Bundeskanzlerin Angela Merkel berät am Montag mit den Ministerpräsidenten darüber, wie es mit den Impfungen weitergehen soll. Bild: Reuters Pool / Hannibal Hanschke
Deutschland
01.02.2021, 19:3301.02.2021, 21:19
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder berieten am Montag per Videokonferenz über den Stand der Impfungen, die vor gut einem Monat angelaufen sind. Angesichts knapper Mengen, teils unsicherer Lieferungen und oft überlasteter Telefon-Hotlines für Impftermine hat sich massive Kritik aufgestaut. Länder und Kommunen fordern mehr Zuverlässigkeit bei Lieferangaben, damit die regionalen Impfzentren besser planen können.
Am "Impfgipfel" nahmen auch die Pharmabranche und die EU-Kommission teil. Mit dabei waren unter anderem Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides und Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton sowie Vertreter der Firmen Biontech , Pfizer , Curevac, IDT, Moderna , Astrazeneca, Johnson&Johnson, Sanofi , Bayer und Schott.
Nach dem schleppenden Start der Corona-Impfungen in Deutschland kommt mehr dringend erhoffter Nachschub in Sicht. Bis zum Sommer sollen die Liefermengen deutlich anziehen, wie aus einer neuen Schätzung des Gesundheitsministeriums hervorgeht, die am Montag zum "Impfgipfel" bekannt wurde. Der Pharmariese Bayer kündigte den Einstieg in die Produktion eines Impfstoffes an, den das Tübinger Unternehmen Curevac entwickelt. Für den jetzt zugelassenen dritten Impfstoff des Herstellers Astrazeneca soll die Impfverordnung geändert werden - das Präparat sollen vorrangig Erwachsene bis 64 Jahre bekommen.
20.16 Uhr: Arbeit für die Zukunft
"Das war eine gute Idee", sagt Merkel zu der Idee des Impfgipfels. Aus der aktuellen Situation würde man aktuell das Beste machen. Die Modellierungen, die im Impfablauf aktuell gemacht werden, würden zwar keinem Bürger sofort ein Impfangebot bringen, seien aber wichtig für die Zukunft.
20.10 Uhr: Positive Rückmeldungen zur Terminvergabe
Die Länder haben eigene Einladungs-Managements für die Impfungen entworfen. Diese Strategien müssten modelliert werden, sagt Merkel. Mehr Freiheiten für Geimpfte werde es dabei erstmal nicht geben.
Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin, berichtet, dass die Terminvergabe für die Impfungen aktuell laufe und er dabei positive Rückmeldungen erhalte. In Berlin werden die Menschen per Brief eingeladen.
20.00 Uhr: Hausärzte zur Unterstützung
"Wir werden bis dahin noch mehr Daten bekommen", sagt Merkel in Bezug auf die Zeit nach dem aktuellen Lockdown. Wie es dann weitergeht, könne sie aktuell noch nicht sagen. Heute sei es nur um das Thema Impfen gegangen.
Es werde einen Punkt geben, an dem es so viel Impfstoff geben wird, dass auch die Hausärzte beim Impfen unterstützen können. Dann müsse nicht mehr alles über die Impfzentren gehen.
19.55 Uhr: Noch viel Geduld
"Die Kanzlerin hat das Impfen zur Chefsache gemacht", sagt Ministerpräsident Markus Söder. Laut Söder bleibt das Impfen eine der "größten Herausforderungen der nächsten Monate". Wichtig sei, so viel Planbarkeit wie möglich zu schaffen. Im ersten Quartal werde es zwar nicht mehr Impfstoff geben, in den kommenden Quartalen werde es dann aber genug sein. Eine ganz genaue Planung sei in der Impfstoffproduktion aber nicht nötig, da sie von zu vielen Faktoren abhänge. In Zukunft werde man daher noch viel Geduld brauchen. "Corona ist ein echter Stresstest für die Nerven der Bevölkerung", so Söder.
19.50 Uhr: "Es wird im ersten Quartal knapp bleiben"
100.000 Impfdosen mehr oder weniger sind wichtig, sagt Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin. Von heute auf morgen seien aber keine Impfstoffe produzierbar. „Wir müssen uns rechtzeitig auf größere Impfstoffmengen einstellen können“, sagt er für die Bundesländer. „Man muss ehrlicherweise nach Stand heute sagen, es wird im ersten Quartal knapp bleiben. Wir werden nicht das erfüllen können, was die Menschen erwarten.“ Man könne die Impfstoffproduktion nicht einfach beliebig erweitern. Trotzdem spricht Müller von einem Glücksfall, weil überhaupt Impfstoffe zur Verfügung stehen.
19.45 Uhr: Zweite Impfung im empfohlenen Zeitraum
Die Europäische Union hat sich gegen Notzulassungen entschieden. Die zweite Impfung solle wie geplant im empfohlenen Zeitraum gegeben werden, davon wolle die Bundesregierung nicht abweichen. Zudem solle die Priorisierung der Ständigen Impfkommission laut Merkel beibehalten werden.
Merkel verteidigt das europäische Vorgehen bei der Beschaffung der Impfstoffe und wirbt für Verständnis für das Tempo. Der Weg sei an einigen Stellen langsamer gewesen. "Aber ich finde, es gibt auch gute Gründe dafür, dass er langsam war", so Merkel.
Merkel begründete das langsamere Impftempo in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern unter anderem damit, dass etwa in Europa die Produktionskapazitäten im Vergleich zu den USA begrenzt seien, dass die EU lange über Haftungsfragen verhandelt habe und sich zudem nicht für eine Notzulassung von Impfstoffen entschieden habe. "Aus guten Gründen: Es geht hier nämlich auch um Vertrauen." Zudem habe man sich für die empfohlenen Abstände zwischen erster und zweiter Impfung entschieden und in anderen Ländern, wie Israel, gebe es einen anderen Umgang mit Daten.
19.40 Uhr: Impfangebote bis zum Ende des Sommers
„Sehr wertvoll und auch aufschlussreich“ sei der Impfgipfel gewesen. „Ein großes Dankeschön an diejenigen, die täglich daran arbeiten, für uns Impfstoffe zu produzieren“ verkündet Merkel. Man habe den Herstellern jedoch klargemacht, dass ein Höchstmaß an Planbarkeit notwendig sei."Das Impfen ist ein großer Teil des Weges aus der Pandemie", sagt Merkel. Es sei in den Gesprächen um den Vergleich mit anderen Ländern gegangen, aber auch um das eigene Vorgehen, sowie die Frage: Kommt alles tatsächlich, was an Impfstoff zugesagt worden war?„Wir haben Berechenbarkeit für die Lieferungen der Unternehmen für die verschiedenen Quartale dieses Jahres“, verkündet Merkel.
Biontech, Moderna und Astrazeneca haben bereits Zulassungen. Johnson & Johnson und Curevac gingen zwar von einer Zulassung aus, beide produzierten demnach auch vor, so Merkel. Doch abschließend könne man mit ihnen noch nicht definitiv rechnen. In der Situation gebe es eine Minimal- und eine Maximalvariante.Bis Ende des dritten Quartals, also bis Ende des Sommers, könne jeder Bürger ein Impfangebot bekommen, bei dieser Aussage bleibt die Bundeskanzlerin. Auch wenn das unter Vorbehalt stehe, schließlich könne immer etwas passieren. Doch aktuellen Berechnungen zufolge steht das Impfangebot sogar, wenn Johnson & Johnson und Curevac keine Zulassung erhalten sollten. Nur für Kinder gebe es aktuell keinen zugelassenen Impfstoff.
19.30 Uhr: Kanzlerin Merkel berichtet über die Beratungen
Bereits seit 14 Uhr läuft das Treffen, bei dem es unter anderem um die verzögerten Impfstofflieferungen gehen soll. Weitere Themen sind die Impfstrategie und die Produktion von Impfstoff. Man wölle das höchste Maß an Planbarkeit, sagt Merkel. "Ich glaube, dass das ein guter Impuls war".
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