
Komm doch. Ist bestimmt schön. Oder zumindest günstig.imago/watson-montage
Deutschland
Auf nach Wunsiedel? Der bayerische Landkreis gehört zu den Regionen
in Deutschland mit den niedrigsten Mieten. Koffer schon gepackt?
Wahrscheinlich nicht, denn die Flucht aufs Land
ist nicht für jeden eine Option. In diesen Tagen sucht die Politik mal wieder Antworten auf das
Problem hoher Mieten und knapper Wohnungen.
Beim Wohngipfel an diesem Freitag sollen Verbände und Politik gemeinsam über das Wohnungsproblem beraten. Am Vortag laden Gewerkschaften, Sozialverbände und Mieterbund zu einem alternative Wohngipfel.
Kleiner Überblick über den deutschen Wohnungsmarkt:
Ende vergangenen Jahres gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamts knapp 42 Millionen Wohnungen in Deutschland. Zahlen dazu, wie diese genau genutzt werden, gibt es nicht.
Gewisse Hinweise liefern aber Erhebungen des Bundesamts vor vier Jahren: 2014 gab es noch knapp drei Millionen Wohnungen weniger.
Damals waren etwa 42 Prozent der Wohnungen in Wohngebäuden von den Eigentümern bewohnt, 50 Prozent waren vermietet, und der Rest war zum Zeitpunkt der Befragung unbewohnt, etwa wegen eines Umzugs.
Bis die Politiker das Problem gelöst haben – hier kommen die wichtigsten Erkenntnisse zum miesen deutschen Wohnungsmarkt
Captain Obvious spricht: Der Wohnungsmarkt ist überhitzt!
Das liegt daran, dass es regional eine riesige Nachfrage gibt –übrigens nicht nur in Ballungsräumen. In einem Drittel aller
deutschen Kreise und kreisfreien Städte fehlt inzwischen Wohnraum,
wie das Gutachterinstitut Prognos im Juni 2017 ermittelt hat. Demnach
ist die Situation in 138 von 402 Städten und Kreisen problematisch.
Besonders angespannt war der Wohnungsmarkt in Berlin, Düsseldorf,
Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart.
Unter dem Strich gibt es übrigens sogar mehr Wohnungen als noch vor
einigen Jahren: Während 2010 auf 1000 Einwohner 495 Wohnungen kamen,
waren es im vergangenen Jahr 12 Wohnungen mehr. Gleichzeitig werden
die Wohnungen größer: Die durchschnittliche Fläche pro Person hat
sich in sieben Jahren um 1.5 Quadratmeter erhöht.
Und die Mieten wachsen weiter
2017 sind die Mieten bei Neuverträgen um 4.5 Prozent im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen – damit hat sich der
Preisanstieg gegenüber dem Jahr 2016 leicht abgebremst (von 4,9
Prozent). Im Durchschnitt bezahlten Mieter 7,99 Euro pro
Quadratmeter, wie das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und
Raumforschung (BSSR) ermittelt hat. Ausgewertet wurden allerdings
nicht die schwer zu ermittelnden tatsächlichen Mietpreise, sondern
Angebotsmieten, also Preise, die Vermieter bei Inseraten verlangen.
Besonders Großstädte sind betroffen
Die teuersten Wohnungen wurden mit durchschnittlich 16.65 Euro pro
Quadratmeter in München inseriert. Auf Platz zwei folgten Frankfurt
am Main (13.09 Euro) und Stuttgart (12.62 Euro). Wer eine günstige
Wohnung sucht, muss raus aufs Land: In den Landkreisen Wunsiedel
(Bayern), Vogtlandkreis (Sachsen), Holzminden und Lüchow-Dannenberg
(Niedersachsen) wurden Wohnungen für weniger als 4.50 Euro pro
Quadratmeter angeboten.
Aufs Land ziehen will trotzdem kaum jemand
Sie würden wohl gerne. "Wenn die Deutschen unabhängig von ihrer
finanziellen Situation die Wahl hätten, würden sie mehrheitlich am
liebsten in einer kleinen Landgemeinde wohnen", stellt die
Bundesstiftung Baukultur in einer Ende 2016 veröffentlichten
Untersuchung fest. Doch dem Lockruf des Landes folgen nur die
wenigsten: Vor allem "Künstler, Designer und Kulturschaffende" entschieden sich bewusst für einen Umzug. Im großen Stil zögen die
Leute aber nicht aufs Land.
Nach einer Auswertung des BBSR aus dem Frühjahr sind zwischen 2010
und 2016 vor allem Großstädte und deren Umland gewachsen. Auch rund
die Hälfte aller ländlich geprägten Landkreise legte zu. Dünn
besiedelte Landkreise abseits von Ballungsräumen verloren dagegen
Einwohner.
Die Bundesregierung versucht vieles, um dem Wohnungsmarkt zu begegnen
Es gibt eine ganze Palette an Vorhaben: Das Baukindergeld soll
Familien mit einem oder mehreren minderjährigen Kindern im Haushalt
den erstmaligen Neubau oder Immobilienerwerb erleichtern. Möglich ist
ein Zuschuss von 1200 Euro pro Kind und Jahr über zehn Jahre.
Die Mietpreisbremse untersagt, dass bei der Wiedervermietung eine
Miete von mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete
zu verlangen. Die SPD will noch einmal nachlegen: Bestandsmieten
sollen für eine Dauer von fünf Jahren nur parallel zur Inflation
steigen dürfen, fordert sie.
Ein Extra-Steuerbonus soll Investoren zum Bau bezahlbarer Wohnungen
verleiten. Dafür will der Bund zusätzlich zur normalen Abschreibung
für vier Jahre eine Sonderabschreibung von jährlich fünf Prozent
gewähren. Außerdem sind 2 Milliarden Euro an Bundesmitteln für den
sozialen Wohnungsbau eingeplant. Union und SPD haben sich eine
Zielmarke von 1,5 Millionen neuen Wohnungen in den nächsten Jahren
gesetzt.
Die Versuche sind allerdings nicht besonders erfolgreich
Gewerkschaften, Sozialverbände und Mieterbund meinen, "dass die
Bundesregierung nicht gewillt oder nicht in der Lage ist, ernsthaft
umzusteuern und eine Politik für Mieter und Wohnungssuchende zu
machen". Das Bündnis hinter dem Alternativen Wohngipfel an diesem
Donnerstag in Berlin fordert unter anderem eine schärfere
Mietpreisbremse mit Bußgeld bei Verstößen und besseren
Kündigungsschutz. Sie verlangen auch, dass öffentliche Grundstücke
nicht mehr einfach an den Meistbietenden verkauft werden dürfen und
eine "neue Wohnungsgemeinnützigkeit", also Wohnungsbaugesellschaften,
die die Rendite begrenzen und Wohnungen zu beschränkten Preisen
vermieten.
Ganz Amerika fieberte am Sonntag auf das Sportereignis des Jahres hin: den Super Bowl. Donald Trump, der selbst als erster amtierender Präsident das Event besuchte, hatte für den 9. Februar aber erstmal eine andere Sache im Kopf. Während er mit der Air Force One über den Golf von Mexiko flog, deklarierte er den Tag als "Golf von Amerika"-Tag.