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"Maybrit Illner": Journalistin kritisiert Corona-Zahl – und kassiert harten Konter

Als Spiegel-Journalistin Rafaela von Bredow die Corona-Obergrenze von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohnern als willkürliche, "fast schon frivole" Zahl bezeichnet, verzieht Kanzleramtschef Helge Braun ...
Als Spiegel-Journalistin Rafaela von Bredow die Corona-Obergrenze von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohnern als willkürliche, "fast schon frivole" Zahl bezeichnet, verzieht Kanzleramtschef Helge Braun das Gesicht und holt zum Konter aus.screenshot zdf
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"Fast schon frivol": Journalistin kritisiert Corona-Obergrenze – Braun kontert

maik mosheim
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Wer ist schuld, wenn jetzt etwas schiefläuft? Dieser Frage nähert sich Maybrit Illner mit ihren Gästen. Am Ende liegt die viel benannte "Verantwortung" wohl bei den Länderchefs. Und die führen weiter ihren eigenen Kleinkrieg. Der Kanzleramtschef gibt derweil preis, wie die Obergrenze für Corona-Infektionen festgelegt wurde.
08.05.2020, 09:4308.05.2020, 09:55

Die Corona-Maßnahmen – was einmal ein gemeinsamer Kampf war, ist heute ein "überstürzter Wettlauf". So drückt es Moderatorin Maybrit Illner eingangs der gleichnamigen Donnerstagabend-Talkrunde aus. Das ZDF macht mit seinem Eröffnungsbeitrag klar, dass es mit der doch sehr unterschiedlichen Lockerungspolitik der verschiedenen Bundesländer fast schon humoristisch umgeht. "I’m coming out" von Diana Ross aus dem Jahr 1980 als Titelmusik des Beitrags und die Politiker als "Partygäste" auf ihrer ganz eigenen Party.

Ganz so humoristisch wird die Sendung aber nicht. Helge Braun, CDU-Politiker und Chef des Kanzleramtes, macht zunächst klar, dass Angela Merkels Satz "Ich bin kurz davor aufzugeben", den sie in einer Schalte mit den Länderchefs gesagt haben soll, aus dem Zusammenhang gerissen worden sei. Merkel habe diese Aussage zwar getätigt, aber sie habe sich nur auf eine spezielle Formulierung bezogen.

Weil mit Spitze gegen Söder

Stephan Weil, SPD-Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, ist aus Hannover zugeschaltet und einer derjenigen, der in größerem Umfang lockert. Ein Konzept für die Öffnung von Gastronomien und Schulen stand schon vor dem Corona-Gipfel am vergangenen Mittwoch. Aber: "Deutscher Lockerungsmeister" wolle er nicht werden. Ansonsten präsentiert sich Weil aber doch schon sehr locker. Was auch an diesem Abend die fast schon alte Leier des Kleinkriegs zwischen den Ministerpräsidenten zum Vorschein bringt.

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Bayerns Chef Markus Söder hatte in einem Interview die Frage aufgeworfen, warum man sich nicht noch zwei Wochen länger Zeit gegeben hatte bei den Lockerungen. Was Stephan Weil darüber denkt? "Ich frage mich dabei vor allem, warum der Kollege Söder dann am Dienstag den Plan für Bayern auf den Tisch gelegt hat." Damit hat er die Frage jetzt nicht direkt beantwortet, aber dafür das leise lodernde Feuer ein ganz klein wenig weiter angefacht. Immerhin.

Eine "fast schon frivole Zahl" erhitzt die Gemüter

Viel wird an diesem Abend über die "Obergrenze", den Begriff findet CDU-Politiker Helge Braun völlig unpassend, für Covid-19-Infektionen gesprochen. Sie wurde bei 50 Infektionen auf 100.000 Einwohner gesetzt. Für die Spiegel-Journalistin Rafaela von Bredow ist das eine willkürliche, "fast schon frivole" Zahl. Ihrer Meinung nach wäre ein zwei bis drei Wochen längerer Lockdown möglich gewesen und hätte ein "entspannteres" Lockern möglich gemacht. Die Zahl von 50 sei jedoch "praktisch erfunden", kritisiert sie.

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Dann kommt der Gegenwind, und zwar vom Kanzleramtschef. "Nein, das ist nicht erfunden, sondern ganz leicht ableitbar."

Erst erklärt Braun ihr die Entstehung der Zahl 50 als "Obergrenze": Das Robert-Koch-Institut hatte errechnet, dass die Gesundheitsämter in der Lage seien, die Infektionsketten von fünf Infizierten auf 100.000 Einwohner pro Tag nachvollziehen zu können. Das auf eine Woche gerechnet seien 35 Infizierte. Diese Zahl sei übrigens sein Vorschlag für eine "Obergrenze" gewesen, wie Braun einwirft.

Auf die 35 Infizierten hätte man nun 15, also rund zwei pro Tag, draufgerechnet, die die Gesundheitsämter mit Hilfe extra dafür eingerichteter "Notfallteams", bewältigen könnten. Bei über 50 Infizierten auf 100.000 Einwohner müsse man dann die volle Kraft auf die jeweilige Region bzw. den Landkreis konzentrieren.

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Nach dieser durchaus spannenden Erklärung bleiben von Bredow glatt die Worte weg. Die These von der willkürlich festgelegten, "fast schon frivolen" Zahl hat Braun mal eben weggewischt. Und dann konfrontiert die Ethikerin Alena Buyx die Journalistin fast schon vorwurfsvoll mit den vielen verzweifelten Eltern, die keine zwei bis drei Wochen Lockdown mehr durchhalten.

Fußball ohne Fans wie "der Genuss unaufgetauter Tiefkühlkost"

Thema Konfrontation: Als Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar anführt, dass man die "in Teilen veraltete" Industrie nun mit dem "Geld der nächsten Generation" wieder ankurbelt – er nennt den Verbrennungsmotor als Beispiel – wirft ihm Niedersachsens Landes-Chef Weil vor, ein "Zerrbild" zu zeichnen. Die Unstimmigkeit behebt sich schnell von selbst, aber zeigt doch in gewisser Weise die Anspannung, mit der momentan auf einzelne Formulierungen und Aussagen geachtet wird.

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Der Humor aus dem Eröffnungsbeitrag kommt am Ende aber doch nochmal zurück. Die Fußball-Bundesliga soll Mitte Mai weitergehen, Stephan Weil ist bekennender Fußball- und Hannover-96-Fan. Fans wird es beim Neuauftakt nicht geben, Moderatorin Illner fragt ihn, wie das für ihn sei. Nun, für ihn sei Fußball ohne Fans, wie "der Genuss unaufgetauter Tiefkühlkost". Lecker.

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