Der Kanzlerkandidat der SPD, Olaf Scholz.Bild: imago images / Shan Yuqi
Deutschland
"Geradezu abenteuerlich" findet es die CSU, dass die SPD mitten in der Corona-Krise den Vizekanzler als Kanzlerkandidaten nominiert. Der vermag darin kein Problem für die große Koalition erkennen.
11.08.2020, 10:0311.08.2020, 10:05
Finanzminister Olaf Scholz sieht durch seine
frühzeitige Ausrufung zum SPD-Kanzlerkandidaten die Sacharbeit in der
großen Koalition nicht gefährdet. "Es geht ja nicht morgen früh der
Wahlkampf los. Sondern es ist einfach ganz normale Regierungsarbeit
angesagt", sagte er am Montagabend in der ARD. Scholz verteidigte den
überraschenden Zeitpunkt seiner Nominierung damit auch gegen Kritik
aus der Union. Die Bürger könnten jetzt erkennen, woran sie mit der
SPD seien.
Vorstand und Präsidium der SPD hatten Scholz am Montag einstimmig als
Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2021 nominiert. Eine
Bestätigung auf einem Parteitag ist danach nicht mehr nötig. Die SPD
ist damit die erste im Bundestag vertretene Partei mit einem
Kanzlerkandidaten für die Wahl im Herbst 2021. Während die CDU
zurückhaltend reagierte, stieß die Entscheidung in der CSU auf
scharfe Kritik.
"Jetzt ist nicht die Zeit für Wahlkampf und Kandidatenkür. Unser Land
steht vor großen Herausforderungen und riesigen Aufgaben in der
Corona-Pandemie", sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume der
"Passauer Neuen Presse" (Dienstag). Als Überraschungscoup nun einen
Kandidaten aus dem Hut zu zaubern, sei "geradezu abenteuerlich".
Scholz sei ein respektabler Minister – "aber die Ausrufung des
Bundestagswahlkampfs in dieser schwierigen Phase kann schon zu einer
Belastung für die Arbeit der großen Koalition werden".
Söder: Zu früh für Wahlkampf
Am Montag hatte bereits CSU-Chef Markus Söder deutlich gemacht, dass
die SPD ihren Kanzlerkandidaten aus seiner Sicht zu früh bekannt
gegeben hat. Auch er warnte davor, angesichts der schwelenden
Corona-Pandemie zu früh in den Bundestagswahlkampf zu starten.
Wer die Union als Kanzlerkandidat in die Bundestagswahl führt, ist
noch offen. Für den CDU-Vorsitz bewerben sich Armin Laschet,
Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Sie liegen in Umfragen zur
Kanzlerkandidatur jedoch deutlich hinter Söder zurück – der
allerdings stets betont, sein Platz sei in Bayern. Er plädiert dafür,
den Spitzenkandidaten der Union erst im nächsten Jahr zu benennen.
Der falsche Kandidat? Scholz widerspricht
Merz hatte Scholz am Montag ein
Scheitern vorhergesagt: "Olaf Scholz wird es so ergehen wie Peer
Steinbrück 2013: Der Kandidat passt nicht zur Partei", sagte der
frühere Unionsfraktionschef der "Rheinischen Post".
Scholz wies diesen Eindruck zurück: "Wir haben uns in einem nicht
unkomplizierten Prozess zusammengerauft", sagte er in der ARD. "SPD
und Kanzlerkandidat passen zusammen." Der Finanzminister machte
deutlich, dass er mit der Rückendeckung aller Kräfte in der SPD
rechne. "Das ist wichtig, dass die SPD geschlossen handelt, alle auch
mit ihrer Geschlossenheit und Einigkeit überrascht und sich hinter
dem Kandidaten versammelt – und so wird es jetzt sein", sagte er im
ZDF.
FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg bezeichnete die Nominierung
dagegen als "Inkonsequenz mit Wumms". Es sei ein bekanntes Modell der
SPD, mit einem in der Bevölkerung angesehenen, aber in der Partei
nicht unterstützten Minister anzutreten, sagte Teuteberg der
"Rheinischen Post" (Dienstag). Spätestens im Wahlkampf werde der
Widerspruch zwischen pragmatischem Kandidaten und linkem Programm
klar.
(om/dpa)
Sie ist in der Modebranche gefragt und setzt regelmäßig Akzente in Sachen Schönheitsideale: Ella Emhoff, ihres Zeichens Influencerin und Stieftochter von Kamala Harris. Sie legte einen nahezu kometenhaften Aufstieg als Model und Designerin hin.