Aufenthalte in Aserbaidschan im
"Südthüringen Kurier", den Hauptmann herausgibt. Im Interview mit der
"Welt" bestritt Hauptmann, Geld von ausländischen Stellen angenommen
zu haben.
(hau/dpa)
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