Politik
Deutschland

Corona-Impfstoff von Curevac: Lauterbach fordert Notzulassung

ARCHIV - 26.11.2020, Berlin: Karl Lauterbach (SPD), Gesundheitspolitiker, spricht im Bundestag, nach der Regierungserkl
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Bild: dpa / Kay Nietfeld
Deutschland

Lauterbach fordert deutsche Notfallzulassung für Corona-Impfstoff von Curevac

14.04.2021, 17:5314.04.2021, 18:05
Mehr «Politik»

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert eine deutsche Notfallzulassung für den in Tübingen hergestellten Covid-19-Impfstoff Curevac. „Wenn Curevac ähnlich gut wirkt wie Biontech oder Moderna, was zu erwarten ist, sollte der Impfstoff schnellstmöglich zugelassen und verimpft werden“, sagte der 58-Jährige dem "Spiegel". Auf die Zulassung der EU-Arzneimittelbehörde (EMA) solle Deutschland dann nicht warten. „Bei der EMA dauert es oft zu lange, das haben wir schon bei Biontech gesehen.“

Curevac ist wie Biontech und Moderna ein mRNA-Impfstoff – der also nach einem anderen Prinzip funktioniert als die Stoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson, deren Impfung in den vergangenen Wochen zeitweise gestoppt worden war.

Zum Curevac-Impfstoff sollen in den kommenden Wochen die Ergebnisse der dritten Studienphase veröffentlicht werden. Bis zu einer offiziellen Zulassung der EMA kann es dann noch einige Wochen dauern. Das Paul-Ehrlich-Institut, das in Deutschland für die Zulassung von Impfstoffen zuständig ist, könnte schon vorher eine deutsche Notfallzulassung beschließen. „Dies wäre richtig, sofern die Wirksamkeit des Curevac-Impfstoffs hoch ist. Wir sind in einer Notlage, und der Curevac-Impfstoff wäre eine massive Entlastung“, sagte Lauterbach. „Und wenn die EU-Zulassung dann später kommt, kann sie die deutsche Notfallzulassung ersetzen.“

Dem Epidemiologen zufolge hat das Tübinger Unternehmen bereits mehrere Millionen Dosen vorproduziert. Der SPD-Politiker reagiert damit auf die aktuellen Probleme der Impfkampagne innerhalb Deutschlands und der EU. Am Dienstag begann der US-Konzern Johnson & Johnson mit der Lieferung seines Impfstoffs an die EU, nur um sie einen Tag danach direkt wieder zu stoppen. Grund hierfür sind Berichte von sechs geimpften US-Bürgerinnen über Sinusvenenthrombosen. Ein Zusammenhang zwischen den Thrombosen und dem Impfstoff konnte bislang noch nicht festgestellt werden, Gesundheitsbehörden und Experten arbeiten nun an einer Untersuchung der sechs Fälle.

Wenig Hoffnung bei russischem Impfstoff Sputnik V

Lauterbach geht nach eigenen Angaben dennoch davon aus, dass der Johnson-&-Johnson-Impfstoff von der EU zugelassen wird, eventuell auch nur für die Älteren. „Klar ist: Wenn Johnson & Johnson nur an über 60-Jährige verimpft wird, haben wir bei den unter 60-Jährigen ein Mengenproblem. Das wird unsere Impfkampagne deutlich verzögern.“ Die EU erwartetet bis Ende Juni 55 Millionen Dosen von Johnson & Johnson, gut zehn Millionen Dosen sollen nach Deutschland gehen. Der Impfstoff braucht im Gegensatz zu den bisherigen zugelassenen Vakzinen nur eine Dosis.

Wenig Hoffnung hat der SPD-Gesundheitsexperte bei dem russischen Impfstoff Sputnik V. Dieser könnte ähnliche Nebenwirkungen wie AstraZeneca und Johnson & Johnson haben. Außerdem erneuerte Lauterbach seine Forderung, den Zeitraum zwischen der ersten und zweiten Impfdosis auf das Maximum von zwölf Wochen zu strecken. Damit könnten möglichst viele Menschen eine erste Impfdosis erhalten und hätten einen gewissen Schutz vor dem Virus. Lauterbach wörtlich:

"Daten aus Großbritannien zeigen eindeutig, dass schon nach der ersten Dosis die Neuinfektionen und die Anzahl der schweren Erkrankungen drastisch fällt. Wir brauchen jetzt pragmatische Lösungen, die so viele Menschenleben wie möglich retten.“

(red)

1000 Tage Krieg: Warum die Ukraine nicht verloren ist
Nach bald drei Jahren hat die Ukraine kaum noch Optionen, um den Krieg gegen Aggressor Russland militärisch zu gewinnen. Besiegt ist das geschundene Land deswegen aber nicht.

Am Dienstag ist es 1000 Tage her, seit der russische Autokrat Wladimir Putin den Befehl zur Invasion der Ukraine gab. Nun beginnt der dritte Kriegswinter. Er droht in der Ukraine "besonders kalt und dunkel zu werden", so der österreichische "Standard". Denn russische Luftschläge haben die Energieversorgung hart getroffen, zuletzt am Wochenende.

Zur Story