Nach dem tödlichen Attentat auf den ultrarechten US-Aktivisten und Influencer Charlie Kirk sehen viele seiner Anhänger:innen in ihm einen "Märtyrer" – und entrüsten sich über Menschen, die Kirk und sein Wirken kritisch oder gar abfällig kommentieren.
Im Internet läuft eine regelrechte Kampagne: Rechte Politiker:innen und Meinungsmacher:innen, darunter Regierungsmitglieder und die ultrarechte Verschwörungs-Influencerin Laura Loomer, rufen ihre Mitbürger:innen dazu auf, kritische Online-Beiträge über Kirk öffentlich anzuprangern und auf die Entlassung der Autor:innen hinzuwirken.
Von diesem Feldzug sind unter anderem Lehrer:innen, Feuerwehrleute oder auch Angehörige des US-Militärs betroffen. Mehrere Menschen haben bereits ihren Job verloren. Kirk-Unterstützer:innen durchkämmen dazu systematisch das Internet nach negativen Kommentaren über den ermordeten Aktivisten – und geben Gleichgesinnten Tipps.
"Wenn sie ihr Foto auf ihrem Profil haben, selbst wenn kein Name dabei steht, ladet das Foto herunter", rät etwa der rechtskonservative Influencer Joey Mannarino. Dann könne das Foto mit LinkedIn, dem Online-Netzwerk zur Pflege beruflicher Kontakte, abgeglichen und auf diese Weise der Arbeitsplatz der Betreffenden herausgefunden werden, um sie dort anzuschwärzen. "Ruft beim Arbeitgeber an, hinterlasst Google-Bewertungen", leitet Mannarino seine Anhänger an.
Ein College in South Carolina hat ein Mitglied seiner Fakultät suspendiert, nachdem dieses beleidigende Bemerkungen über die Tötung von Charlie Kirk gepostet hatte.
In einer per E-Mail an "Daily Beast" gesendeten Erklärung bestätigte die Clemson University am Samstag, dass "mit sofortiger Wirkung ein Mitarbeiter suspendiert wurde, bis eine weitere Untersuchung der Social-Media-Posts abgeschlossen ist".
Die Hochschule fügte hinzu, dass "eine vollständige Überprüfung der Social-Media-Aktivitäten des Mitarbeiters, die uns im Zusammenhang mit dem jüngsten Vorfall gemeldet wurden, im Gange ist" und dass "jeder Fall individuell und gründlich bewertet wird, um sicherzustellen, dass angemessene Maßnahmen ergriffen werden".
Zwei weitere Fakultätsmitglieder sollen laut einem X-Beitrag der Clemson College Republicans ebenfalls "ungeheuerlichen Hass" über Kirks Tod verbreitet haben.
Die Nennung von Clemson-Mitarbeitern ist Teil der laufenden Kampagne von Anhänger:innen des verstorbenen rechtsextremen Aktivisten, die versuchen, Kritiker des Turning Point USA-Gründers zu identifizieren und deren Arbeitgeber unter Druck zu setzen, sie zu entlassen. Diese Bemühungen haben ihnen den Spitznamen "Nazi-Karens" eingebracht.
Clemsons anfängliches Zögern, auf die Online-Kommentare seiner Mitarbeiter:innen zu reagieren, hatte Kritik von republikanischen Abgeordneten des Bundesstaates ausgelöst, darunter die State Representatives Thomas Beach und April Cromer sowie der State Senator Wes Climer.
Cromer ging sogar so weit, zu fordern, dass der Hochschule ihre geschätzte jährliche staatliche Förderung von 219 Millionen US-Dollar entzogen werde. "Es ist glasklar, woher Clemsons Führung ihr Drehbuch nimmt: direkt aus der Agenda der Linken", schrieb Cromer am Samstag. "Clemson gehört den Menschen in South Carolina, NICHT den progressiven Eliten. Es ist Zeit, sie zur Verantwortung zu ziehen. Schließt es."
Weil in der Nähe des Tatorts zwei Patronenhülsen mit antifaschistischen Parolen entdeckt wurden, sprechen viele Rechte in den USA von einem linksextremen Mörder. Schon bevor der mutmaßliche Schütze gefasst wurde, hatte US-Präsident Donald Trump die "radikale Linke" für das Attentat verantwortlich gemacht.
Die Gewalttat wurde nicht nur von den Republikanern, sondern auch von führenden Demokraten umgehend verurteilt. Doch der gewaltsame Tod von Kirk, der mit seinen Millionen Followern zu Trumps Wahlsieg im vergangenen Jahr beitrug, verschärft die politische Spaltung des Landes.
(Mit Material von AFP).