Co-Sprecher Jörg Meuthen bei einem Auftritt im Februar.Bild: www.imago-images.de / Peter Hartenfelser
Deutschland
In der AfD gibt es seit längerem Auseinandersetzungen um die Ausrichtung der Partei. Kritik richtet sich vor allem gegen Co-Bundeschef Jörg Meuthen. Bei einem Bundeskonvent hat er jedoch eine – wenn auch knappe – Mehrheit hinter sich.
21.06.2020, 10:5821.06.2020, 13:54
Die Parteispitze der AfD hat nach einem
Bundeskonvent im sächsischen Lommatzsch die Einigkeit der Partei
betont. "Wir haben kontrovers diskutiert, kontrovers gestritten, wie
es sich gehört für eine demokratische Partei", sagte der
Co-Vorsitzende Tino Chrupalla am Samstagabend. Dennoch arbeite der
Bundesvorstand eng zusammen. "Wir sind eine AfD, es gibt keine
Spaltung", betonte er.
Allerdings gab es auf dem Konvent einen Antrag, der Co-Bundeschef
Jörg Meuthen "unverantwortliche Spaltungsversuche" vorwarf und
personelle Konsequenzen forderte. Dieser wurde von Delegierten
abgelehnt – nach Angaben aus Parteikreisen mit 27 zu 23 Stimmen
jedoch recht knapp.
Meuthen steht seit einiger Zeit parteiintern in
der Kritik – unter anderem wegen des Rauswurfs des bisherigen
Brandenburger AfD-Landeschefs Andreas Kalbitz.
Die Causa Kalbitz ist noch nicht ausgestanden
Am Freitag hatte Meuthen eine juristische Niederlage hinnehmen
müssen: Das Landgericht Berlin hatte die Aufhebung von Kalbitz'
Mitgliedschaft durch den Bundesvorstand für unzulässig erklärt. Damit
darf der rechtsextreme Politiker seine Rechte als
Parteimitglied und als Mitglied im Bundesvorstand bis zur
Entscheidung des AfD-Bundesschiedsgerichts wieder ausüben. Meuthen
zeigte sich am Samstag zuversichtlich, dass das Schiedsgericht die
Mitgliedsrechte aberkennen werde.
Er sagte, dass der Ausschluss von Kalbitz eine "unbequeme Maßnahme"
gewesen sei, die man aber habe ergreifen müsse. "Wir haben
Erkenntnisse, dass Kalbitz eine verfestigte rechtsextreme
Vergangenheit hat, von der er sich nie distanziert hat". Kalbitz war
einer der Wortführer des rechtsnationalen "Flügels" um den Thüringer
AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke.
AfD-interne Kritik an Meuthen
Der AfD-Ehrenvorsitzende und Bundestagsfraktionschef Alexander
Gauland hatte sich im "Spiegel" zuvor besorgt geäußert: Seitdem
Meuthen gegen Kalbitz vorgegangen sei, beobachte er "mit Sorge
regelrechte Zersetzungstendenzen in der Partei".
Auch Björn Höcke
kritisierte Meuthen: "Zum dritten Mal in unserer sehr jungen
Parteigeschichte will also einer unserer Bundessprecher Teile der
Partei mundtot machen oder sogar aus der Partei drängen", schrieb
Höcke am Freitagabend bei Facebook – und spielte damit auf die
Vorgänger Meuthens an, Frauke Petry und Bernd Lucke. Auch Chrupalla
hatte gegen eine Aberkennung von Kalbitz Mitgliedschaft gestimmt.
Meuthen äußerte sich auch zu den gegen ihn gerichteten Vorwürfen im
Zusammenhang mit seiner Wahlkampffinanzierung 2016. Laut
Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) und "Spiegel" geht es um ein
Dokument, in dem ein früherer Wahlkampfmanager Meuthen belastet.
Meuthen sei bewusst gewesen, dass die Unterstützung durch die
Schweizer Goal AG rechtlich zweifelhaft war, heißt es darin.
Der
Co-Bundeschef wiegelte ab: "Ich erinnere mich in keiner Weise, solche
Äußerungen getätigt zu haben."
(ll/dpa)
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