Chantal Bausch wirkt sehr lebhaft. Munter fegt sie durch unser Büro, witzelt herum, schlägt vor, zwischen unseren Fragen noch ein kleines Workout einzulegen – schließlich nimmt Sport einen hohen Stellenwert im Leben der 26-Jährigen ein: Chantal spielt in der ersten Liga Hockey, außerdem noch Tennis und Golf. Scheinbar mühelos macht sie nebenbei einen Master in BWL.
Was wir bei unserem Treffen mit ihr nicht sehen, ist die große Narbe, die längst über ihre Brust verläuft. Denn in Chantals Körper schlägt ein fremdes Herz: Mit zwölf Jahren hat sie eine Organspende empfangen.
Nur einen Abend zuvor hat die Studentin ihre Geschichte zu Beginn der ARD-Talkshow "Hart aber fair" erzählt. Thema des Abends war die Debatte, die Gesundheitsminister Jens Spahn jüngst mit seinem Vorschlag zur Neuregelung der Organspende auslöste. Spahn, der Teil der anschließenden Diskussionsrunde war, plädiert für eine Widerspruchslösung, bei der man einer Organspende aktiv widersprechen muss. Ein Nicht-Reagieren gilt somit als Zustimmung zur Organentnahme nach dem Tod.
Von Spahn fühlt sich Chantal verstanden: Ihrer Ansicht nach versteht der Politiker das Leid, dem viele Menschen ausgesetzt sind, während sie auf ein Spenderorgan warten:
Weniger nachvollziehen kann Chantal allerdings die Argumente des Mediziners und Journalisten Werner Bartens, der ebenfalls Gast der Talkrunde war. Bartens spricht sich entschieden gegen Spahns Vorschlag aus und hält die Unversehrtheit des Körpers selbst nach dem Tod für ein hohes Gut.
Auch spricht der Arzt über mögliche Komplikationen nach einer Organtransplantation, die gegen eine Spende sprechen könnten. In diesem Zusammenhang fragt sich Chantal, wie viel Bartens mit Empfängern von Organen in Kontakt gestanden hat:
Generell versucht Chantal, sich auf positive Beispiele zu konzentrieren, wie sie auch im Gespräch mit Moderator Frank Plasberg deutlich machte. Sie ist dem Menschen, von dem sie damals ihr Herz erhalten hat, überaus dankbar. Die Lebensfreude, die sie empfindet, wünscht sie offenbar auch anderen Menschen - vor allem solchen, die vielleicht monate- oder jahrelang auf ein Spenderorgan warten müssen, die das Krankenhaus kaum noch verlassen, deren Angehörige mit bangen müssen.
Wie die "Sportlerin mit Spenderherz", wie sie sich selbst auf ihrer Website bezeichnet, die aktuelle Debatte um Organspende erlebt, erfahrt ihr im Video oben.