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Wohnungsmarkt: die wichtigsten Erkenntnisse zur aktuellen Lage

Komm doch. Ist bestimmt schön. Oder zumindest günstig.
Komm doch. Ist bestimmt schön. Oder zumindest günstig.imago/watson-montage
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Zieh nach Wunsiedel! Und 6 weitere Erkenntnisse zum miesen deutschen Wohnungsmarkt

20.09.2018, 10:27
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Auf nach Wunsiedel? Der bayerische Landkreis gehört zu den Regionen in Deutschland mit den niedrigsten Mieten. Koffer schon gepackt?

Wahrscheinlich nicht, denn die Flucht aufs Land ist nicht für jeden eine Option. In diesen Tagen sucht die Politik mal wieder Antworten auf das Problem hoher Mieten und knapper Wohnungen.

Beim Wohngipfel an diesem Freitag sollen Verbände und Politik gemeinsam über das Wohnungsproblem beraten. Am Vortag laden Gewerkschaften, Sozialverbände und Mieterbund zu einem alternative Wohngipfel.

Kleiner Überblick über den deutschen Wohnungsmarkt:
Ende vergangenen Jahres gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamts knapp 42 Millionen Wohnungen in Deutschland. Zahlen dazu, wie diese genau genutzt werden, gibt es nicht.

Gewisse Hinweise liefern aber Erhebungen des Bundesamts vor vier Jahren: 2014 gab es noch knapp drei Millionen Wohnungen weniger.

Damals waren etwa 42 Prozent der Wohnungen in Wohngebäuden von den Eigentümern bewohnt, 50 Prozent waren vermietet, und der Rest war zum Zeitpunkt der Befragung unbewohnt, etwa wegen eines Umzugs.
Bis die Politiker das Problem gelöst haben – hier kommen die wichtigsten Erkenntnisse zum miesen deutschen Wohnungsmarkt

Captain Obvious spricht: Der Wohnungsmarkt ist überhitzt!

Das liegt daran, dass es regional eine riesige Nachfrage gibt –übrigens nicht nur in Ballungsräumen. In einem Drittel aller deutschen Kreise und kreisfreien Städte fehlt inzwischen Wohnraum, wie das Gutachterinstitut Prognos im Juni 2017 ermittelt hat. Demnach ist die Situation in 138 von 402 Städten und Kreisen problematisch. Besonders angespannt war der Wohnungsmarkt in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart.

Unter dem Strich gibt es übrigens sogar mehr Wohnungen als noch vor einigen Jahren: Während 2010 auf 1000 Einwohner 495 Wohnungen kamen, waren es im vergangenen Jahr 12 Wohnungen mehr. Gleichzeitig werden die Wohnungen größer: Die durchschnittliche Fläche pro Person hat sich in sieben Jahren um 1.5 Quadratmeter erhöht.

Und die Mieten wachsen weiter

2017 sind die Mieten bei Neuverträgen um 4.5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen – damit hat sich der Preisanstieg gegenüber dem Jahr 2016 leicht abgebremst (von 4,9 Prozent). Im Durchschnitt bezahlten Mieter 7,99 Euro pro Quadratmeter, wie das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BSSR) ermittelt hat. Ausgewertet wurden allerdings nicht die schwer zu ermittelnden tatsächlichen Mietpreise, sondern Angebotsmieten, also Preise, die Vermieter bei Inseraten verlangen.

Besonders Großstädte sind betroffen

Die teuersten Wohnungen wurden mit durchschnittlich 16.65 Euro pro Quadratmeter in München inseriert. Auf Platz zwei folgten Frankfurt am Main (13.09 Euro) und Stuttgart (12.62 Euro). Wer eine günstige Wohnung sucht, muss raus aufs Land: In den Landkreisen Wunsiedel (Bayern), Vogtlandkreis (Sachsen), Holzminden und Lüchow-Dannenberg (Niedersachsen) wurden Wohnungen für weniger als 4.50 Euro pro Quadratmeter angeboten.

Aufs Land ziehen will trotzdem kaum jemand

Sie würden wohl gerne. "Wenn die Deutschen unabhängig von ihrer finanziellen Situation die Wahl hätten, würden sie mehrheitlich am liebsten in einer kleinen Landgemeinde wohnen", stellt die Bundesstiftung Baukultur in einer Ende 2016 veröffentlichten Untersuchung fest. Doch dem Lockruf des Landes folgen nur die wenigsten: Vor allem "Künstler, Designer und Kulturschaffende" entschieden sich bewusst für einen Umzug. Im großen Stil zögen die Leute aber nicht aufs Land.

Nach einer Auswertung des BBSR aus dem Frühjahr sind zwischen 2010 und 2016 vor allem Großstädte und deren Umland gewachsen. Auch rund die Hälfte aller ländlich geprägten Landkreise legte zu. Dünn besiedelte Landkreise abseits von Ballungsräumen verloren dagegen Einwohner.

Die Bundesregierung versucht vieles, um dem Wohnungsmarkt zu begegnen

Es gibt eine ganze Palette an Vorhaben: Das Baukindergeld soll Familien mit einem oder mehreren minderjährigen Kindern im Haushalt den erstmaligen Neubau oder Immobilienerwerb erleichtern. Möglich ist ein Zuschuss von 1200 Euro pro Kind und Jahr über zehn Jahre.

Die Mietpreisbremse untersagt, dass bei der Wiedervermietung eine Miete von mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete zu verlangen. Die SPD will noch einmal nachlegen: Bestandsmieten sollen für eine Dauer von fünf Jahren nur parallel zur Inflation steigen dürfen, fordert sie.

Ein Extra-Steuerbonus soll Investoren zum Bau bezahlbarer Wohnungen verleiten. Dafür will der Bund zusätzlich zur normalen Abschreibung für vier Jahre eine Sonderabschreibung von jährlich fünf Prozent gewähren. Außerdem sind 2 Milliarden Euro an Bundesmitteln für den sozialen Wohnungsbau eingeplant. Union und SPD haben sich eine Zielmarke von 1,5 Millionen neuen Wohnungen in den nächsten Jahren gesetzt.

Die Versuche sind allerdings nicht besonders erfolgreich

Gewerkschaften, Sozialverbände und Mieterbund meinen, "dass die Bundesregierung nicht gewillt oder nicht in der Lage ist, ernsthaft umzusteuern und eine Politik für Mieter und Wohnungssuchende zu machen". Das Bündnis hinter dem Alternativen Wohngipfel an diesem Donnerstag in Berlin fordert unter anderem eine schärfere Mietpreisbremse mit Bußgeld bei Verstößen und besseren Kündigungsschutz. Sie verlangen auch, dass öffentliche Grundstücke nicht mehr einfach an den Meistbietenden verkauft werden dürfen und eine "neue Wohnungsgemeinnützigkeit", also Wohnungsbaugesellschaften, die die Rendite begrenzen und Wohnungen zu beschränkten Preisen vermieten.

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