Der Weg von der Stimmabgabe bis zum amtlichen Endergebnis der Bundestagswahl ist lang und wird von Prognosen und Hochrechnungen begleitet. Ein Überblick der verschiedenen Erhebungen rund um die Wahl zum 20. Deutschen Bundestag am kommenden Sonntag.
Vor der Wahl erscheinen zahlreiche Umfragen von Meinungsforschungsinstituten. Das Prinzip dabei ist fast immer gleich: In der Regel zwischen tausend und 1500 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte werden befragt. Auf dieser Grundlage wird dann von den Meinungsforschungsinstituten ein Ergebnis etwa für die Sonntagsfrage ("Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre...") berechnet.
Diese Umfragen sind allerdings keine Prognosen für den Wahlausgang, sondern nur ein aktuelles Stimmungsbild. "Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten", betont etwa das Wahlforschungsinstitut Infratest dimap im Kurznachrichtendienst Twitter. Rückschlüsse auf den Wahlausgang seien damit "nur bedingt möglich".
Übersehen wird oft auch, dass die Institute selbst immer auf einen Fehlerbereich hinweisen. Dieser liegt zwischen etwa ein bis drei Prozentpunkten für die jeweiligen Werte. Dass Umfragen daneben liegen können, zeigte sich zuletzt etwa bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt im Juni, bei der die CDU sehr viel stärker abschnitt als alle Umfragen vermuten ließen.
Die am Wahlsonntag um Punkt 18.00 Uhr veröffentlichten Prognosen lagen in der Vergangenheit dagegen oft schon ziemlich nah am Endergebnis, auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch kein einziger Wahlzettel ausgezählt ist. Die Prognose beruht auf Befragungen von Wählern direkt nach Verlassen des Wahllokals. Sie füllen dazu einen Fragebogen der Wahlforscher aus. Diese so genannten Exit Polls bilden die Grundlage für die Berechnungen der Wahlforscher.
Die Meinungsforschungsinstitute nehmen die Wählerbefragungen am Wahltag vor einzelnen ausgewählten Wahllokalen anonym vor. Niemand ist verpflichtet, Auskunft zu geben.
Schon wenige Minuten nach der Prognose werden die ersten Hochrechnungen der Meinungsforschungsinstitute veröffentlicht. Diese beruhen dann nicht mehr auf Befragungen, sondern auf amtlichen Auszählungen in zufällig ausgewählten Stimmbezirken. Aus diesen amtlichen Teilergebnissen errechnen die Meinungsforschungsinstitute das wahrscheinliche Gesamtergebnis. Diese Zahlen werden im Verlauf des Wahlabends immer exakter, weil immer mehr Teilergebnisse einfließen.
Das vorläufige amtliche Endergebnis veröffentlicht der Bundeswahlleiter in der Wahlnacht auf Grundlage der amtlichen Ergebnisse aus allen Wahlbezirken. In der Regel liegt dieses erste offizielle Ergebnis am frühen Montagmorgen vor. Das endgültige Ergebnis wird erst Wochen nach der Wahl verkündet. Zunächst überprüft der Bundeswahlleiter die von den Landeswahlausschüssen ermittelten Ergebnisse aus den 16 Bundesländern. Schließlich stellt dann der Bundeswahlausschuss das Ergebnis fest, dem neben dem Bundeswahlleiter als Vorsitzendem noch acht Beisitzer und zwei Richter des Bundesverwaltungsgerichts angehören.
Üblicherweise wird bei der Bundestagswahl auch eine repräsentative Wahlstatistik aufgestellt. Dabei werden in 2573 zufällig ausgewählten Wahlbezirken die Wahlbeteiligung und die Stimmabgabe nach Geburtsjahresgruppe und Geschlecht anonym ermittelt. "Auf diese Weise wird ein zuverlässiges Bild der politischen Beteiligung verschiedener Bevölkerungsgruppen in Deutschland gewonnen", sagte Bundeswahlleiter Georg Thiel in einer Mitteilung von Mittwoch. Erste Ergebnisse dieser Statistik würden voraussichtlich im Dezember vorliegen.
(vdv/afp)