Bildung ist Ländersache. Ein Fakt, auf den die Bundesländer sehr beharren – schließlich lassen sich so individuelle Schwerpunkte setzen. Und natürlich das eigene Abitur als hochwertiger beschrieben werden, als das im Nachbarland.
Und weil die Länder in diesem Bereich die Hoheit haben, sind es auch ihre jeweiligen Bildungsminister:innen, die in letzter Instanz verantwortlich für die Prüfungen sind. So zum Beispiel Julia Willie Hamburg (Grüne), Bildungsministerin von Niedersachsen. Und eine Aufgabe des Politik-Abiturs in Niedersachsen sorgt über die Landesgrenzen hinaus für Furore.
Grund für den Aufstand: Im niedersächsischen Politikabitur wurde ein Gastbeitrag, den Luisa Neubauer für die Zeit geschrieben hat, behandelt. Konkret geht es um das Essay mit dem Titel: "Nur weil die Richtigen regieren, wird nicht gleich richtig regiert". In der Prüfung ging es dann laut Neubauer unter anderem darum, die Einflussmöglichkeiten von Bürger:innen, Vereinen, Parteien und sozialen Bewegungen anhand des Textes zu erläutern.
Was die Klima-Aktivistin sichtlich freut, bringt die Gemüter anderer Akteur:innen zum Kochen. Gegenüber der "Bild" erklärte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Christian Fühner:
Er habe mit Verwunderung zur Kenntnis genommen, dass ein Text einer Aktivistin herangezogen wurde – statt eines Essays einer:eines neutraleren Autor:in. Das Kultusministerium des Landes erklärte gegenüber der Zeitung, es sei nicht ungewöhnlich, aktuelle Artikel zum Prüfungsinhalt zu machen.
Aber nicht nur die Union in Niedersachsen gibt sich schockiert. Auch aus Bayern wird gemeckert.
So schreibt der CSU-Generalsekretär Martin Huber auf Twitter empört: "Aufsätze von Aktivisten sind kein Abitur-Stoff! Dass in Niedersachsen unter einer Grünen Bildungsministerin ein Text von Luisa Neubauer im Abitur behandelt wird, geht gar nicht!" Er fragt außerdem, was als Nächstes kommen werde: "Auf der Straße festkleben als Sportunterricht?", schlägt er vor.
Unter dem Post hagelt es Kritik. Ein User schreibt: "Gott bewahre, dass Klimawandel ein wichtiges Thema in der Politik würde!!!" Ein anderer erklärt Huber, dieser sei ein "hysterischer alter Mann." Ein weiterer Vorschlag: "Nächstes Jahr behandeln wir beim bayerischen Abi deine Doktorarbeit, Martin. Weltliteratur first!"
Huber hatte seinen Doktortitel nach einer weiteren Überprüfung durch die Ludwig-Maximilians-Universität in München 2022 zurückgegeben.
Eine andere Userin kommentiert: "Den Einwand verstehe ich überhaupt nicht. Alles, was die Gesellschaft beschäftigt, ist ein guter Stoff für den Unterricht, um kritische Auseinandersetzung zu lernen."