Deutschland besitzt nicht genügend Impfstoff für eine rasche Durchimpfung.Bild: E+ / PeopleImages
Deutschland
04.01.2021, 17:1204.01.2021, 19:06
Im Streit um den knappen
Corona-Impfstoff springt die Pharmaindustrie der Bundesregierung zur
Seite. "Die EU und auch die Bundesregierung haben sich nach unserer
Kenntnis sehr rechtzeitig sich mit der Beschaffung von Impfstoffen
auseinandergesetzt", sagte am Montag Hans-Georg Feldmeier, der
Vorsitzende des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie. Dabei
sei mit allen potenziellen Impfstoffherstellern verhandelt worden.
Die Bundesregierung ist mit scharfer Kritik konfrontiert, weil in
Deutschland verhältnismäßig wenig Impfstoff zur Verfügung steht und
die Lieferungen an die Bundesländer sich verzögert haben. "Was wir
jetzt feststellen ist, dass die einzelnen Firmen mit einer
unterschiedlichen Entwicklungsgeschwindigkeit zum Erfolg gekommen
sind", sagte der BPI-Chef dazu.
"Zum Zeitpunkt der Verhandlungen
konnte aber niemand voraussehen, wann welche Firma eine
Impfstoffentwicklung erfolgreich abschließt." Im Hauptberuf ist
Feldmeier Vorstandschef des in Grünwald bei München ansässigen
Herstellers Dermapharm .
"Im Nachhinein die Richtigkeit der Bestellstrategie bewerten zu wollen, ist nicht zielführend"
Feldmeier schlug größere Packungen vor, um schnell mehr Impfstoff
zur Verfügung zu stellen: Pro Behältnis könnte die europäische
Arzneimittelbehörde EMA demnach sechs Impfdosen statt der bisherigen
fünf zulassen.
Die EU hatte sich bei den Bestellungen auf sechs
Pharmaunternehmen konzentriert, von denen angenommen wurde, dass sie
ihre jeweiligen Impfstoffe am schnellsten entwickeln würden. "Nun
haben wir die Situation, in der weniger Firmen als vorausgesehen die
Zulassung haben", sagte Feldmeier. "Im Nachhinein die Richtigkeit der
Bestellstrategie bewerten zu wollen, ist nicht zielführend."
Nicht nur die Beschaffung des Impfstoffes wird eine Herausforderung
Feldmeier betonte, dass zum Zeitpunkt der Zulassungserteilung
schon sehr viel Impfstoff vorhanden gewesen sei. "Das ist nicht
selbstverständlich und bedeutet, dass die Hersteller auf eigenes
Risiko bereits vor der Zulassungserteilung mit der Produktion
begonnen haben."
Eine Herausforderung ist nach Worten des Pharmamanagers nicht nur
die Produktion des Impfstoffs als solchen. "Die Wertschöpfungskette
beginnt zum Beispiel mit der Produktion der Fläschchen, geht über die
Herstellung von Stopfen und Kappen bis zu speziellen Devices wie
Einwegspritzen und Hilfsstoffen und mündet dann in der eigentlichen
Impfstoffproduktion." Der Einkauf all dieser Materialien und die
Produktion seien globale Herausforderungen.
Einen Impfstoffgipfel, wie die SPD ihn vorgeschlagen hat, hält
Feldmeier nicht für sinnvoll. "Die akuten Fragestellungen sind nicht
politischer, sondern regulatorischer und technologischer Natur. Diese
Fragen können nicht auf einem Gipfel mit der Politik beantwortet
werden."
(lfr/dpa)
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