Politik
Deutschland

AfD: Der bayerische Landtag trauerte um Walter Lübcke – AfD-Politiker Ralph Müller blieb demonstrativ sitzen

Bild
screenshot bayern.landtag
Deutschland

Landtag trauert um ermordeten Lübcke – nur ein AfD-Politiker blieb demonstrativ sitzen

26.06.2019, 15:4826.06.2019, 16:30
Mehr «Politik»

Am Mittwoch wollte der Bayerische Landtag dem mutmaßlich ermordeten Politiker Walter Lübcke gedenken. "Ich bitte sie, sich von ihren Plätzen zu erheben", begann Landtags-Präsidentin Ilse Aigner.

Alle anwesenden Parlamentarier standen auf. Auch die Besucher auf der Besuchertribüne oberhalb des Saales erhoben sich von ihren Sitzen.

Nur einer nicht: Ralph Müller von der AfD.

Ilse Aigner sprach zunächst ein paar Worte, zitierte Frank-Walter Steinmeier: "Wo die Sprache verroht, ist die Straftat nicht weit." Sie erinnerte an das Gebot der Mäßigung, das für alle gelte. Sie bat darum, Worte sensibel zu verwenden und mit dem nötigen Verantwortungsbewusstsein.

Und Ralph Müller saß noch immer.

Dann sprach sie von Walter Lübcke, als einen Vertreter des Staates, der sich unermüdlich für das Gemeinwesen engagiert habe und einem feigen Anschlag zum Opfer gefallen sei. Alle demokratischen Kräfte seien aufgerufen, der Gewalt als Mittel in unserer demokratischen Gesellschaft keine Chance zu geben, sagte Aigner und schloss mit den Worten: "Unsere Anteilnahme und unser Mitgefühl gelten den Angehörigen von Walter Lübcke. Wir wünschen ihnen Kraft und Beistand."

Es folgt eine kurze Pause des Schweigens. Die Abgeordneten und Besucher standen noch immer – mit zum Teil gesenkten Köpfen. Und AfD-Mann Ralph Müller blieb weiterhin demonstrativ sitzen.

Erst als im Anschluss eines verstorbenen ehemaligen Mitglieds des Landtags gedacht wurde, erhob sich der AfD-Mann Müller dann doch.

Der AfD-Abgeordnete und Zahnarzt Ralph Müller sah sich zu Unrecht kritisiert: "Diese moralingetränkte Hexenjagd weise ich zurück, weil sie auch nicht angebracht ist", sagte er der Deutschen Presseagentur. Dass er "ein paar Sekunden" sitzen geblieben sei, sei einzig einer Unachtsamkeit geschuldet, da er einen Text gelesen habe.

Bei den "paar Sekunden" handelte es sich im Übrigen um zwei Minuten und 30 Sekunden. So lange dauerte das Gedenken an Walter Lübcke im bayerischen Landtag. Nach exakt zwei Minuten und 47 Sekunden hatte sich dann auch AfD-Müller erhoben.

(ts)

US-Wahl und die Spaltung der Gesellschaft: Was Deutschland daraus lernen sollte

Seit der US-Wahl steht fest: Donald Trump wird erneut ins Amt des US-Präsidenten zurückkehren. Spannend war das Rennen ums Weiße Haus allemal. Doch es war ein Wahlkampf, der von starker Polarisierung und emotionaler Abneigung zwischen den beiden politischen Lagern geprägt war. Er hat die gesellschaftlichen Gräben in den Vereinigten Staaten weiter vertieft.

Zur Story