
Die Bereitschaft, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen, könnte zum Einstellungskriterium werden. Zumindest wenn es nach den Grünen geht. (Symbolfoto) Bild: www.imago-images.de / imago stock&people
Deutschland
13.07.2020, 06:3313.07.2020, 08:01
Bei den Grünen gibt es Überlegungen, bei
Neueinstellungen an Universitätskliniken Ärzte zu bevorzugen, die
bereit sind, bei Schwangeren Abtreibungen vorzunehmen. Damit soll
Engpässen in dem Bereich entgegengewirkt werden. "Einzelne Ärzte
können nicht verpflichtet werden, aber Kliniken, insbesondere die in
staatlicher Verantwortung, sollten personalpolitisch sicherstellen,
dass der Zugang zu reproduktiver Gesundheitsversorgung bei ihnen
gewährleistet wird", sagte die stellvertretende Grünen-Vorsitzende
Ricarda Lang der "Welt".
Die Idee kommt ursprünglich aus Baden-Württemberg. Das dortige grün
geführte Sozialministerium will prüfen, ob die Bereitschaft zu
Schwangerschaftsabbrüchen ein Einstellungskriterium für Mediziner an
Uni-Kliniken sein könnte. Das Land sei verpflichtet, sicherzustellen,
dass Frauen, die abtreiben wollten, auch die Möglichkeit dazu hätten,
sagte eine Ministeriumssprecherin in Stuttgart am Sonntag.
Immer weniger Kliniken führen Schwangerschaftsabbrüche durch
Dem Statistischen Bundesamt zufolge wurden im ersten Quartal 2020
rund 26.500 Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland gemeldet. Dem
"Welt"-Bericht zufolge, der sich ebenfalls auf Zahlen der Behörde
beruft, ist die Zahl der Arztpraxen und Kliniken, die
Schwangerschaftsabbrüche durchführen, zwischen 2003 und 2018 um rund
40 Prozent auf etwa 1200 Stellen gesunken.
Die frauenpolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, Ulle
Schauws, sagte der Zeitung: "Dass es für Uni-Kliniken zum
Einstellungskriterium werden könnte, ob Ärztinnen und Ärzte Abbrüche
durchführen, halte ich für einen gangbaren Weg, um die lückenhafte
Versorgung endlich zu verbessern."
Die grüne Sprecherin für Gesundheitsförderung, Kirsten
Kappert-Gonther, sagte demnach, wenn Uni-Kliniken bevorzugt Ärztinnen
und Ärzte einstellten, "die in der Lage sind,
Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen, kann das ein Beitrag für eine
bessere Versorgungslage sein". Es sei eine "verhältnismäßig milde
Maßnahme", aus der sich keine grundsätzliche Verpflichtung für alle
Mediziner ergebe.
(lau/dpa)
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