Innenminister Horst Seehofer berichtete von den vereitelten Anschlägen.Bild: dpa / Bernd von Jutrczenka
Deutschland
Das Bundesinnenministerium und
deutsche Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass die drei in
Deutschland und Dänemark festgenommenen Syrer einen Terroranschlag
von erheblichem Ausmaß geplant haben. "Unsere Sicherheitsbehörden
haben erneut einen islamistischen Terroranschlag verhindert", sagte
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU).
In dem Fall sind bislang 14 Menschen festgenommen worden. In
Dänemark sitzen 13 Verdächtige inzwischen in Untersuchungshaft,
mindestens sieben davon unter konkretem Terrorverdacht. Nach Angaben
der dänischen Polizei wird diesen sieben vorgeworfen, einen
Terrorangriff in Dänemark oder Deutschland geplant oder daran
mitgewirkt zu haben. Was den weiteren sechs vorgeworfen wird, blieb
am Freitag zunächst unklar.
Ermittler haben Bombenteile und eine IS-Flagge gefunden
"Wir haben die Zutaten und Teile gefunden, die zur Herstellung
einer Bombe benötigt werden. Wir haben auch verschiedene Arten von
Waffen gefunden, Pumpguns, ein Jagdgewehr mit Fernrohr", sagte der
operative Leiter des dänischen Inlandsnachrichtendienstes PET,
Flemming Drejer, am Freitag in Søborg bei Kopenhagen. Diese Funde
sorgten für Besorgnis. Zudem habe man eine Flagge der Terrormiliz
Islamischer Staat sichergestellt, was die Annahme bestätige, dass die
Festgenommenen vom "militanten Islamismus" inspiriert worden sein
könnten.
Am Donnerstag war zunächst bekanntgeworden, dass am vergangenen
Wochenende drei Brüder aus Syrien festgenommen worden waren, zwei
davon in Dänemark, einer im hessischen Dietzenbach. Ob es sich bei
den weiteren Festgenommenen in Dänemark um Angehörige der Brüder
handelte, ließen die Behörden zunächst ebenso offen wie ihre
Nationalitäten. Man müsse die Karten bei den Ermittlungen derzeit eng
am Körper halten, sagte PET-Chef Drejer.
Verdächtige sollen schon früher als aufgefallen sein
Das Amtsgericht Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt, wo einer der in
Dänemark festgenommenen Brüder ansässig war, hatte zuvor Haftbefehl
gegen die drei syrischen Männer im Alter von 33, 36 und 40 Jahren
erlassen. Vorgeworfen wird ihnen die Vorbereitung einer schweren
staatsgefährdenden Gewalttat, wie die Generalstaatsanwaltschaft
Naumburg mitteilte.
Konkret soll das Trio im Januar am Ankauf mehrerer Kilogramm
Chemikalien in Polen beteiligt gewesen sein, die zur Herstellung von
Sprengsätzen dienen können. Die Ware soll von Polen nach
Dessau-Roßlau geliefert und von dort dann nach Dänemark transportiert
worden sein. Für zwei der Brüder ist dem Vernehmen nach die
erstmalige Einreise nach Deutschland im Jahr 1998 dokumentiert. Die
beiden syrischen Staatsbürger sollen später einen Schutzstatus als
Flüchtlinge erhalten haben. Einer von ihnen heiratete eine deutsche
Frau. Mitglieder der Familie seien zwischen 2006 und 2016 schon als
Islamisten aufgefallen. Ein konkreter Verdacht ließ sich nach Angaben
aus Sicherheitskreisen damals aber nicht erhärten.
Insgesamt will das Innenministerium 17 Anschläge verhindert haben
In die jetzigen Ermittlungen hatte sich auch das
Bundeskriminalamt eingeschaltet. "Mein Dank gilt den Behörden des
Bundes sowie in Sachsen-Anhalt und Hessen", sagte Seehofer.
"Terrorismus ist international – unsere Terrorismusbekämpfung ist es
auch." Dem Vernehmen nach hatten die deutschen Behörden aus dem
Ausland einen Hinweis auf die Chemikalien-Bestellung in Polen
erhalten. Innerhalb kürzester Zeit wurde Kontakt zu den
Sicherheitsbehörden in Dänemark aufgenommen, wo jetzt auch der
Schwerpunkt der Ermittlungen liegt.
Laut Bundesinnenministerium wurden in Deutschland seit 2009
insgesamt 17 islamistische Anschläge vereitelt. Die deutsche Polizei
hatte im vergangenen Dezember 617 islamistische Gefährder auf dem
Radar. Als "Gefährder" gelten Menschen, denen die Polizei eine
schwere politisch motivierte Straftat zutraut. Etwas mehr als die
Hälfte von ihnen hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Ein Teil von
ihnen hält sich aktuell im Ausland auf, ein Teil ist in Deutschland
inhaftiert. Zudem waren in den Datenbanken der Polizei zuletzt 529
"relevante Personen" gespeichert – so nennt man Menschen, bei denen
die Polizei davon ausgeht, dass sie sich an einer solchen Straftat
beteiligen oder diese unterstützen würden.
(lfr/dpa)
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